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Aktien sind ein guter Inflationsschutz

Im zweiten Halbjahr 2010 ist die Zahl der Aktienbesitzer zurückgegangen. Dieser Trend passt also überhaupt nicht zu der Empfehlung, bei steigenden Preisen auf Sachwerte zu setzen. Sind Aktien ein guter Inflationsschutz?

Von Michael Braun | 25.01.2011
    Es waren wohl Gewinnmitnahmen, die Anleger aus den Aktien getrieben haben. Rüdiger von Rosen vom Deutschen Aktieninstitut sieht die jüngsten Aktionärszahlen eher gelassen. Und er sieht neue Chancen, wieder in Aktien einzusteigen:

    "Das hat sich in den letzten 200 Jahren gezeigt, dass die Aktie immer der Substanzwert per se war. Dass im Zeichen möglicher drohender Inflationsraten die Anlage in Substanzwerten viel Sinn macht, das will ich nicht leugnen."

    Das passiert auch schon. Carsten Sommerfeld, Börsenchef des Wertpapierhauses Tradegate, spürt jedenfalls wieder wachsendes Interesse an der Aktie:

    "Wir sehen deutlich gestiegene Umsätze eigentlich schon seit einem halben Jahr. Die Leute sind sehr interessiert an der Aktie. Sie haben natürlich auch aus der Eurokrise ihre Lehren gezogen und haben Angst vor unter anderem Staatsanleihen aus europäischen Nachbarländern und sind von daher sehr stark an der Aktie interessiert."

    Falsch dürften diese Anleger nicht liegen, jedenfalls dann nicht, wenn die Erfahrungen der Vergangenheit auch in Zukunft gelten sollten. Die Inflationsrate in Deutschland hat seit der Währungsreform bis heute im Schnitt bei 2,5 Prozent gelegen. Im größten Teil dieses Zeitraumes habe sie 0 und 5 Prozent geschwankt, sagt Burghard Allgeier, der Chefvolkswirt von Hauck & Aufhäuser:

    "Das ist eine völlig normale Inflation. Und dann zeigt die Erfahrung auch: Dann sind Aktien natürlich ein Inflationsschutz, weil die Aktienerträge seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute im Schnitt pro anno immer höher waren als die Inflationsrate. Insofern hat man auch real einen Kursgewinn gemacht."

    Liegt die Inflationsrate deutlich höher, schwinde der Renditevorteil von Aktien. Denn dann griffen die Notenbanken ein, erhöhten die Zinsen deutlich, und das schade der Konjunktur, den Unternehmensgewinnen und damit auch den Aktienkursen, zumal dann auch festverzinsliche Anleihen mit hohen Renditen wieder auf die Aufmerksamkeit der Investoren träfen.

    Freilich seien nicht alle Aktien gleich gut als Inflationsschutz geeignet, hat Allgeier in einer Studie herausgefunden. Es komme auf die Ursache der Inflation an:

    "Angenommen, man hat es mit einer rohstoffpreisbedingten Inflation zu tun, also die Teuerung steigt, weil eben Rohstoffpreise stark steigen, dann sind natürlich ein guter Inflationsschutz – wenn ich die Ursache der Inflation kenne - und in diesem Fall dann eben Rohstoffaktien in meinem Depot habe oder auch Chemie- oder Pharmaaktien, die also davon doch eher profitieren könnten."

    Sei die Inflation dagegen Folge einer boomenden Konjunktur, seien zyklische Industriewerte etwa aus der Autoindustrie besser als Inflationsschutz geeignet.

    Wenig Schutz bieten Aktien vor einer Deflation, also vor einer Phase fallender Preise. Sie versagen auch als Schutz vor einer Stagflation, also in einer Phase mit hoher Inflation und wenig Wachstum. Sie sind also kein Alleskönner. Und selbst Rüdiger von Rosen vom Deutschen Aktieninstitut warnt:

    "Alles auf eine Aktie oder überhaupt nur auf Aktien zu setzen, wäre sicherlich falsch."

    Die Alternativen lauten inflationsgeschützte Anleihen und natürlich Edelmetalle, vor allem Gold. Anlagen in Gold werfen aber keine Zinsen ab, rechnen sich, wenn sie sich rechnen, nur über den steigenden Preis.