Aus britischen und US-amerikanischen Campus-Romanen kennt man dieses Szenario: Zur Begrüßung des neuen Professors lädt der Lehrstuhlinhaber alle Mitarbeiter zum Cocktailempfang. Beim Martini wird dann Small Talk über die neuesten Forschungsergebnisse betrieben und dabei - ganz nebenbei - die eigene Position gesichert und ausgebaut. An deutschen Universitäten sind solche Szenarien eher selten, doch auch hier ist die Vernetzung mit den Forscherkollegen wichtig. Ein Kurs an der Dahlem Research School der Freien Universität Berlin will deswegen den Nachwuchswissenschaftlern akademischen Small Talk und Netzwerken beibringen.
Stimmengewirr erfüllt den Raum, junge Menschen sitzen oder stehen in Grüppchen beisammen, reden eindringlich aufeinander ein oder lassen ihre Blicke schweifen.
"Hi, I am Maria Valdés! I am working at the FU on inequality in Latin America ..."
Etwas aufgeregt erzählt die junge Frau von ihrem Promotionsprojekt. Das Ganze könnte eine typische Kaffeepausenszene am Rande einer Konferenz sein - hätte Maria Valdés nicht eine Stoppuhr in der Hand. An der Dahlem Research School lernen internationale Nachwuchsforscher der Freien Universität Berlin den akademischen Small Talk. Die gerade gestellte Aufgabe: Selbstpräsentation in 60 Sekunden.
Small Talk - da mag sich manch einer lockeres Plaudern beim Cocktail-Empfang, auf einer Vernissage oder beim Dinner vorstellen. Doch innerhalb des Wissenschaftsbetriebs sind die Gelegenheiten zur gepflegten Konversation oft weniger glamourös.
"Konferenzen sind eine großartige Gelegenheit, um neue Menschen kennenzulernen und Kontakte für mögliche Kooperationen zu knüpfen. Manchmal ergeben sich aus solchen Treffen neue Finanzierungsmöglichkeiten. Wenn man die eigene Forschung schlüssig und interessant kommunizieren kann, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass das Gegenüber erstens die eigenen Ideen versteht und sie dann zweitens auch weiterträgt."
Die Kommunikationstrainerin Millie Baker leitet das Seminar, sie kommt aus Großbritannien, der Wiege des leichten Konversation.
Der Arbeitsalltag von Nachwuchswissenschaftlern ist oft einsam, ihre Forschung findet in Archiven, im Labor oder allein hinter dem Schreibtisch statt. Doch auch in der internationalen Welt der Wissenschaft wird eine gute Vernetzung immer wichtiger. Dafür muss man auf Konferenzen, in Seminaren oder bei Treffen mit der Arbeitsgruppe auf Menschen zugehen können. Millie Baker:
"Als Erstes sollte man tief durchatmen, etwas entspannen und sich bewusst machen, dass die meisten anderen in der gleichen Situation sind wie man selbst. Dann sollte man sich umschauen, um herauszufinden, wer offen für ein Gespräch sein könnte. Ein Indiz ist zum Beispiel, wie eng eine Gruppe beieinandersteht. Wenn eine Gruppe bei einem privaten oder intensiven Gespräch nicht gestört werden will, steht sie eng beieinander. Stehen die Gesprächsteilnehmer dagegen mehr als eine Armlänge voneinander entfernt, lohnt es sich heranzutreten und zu sagen: Entschuldigung, darf ich mich zu ihnen gesellen?"
Die Strategien beim akademischen Small Talk unterscheiden sich zunächst nicht wesentlich von den Netzwerkstrategien in der Wirtschaftswelt, mit dem einzigen Unterschied, dass Wissenschaftler dem zwanglosen Geplauder bisher skeptischer gegenüberstehen. Small Talk sei nur der erste Schritt, betont Trainerin Millie Baker, quasi der Einstieg in eine tiefer gehende Konversation, wenn sich denn dann ein gegenseitiges Interesse abzeichnet. In ihrem Seminar gibt sie Tipps, wie man auch nach einer flüchtigen Interaktion den Kontakt halten und sich Stück für Stück ein Netzwerk aufbauen kann. Sie hält wenig davon, einfach nur Floskeln zu trainieren.
"Ich glaube nicht an allgemeingültige Formeln, da geht die Authentizität verloren. Ich denke, Small Talk ist dann am erfolgreichsten, wenn die Menschen sich in ihrer Haut wohlfühlen."
Wichtig sei es deswegen, sich seiner akademische Identität bewusst zu werden: Wer bin ich, woran arbeite ich und warum? Und diese dann auch zu vermitteln - wenn es sein muss in 60 Sekunden.
Daniel Gladow promoviert in Chemie und ist an der Freien Universität in ein größeres Projekt eingebunden. Aus Erfahrung weiß er: Durch einen guten Wissensaustausch kommt man oft schneller ans Ziel. Demnächst hofft er, auch auf Konferenzen, den lockeren Gesprächseinstieg trainieren zu können.
