Naomi Wallace wurde in den USA und Großbritannien schon mit Preisen überhäuft, doch gespielt wurde sie bis Ende der 90er-Jahre fast ausschließlich in England, wo ihre Stücke wegen der provokanten Mischung aus Politik und Sexualität beim britischen Publikum gut ankamen und die Kritiker zu Lobeshymnen hin riss. Zu ihren bekanntesten Stücken zählt die Bühnenfassung von "Birdy" nach dem gleichnamigen Roman von William Wharton, "In the Heart of America" und "Slaughter City". Das Besondere an ihren Stücken ist dabei nicht nur ihre poetische Sprache, häufig bringt sie völlig gegensätzliche Charaktere in eine scheinbar ausweglose Situation , um ihnen dann in einem unerwarteten, intimen Moment eine neue Identität oder eine neue Hoffnung zu geben. Ihre Stücke sind von historischen Ereignissen inspiriert, zum Beispiel von der Londoner Pest des 17. Jahrhundert in "One Flea Spare" - auf deutsch: Orangen für den Engel der Pest - , vom ersten Golfkrieg in "In the Heart of America" oder von der großen amerikanischen Depression in "Things Of Dry Hours", das jetzt seine New Yorker Premiere am New York Theatre Workshop feierte.
Im Jahr 1932 lebt der arbeitslose schwarze Witwer Tice Hogan mit seiner Tochter Cali in Alabama und unterhält eine kleine Sonntagsschule. Cali wäscht für reiche Leute die Bettlaken und sichert somit das kleine Auskommen der Familie. Das Einzige, was hier noch schlimmer ist, als schwarz zu sein, ist, ein kommunistischer Aktivist zu sein - und Tice ist beides. Unter großer Gefahr gelingt es ihm immer wieder, die geheimen Treffen der Partei zu organisieren und die meist schwarze Arbeiterschaft gegen die brutalen Arbeitsbedingungen in den Stahlgießereien zu mobilisieren. Eines Abends zwingt ihn der weiße Arbeiter Corbin Teel, der auf der Flucht ist, ihn in seiner Hütte zu verstecken, ansonsten droht er, ihn an die Bosse zu verraten. Widerwillig stimmt Tice zu. Corbin, der nicht einmal schreiben kann, drängt Tice, ihn die Prinzipien des Kommunismus zu lehren und ihn für die Partei zu rekrutieren. Schwankend zwischen Misstrauen und Sympathie, entspinnt sich zwischen den beiden Männern ein Kampf der Ideen, in dem der Begriff der Rasse durch den der Klasse ersetzt wird. Und zwischen Cari und Torbin wächst eine irritierende Sehnsucht nach körperlicher Berührung jenseits der Grenzen ihrer so hoffnungslos festgelegten Welt.
"Things Of Dry Hours" ist ein historisches Stück und doch sehr aktuell. Es zeigt, wie schwierig es ist, wenn Menschen sich unabhängig von ihrer Hautfarbe für den Traum nach einer besseren Welt organisieren wollen. Naomi Wallace erinnert in ihrem Stück daran, dass es die schwarzen Stahlarbeiter im Süden waren, die das Rückgrat der kommunistischen Partei Amerikas bildeten und die ersten Gewerkschaften ermöglichten. Die Große Depression dient ihr dabei als Metapher für eine Krise, die unversöhnliche Unterschiede plötzlich aufhebt und in sich die Kraft des Neuanfangs birgt. In einem der interessantesten Momente im Stück erklärt Tice dem nackten Corbin, dass das Konzept von Weiß und Schwarz in Amerika im Grunde ein Konzept der Privilegien ist: Durch die Existenz des schwarzen Sklaven wurde der privilegierte Weiße erschaffen - die Hautfarbe wurde zur Eintrittskarte. Diese scheinbar unverrückbare Gesetzmäßigkeit wurde endgültig durch die Wahl des ersten schwarzen Präsidenten ins Wanken gebracht. "Things Of Dry Hours" entwirft den Traum eines anderen Amerikas, das in der Krise zu einer Neubewertung der Begriffe Solidarität, soziale Verantwortung und der vielleicht doch veränderbaren menschlichen Natur führt. Wäre es Naomi Wallace gelungen, diese Dinge in weniger als zweieinhalb Stunden zu verhandeln, es hätte dem Stück gut getan, denn die Gefahr des Abends liegt in seiner manchmal trockenen Länge. Auch sonst dürfte das Stück auf einige Schwierigkeiten stoßen: Denn für viele Amerikaner ist das "C word" - gemeint ist der Kommunismus - und die Auseinandersetzung mit ihm immer noch ein Tabu. Doch trotz aller Längen ist es Naomi Wallace mit "Things of Dry Hours" gelungen, den Finger auf eine der offenen Wunden der amerikanischen Geschichte zu legen und in einer Zeit der Krise die Frage nach Gerechtigkeit und der Möglichkeit eines Neubeginns neu zu stellen.
