Fingerfertige Pianisten können bestimmte Tonfolgen normalerweise wie im Schlaf herunterspielen. Um Fehlermechanismen in ihrem Gehirn auf die Spur zu kommen, spielten ihnen Forscher vom Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und -Neurowissenschaften daher einen Streich. Sie ließen die Musiker bestimmte Tonreihen auf einem elektrischen Keyboard spielen, das tückisch programmiert war. Urplötzlich spielte es auf einen bestimmten Tastendruck hin einen falschen Ton, der einen Halbton daneben lag. Passiert so etwas, dann zeigt sich eine bestimmte Hirnwelle bei den Versuchspersonen, die als Reaktion auf diesen Fehler zu bewerten ist. Sie taucht etwa 70 bis 100 Millisekunden nach dem gehörten Fehler auf. Parallel dazu gibt es Verzögerungen beim Weiterspielen. Der Musiker ist irritiert. Clemens Maidhof vom Leipziger Max-Planck Institut untersuchte nun im Vergleich dazu auch, was geschieht, wenn Musiker selbst einen Fehler machen. Wolfgang Prinz, Direktor am Leipziger Institut:
" Er hat Pianisten die gleichen Sequenzen spielen lassen und zwar zehnmal oder 100 Mal, also mehrfach hintereinander, und dabei passieren dann hin und wieder Fehler. Dann haben wir uns diese Situationen angesehen, in denen ein Fehler entsteht und auch da blicken wir auf das EEG relativ zu dem Augenblick, zu dem der falsche Ton zu hören ist. "
Auch hier verzögerten die Musiker nach dem Fehler kurzfristig ihr Spiel. Außerdem tauchte erneut 70 bis 100 Millisekunden nach dem Fehler die Welle in ihrem Gehirn auf, die den Fehler markiert. Aber die Forscher entdeckten auch etwas völlig Neues:
" Wenn der Fehler selbst gemacht wird, beginnen ganz anders geartete Gehirnprozesse schon 70 bis 100 Millisekunden vor dem Beginn des Fehlers. Also bevor der Fehler in der Welt ist, so könnte man etwas lax sagen, "weiß" das Gehirn schon, dass da gleich ein Fehler kommt. Und das ist eine nicht uninteressante Beobachtung, weil sie darauf hinweist, dass es offenbar im Gehirn während der Produktion von motorischen Kommandos, die in die Finger geschickt werden, schon einen mitlaufenden Vergleichsprozess geben muss, der das, was geplant und intendiert ist - das ist die richtige Sequenz der Töne - abgleicht mit dem, was tatsächlich zu erwarten ist. "
Die neu entdeckte Hirnwelle, die schon vor dem tatsächlichen Fehler auftaucht, gehört offenbar zu einem inneren Alarmsystem im Nervensystem. Das Gehirn vergleicht in einem inneren Überwachungsvorgang ständig immer schon Sollen und Sein und reagiert mit dieser Welle früh, wenn beides auseinander zu laufen beginnt
" Das ist natürlich eine sehr raffinierte Einrichtung - also wenn der Fehler entdeckt ist, schon 70 Millisekunden bevor er in der Welt ist, kann das System schon im Prinzip schon mal anfangen, Korrekturprozesse in die Wege zu leiten. "
Allerdings lässt sich ein Fehler, der im Gehirn schon einmal eingeleitet wurde, offenbar nicht mehr vermeiden, zu viele Schritte sind dann schon eingeleitet. Die Frage ist also, welche Reaktionen auf den bevorstehenden Fehler dieses Alarmsystem tatsächlich ermöglicht. Es könnte sein, dass es dem irritierten Menschen dazu verhilft, auf selbst verursachte Fehler mit weniger Verzögerungen als sonst zu reagieren. Um dies herauszufinden sind aber weitere Studien nötig, die etwa die Verzögerungszeiten nach fremd- und selbstverursachten Fehlern untersuchen.
" Er hat Pianisten die gleichen Sequenzen spielen lassen und zwar zehnmal oder 100 Mal, also mehrfach hintereinander, und dabei passieren dann hin und wieder Fehler. Dann haben wir uns diese Situationen angesehen, in denen ein Fehler entsteht und auch da blicken wir auf das EEG relativ zu dem Augenblick, zu dem der falsche Ton zu hören ist. "
Auch hier verzögerten die Musiker nach dem Fehler kurzfristig ihr Spiel. Außerdem tauchte erneut 70 bis 100 Millisekunden nach dem Fehler die Welle in ihrem Gehirn auf, die den Fehler markiert. Aber die Forscher entdeckten auch etwas völlig Neues:
" Wenn der Fehler selbst gemacht wird, beginnen ganz anders geartete Gehirnprozesse schon 70 bis 100 Millisekunden vor dem Beginn des Fehlers. Also bevor der Fehler in der Welt ist, so könnte man etwas lax sagen, "weiß" das Gehirn schon, dass da gleich ein Fehler kommt. Und das ist eine nicht uninteressante Beobachtung, weil sie darauf hinweist, dass es offenbar im Gehirn während der Produktion von motorischen Kommandos, die in die Finger geschickt werden, schon einen mitlaufenden Vergleichsprozess geben muss, der das, was geplant und intendiert ist - das ist die richtige Sequenz der Töne - abgleicht mit dem, was tatsächlich zu erwarten ist. "
Die neu entdeckte Hirnwelle, die schon vor dem tatsächlichen Fehler auftaucht, gehört offenbar zu einem inneren Alarmsystem im Nervensystem. Das Gehirn vergleicht in einem inneren Überwachungsvorgang ständig immer schon Sollen und Sein und reagiert mit dieser Welle früh, wenn beides auseinander zu laufen beginnt
" Das ist natürlich eine sehr raffinierte Einrichtung - also wenn der Fehler entdeckt ist, schon 70 Millisekunden bevor er in der Welt ist, kann das System schon im Prinzip schon mal anfangen, Korrekturprozesse in die Wege zu leiten. "
Allerdings lässt sich ein Fehler, der im Gehirn schon einmal eingeleitet wurde, offenbar nicht mehr vermeiden, zu viele Schritte sind dann schon eingeleitet. Die Frage ist also, welche Reaktionen auf den bevorstehenden Fehler dieses Alarmsystem tatsächlich ermöglicht. Es könnte sein, dass es dem irritierten Menschen dazu verhilft, auf selbst verursachte Fehler mit weniger Verzögerungen als sonst zu reagieren. Um dies herauszufinden sind aber weitere Studien nötig, die etwa die Verzögerungszeiten nach fremd- und selbstverursachten Fehlern untersuchen.