"Ich gehe aber natürlich nicht mit dem Ziel da ran, interessante Leute zu jagen oder mir vorher zu überlegen, wen man trifft. Aber wenn man schon dabei ist, und ich meine die Leute reden halt auch gerne auf Konferenzen, irgendwie unterhält man sich ja doch gerne. Vielleicht findet man ja auch eine Basis und lernt jemanden kennen, der einem auch weiterhelfen kann."
Stimmengewirr erfüllt den Raum, junge Menschen sitzen oder stehen in Grüppchen beisammen, reden eindringlich aufeinander ein oder lassen ihre Blicke schweifen.
"Hi, I am Maria Valdés! I am working at the FU on inequality in Latin America ..."
Etwas aufgeregt erzählt die junge Frau von ihrem Promotionsprojekt. Das Ganze könnte eine typische Kaffeepausenszene am Rande einer Konferenz sein - hätte Maria Valdés nicht eine Stoppuhr in der Hand. An der Dahlem Research School lernen internationale Nachwuchsforscher der Freien Universität Berlin den akademischen Small Talk. Die gerade gestellte Aufgabe: Selbstpräsentation in 60 Sekunden.
Small Talk - da mag sich manch einer lockeres Plaudern beim Cocktail-Empfang, auf einer Vernissage oder beim Dinner vorstellen. Doch innerhalb des Wissenschaftsbetriebs sind die Gelegenheiten zur gepflegten Konversation oft weniger glamourös.
"Konferenzen sind eine großartige Gelegenheit, um neue Menschen kennenzulernen und Kontakte für mögliche Kooperationen zu knüpfen. Manchmal ergeben sich aus solchen Treffen neue Finanzierungsmöglichkeiten. Wenn man die eigene Forschung schlüssig und interessant kommunizieren kann, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass das Gegenüber erstens die eigenen Ideen versteht und sie dann zweitens auch weiterträgt."
Die Kommunikationstrainerin Millie Baker leitet das Seminar, sie kommt aus Großbritannien, der Wiege des leichten Konversation.
Der Arbeitsalltag von Nachwuchswissenschaftlern ist oft einsam, ihre Forschung findet in Archiven, im Labor oder allein hinter dem Schreibtisch statt. Doch auch in der internationalen Welt der Wissenschaft wird eine gute Vernetzung immer wichtiger. Dafür muss man auf Konferenzen, in Seminaren oder bei Treffen mit der Arbeitsgruppe auf Menschen zugehen können. Millie Baker:
"Als Erstes sollte man tief durchatmen, etwas entspannen und sich bewusst machen, dass die meisten anderen in der gleichen Situation sind wie man selbst. Dann sollte man sich umschauen, um herauszufinden, wer offen für ein Gespräch sein könnte. Ein Indiz ist zum Beispiel, wie eng eine Gruppe beieinandersteht. Wenn eine Gruppe bei einem privaten oder intensiven Gespräch nicht gestört werden will, steht sie eng beieinander. Stehen die Gesprächsteilnehmer dagegen mehr als eine Armlänge voneinander entfernt, lohnt es sich heranzutreten und zu sagen: Entschuldigung, darf ich mich zu ihnen gesellen?"
Die Strategien beim akademischen Small Talk unterscheiden sich zunächst nicht wesentlich von den Netzwerkstrategien in der Wirtschaftswelt, mit dem einzigen Unterschied, dass Wissenschaftler dem zwanglosen Geplauder bisher skeptischer gegenüberstehen. Small Talk sei nur der erste Schritt, betont Trainerin Millie Baker, quasi der Einstieg in eine tiefer gehende Konversation, wenn sich denn dann ein gegenseitiges Interesse abzeichnet. In ihrem Seminar gibt sie Tipps, wie man auch nach einer flüchtigen Interaktion den Kontakt halten und sich Stück für Stück ein Netzwerk aufbauen kann. Sie hält wenig davon, einfach nur Floskeln zu trainieren.
"Ich glaube nicht an allgemeingültige Formeln, da geht die Authentizität verloren. Ich denke, Small Talk ist dann am erfolgreichsten, wenn die Menschen sich in ihrer Haut wohlfühlen."
Wichtig sei es deswegen, sich seiner akademische Identität bewusst zu werden: Wer bin ich, woran arbeite ich und warum? Und diese dann auch zu vermitteln - wenn es sein muss in 60 Sekunden.
Daniel Gladow promoviert in Chemie und ist an der Freien Universität in ein größeres Projekt eingebunden. Aus Erfahrung weiß er: Durch einen guten Wissensaustausch kommt man oft schneller ans Ziel. Demnächst hofft er, auch auf Konferenzen, den lockeren Gesprächseinstieg trainieren zu können.
"Ich gehe aber natürlich nicht mit dem Ziel da ran, interessante Leute zu jagen oder mir vorher zu überlegen, wen man trifft. Aber wenn man schon dabei ist, und ich meine die Leute reden halt auch gerne auf Konferenzen, irgendwie unterhält man sich ja doch gerne. Vielleicht findet man ja auch eine Basis und lernt jemanden kennen, der einem auch weiterhelfen kann."