Im Jahr 1932 lebt der arbeitslose schwarze Witwer Tice Hogan mit seiner Tochter Cali in Alabama und unterhält eine kleine Sonntagsschule. Cali wäscht für reiche Leute die Bettlaken und sichert somit das kleine Auskommen der Familie. Das Einzige, was hier noch schlimmer ist, als schwarz zu sein, ist, ein kommunistischer Aktivist zu sein - und Tice ist beides. Unter großer Gefahr gelingt es ihm immer wieder, die geheimen Treffen der Partei zu organisieren und die meist schwarze Arbeiterschaft gegen die brutalen Arbeitsbedingungen in den Stahlgießereien zu mobilisieren. Eines Abends zwingt ihn der weiße Arbeiter Corbin Teel, der auf der Flucht ist, ihn in seiner Hütte zu verstecken, ansonsten droht er, ihn an die Bosse zu verraten. Widerwillig stimmt Tice zu. Corbin, der nicht einmal schreiben kann, drängt Tice, ihn die Prinzipien des Kommunismus zu lehren und ihn für die Partei zu rekrutieren. Schwankend zwischen Misstrauen und Sympathie, entspinnt sich zwischen den beiden Männern ein Kampf der Ideen, in dem der Begriff der Rasse durch den der Klasse ersetzt wird. Und zwischen Cari und Torbin wächst eine irritierende Sehnsucht nach körperlicher Berührung jenseits der Grenzen ihrer so hoffnungslos festgelegten Welt.
"Things Of Dry Hours" ist ein historisches Stück und doch sehr aktuell. Es zeigt, wie schwierig es ist, wenn Menschen sich unabhängig von ihrer Hautfarbe für den Traum nach einer besseren Welt organisieren wollen. Naomi Wallace erinnert in ihrem Stück daran, dass es die schwarzen Stahlarbeiter im Süden waren, die das Rückgrat der kommunistischen Partei Amerikas bildeten und die ersten Gewerkschaften ermöglichten. Die Große Depression dient ihr dabei als Metapher für eine Krise, die unversöhnliche Unterschiede plötzlich aufhebt und in sich die Kraft des Neuanfangs birgt. In einem der interessantesten Momente im Stück erklärt Tice dem nackten Corbin, dass das Konzept von Weiß und Schwarz in Amerika im Grunde ein Konzept der Privilegien ist: Durch die Existenz des schwarzen Sklaven wurde der privilegierte Weiße erschaffen - die Hautfarbe wurde zur Eintrittskarte. Diese scheinbar unverrückbare Gesetzmäßigkeit wurde endgültig durch die Wahl des ersten schwarzen Präsidenten ins Wanken gebracht. "Things Of Dry Hours" entwirft den Traum eines anderen Amerikas, das in der Krise zu einer Neubewertung der Begriffe Solidarität, soziale Verantwortung und der vielleicht doch veränderbaren menschlichen Natur führt. Wäre es Naomi Wallace gelungen, diese Dinge in weniger als zweieinhalb Stunden zu verhandeln, es hätte dem Stück gut getan, denn die Gefahr des Abends liegt in seiner manchmal trockenen Länge. Auch sonst dürfte das Stück auf einige Schwierigkeiten stoßen: Denn für viele Amerikaner ist das "C word" - gemeint ist der Kommunismus - und die Auseinandersetzung mit ihm immer noch ein Tabu. Doch trotz aller Längen ist es Naomi Wallace mit "Things of Dry Hours" gelungen, den Finger auf eine der offenen Wunden der amerikanischen Geschichte zu legen und in einer Zeit der Krise die Frage nach Gerechtigkeit und der Möglichkeit eines Neubeginns neu zu stellen.