Weltgesundheitsorganisation
Aktueller WHO-Bericht: Einsamkeit macht viele krank

Jeder sechste Mensch ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Einsamkeit betroffen. Das berichtet eine WHO-Kommission, die sich mit dem Thema soziale Beziehungen befasst hat.

    Eine junge Frau sitzt allein in einem Zimmer
    Eine junge Frau sitzt allein in einem Zimmer (Symbolbild). (Sofia Alejandra / pexels.com)
    Einsamkeit und soziale Isolation machten körperlich krank, was jedes Jahr zu 871.000 Todesfällen weltweit beitrage, heißt es in einem Bericht. Der WHO-Kommission zufolge erhöht Einsamkeit das Risiko unter anderem von Hirnschlägen und Herzinfarkten, Diabetes, Depressionen, Angstzuständen und Suizid. Einsame Teenager hätten eine 22 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, schlechtere Noten als Mitschüler zu bekommen, schreiben die Autoren. Einsame Erwachsene wiederum hätten es schwerer, einen Arbeitsplatz zu finden oder zu behalten. Menschen und Familien seien nicht nur individuell betroffen. In der Gesellschaft entstünden Milliardenkosten im Gesundheitswesen und durch Ausfälle etwa bei der Beschäftigung.

    Einsamkeit und soziale Isolation

    Der Co-Vorsitzende der Kommission, Murthy, definiert: "Einsamkeit ist ein schmerzhaftes, subjektives Gefühl, das viele von uns empfinden, wenn wir nicht die Beziehungen haben, die wir brauchen. Im Gegensatz dazu ist soziale Isolation ein objektiver Zustand, in dem es nur wenige Beziehungen oder Interaktionen gibt."
    Einer von drei älteren Menschen und einer von vier Heranwachsenden seien nach Schätzungen sozial isoliert, heißt es in dem Bericht. Zu den Ursachen gehörten Krankheiten, schlechte Bildung und niedrige Einkommen, mangelnde Angebote für soziale Kontakte und das Alleinleben sowie digitale Technologien. 
    Nach Angaben von Murthy kommunizieren die Menschen seit Jahrtausenden nicht nur über Worte, sondern auch Gesichtsausdrücke, Körpersprache, Stimme und Schweigen. Dies gehe verloren, wenn sie ständig über Handys und soziale Medien kommunizierten. 

    WHO lobt Schwedens Initiative gegen Einsamkeit

    Die WHO lobt Schweden als Vorbild: Das Land hat eine nationale Strategie gegen Einsamkeit, wie der schwedische Sozialminister Forssmed berichtet. In Schweden werde nun an vielen Orten bewusst versucht, soziale Kontakte zu ermöglichen, etwa in Geschäften oder Restaurants, in Nachbarschaften oder Vereinen. Forssmed zufolge sollen alle Kinder und Jugendliche bald Geldkarten geschenkt bekommen, mit denen sie aber nur Gruppenaktivitäten für die Freizeit buchen könnten. Zudem plant die schwedische Regierung, Handys an öffentlichen Schulen zu verbieten.
    Diese Nachricht wurde am 01.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.