Alban Berg - "Complete String Quartets"
Zu den führenden deutschen Ensembles der edlen Vierstimmigkeit zählt ohne Zweifel auch das Leipziger Streichquartett. Es hat, ebenfalls bei Dabringhaus und Grimm, das Streichquartett op. 3 und die Lyrische Suite von Alban Berg eingespielt. Quasi als Zugabe fügten sie noch die Drei Stücke für Streichquartett von Anton Webern an, wobei Christiane Oelze das Solo im langsamen Satz singt. Hört man die Leipziger mit Berg, so begreift man, warum die Wiener diesen Komponisten den Zwölfton-Léhar nannten. Zum Glück, so möchte man sagen, sind die Zeiten vorüber, in denen sich Musiker durch ihren Berg hindurchkämpften, manchmal hindurchfraßen. Die Tonsprache ist längst vertraut; die erheblichen technischen Probleme sind für die jüngeren Ensembles keine mehr. Und davon, dass Rudolf Kolisch für die Aufführungen der Zweiten Wiener Schule verlangte, die Streichquartette hätten sich hier gefälligst im System der gleichschwebenden temperierten Stimmung zu bewegen, redet niemand mehr. Im Umgang mit Berg ist Raffinement angesagt. Die Leipziger hören die Klänge so sensibel auf deren harmonische Stimmigkeit aus, dass die früher gängigen harschen und sperrigen Realisationen wie Nachrichten aus der Steinzeit wirken. Für Berg bedeutete die sogenannte Zwölfton-Methode eine Erweiterung und Bereicherung der Tonsprache, und was die Analysen schon lange nahe legten, nämlich die prinzipielle Verwandtschaft der Quartette Bergs mit den späten Werken Beethovens, wird hier ohrenfällig. Das Leipziger Streichquartett pflegt den späten Beethoven mit derselben Klangkultur zu spielen wie die Werke eines Berg, die ja immerhin auch schon mindestens ein Dreivierteljahrhundert alt sind, und tatsächlich rückt das alles dann sehr eng zusammen. Das Allegro misterioso auf der Lyrischen Suite. * Musikbeispiel: Alban Berg - Allegro misterioso aus: Lyrische Suite Das Leipziger Streichquartett mit Alban Berg.