Freitag, 19. April 2024

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Alexander Ernst Fesca - "Septets opp.26 & 28"

Das renommierte Linos-Ensemble hat sich zweier Septette eines Frühvollendeten angenommen, des Romantikers Alexander Fesca. Fesca starb 1849 im Alter von 29 Jahren an einem Lungenleiden; bis dahin hatte der brillante Pianist aus der traditionellen Kalkbrenner-Schule schon mehr als sechzig Werke geschrieben, darunter auch zwei Opern - immerhin war er Sohn eines Theaterkapellmeisters. Die beiden Werke, die das Linos-Ensemble für das Versandlabel cpo aufgenommen hat, tragen den Titel "Großes Septett", und damit ist die Tendenz zum Quasi-Orchestralen aufgezeigt: Oboe, Horn, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier deuten auf Klangfülle hin, wobei bemerkenswert ist, dass nicht die Klarinette in den Kreis der glorreichen Sieben aufgenommen wurde, sondern die Oboe, deren militärische Meriten man freilich nicht verkennen darf: die Oboe war im 19. Jahrhundert durchaus noch ein Instrument, das man für geeignet hielt, die jeweils andere Seite das Fürchten zu lehren. Es ist lustvolle Klangfülle, die einem aus dieser Musik entgegenbricht. Dieser Fesca hatte offenbar den Schwung des geborenen Rittmeisters, und möglicherweise war sein Pegasus schussfest. In den beiden langsamen Sätzen feiert die Romanze der Oper ihre Feste, doch selbst die Schatten, die Fesca aus der Kantilene aufbaut, wachsen ins Großartige. Der Reichtum an Modulationen entführt einen ständig in überraschende Klangbereiche. Und nie sind die Melodien, schon gar nicht die Durchführungen auch nur annähernd banal. Manchmal möchte man Fesca das melodische Genie eines Bellini zusprechen. Und stets schwingt in allem, selbst in den angedeutet tragischen Momenten, ein überwältigender Optimismus mit. Eine Musik, die Geist und Herz weitet, die nie kleinlich ist, sondern von einer Freigebigkeit, die beglücken kann. Das Linos-Ensemble ist vorzüglich besetzt; die Pianistin Konstanze Eickhorst hält unverkennbar das Ganze zusammen, ohne aus den beiden Septetten verkappte Klavierkonzerte zu machen, die Fesca eben auch nicht komponiert hat im Gegensatz etwa zu seinen Kollegen. Vor allem teilt sich Takt für Takt der Schwung mit, die Begeisterung, mit der dieser Alexander Ernst Fesca offensichtlich sein ganzes, kurzes Leben lang Musik machte und schrieb. Ein Ausschnitt aus dem Kopfsatz des Großen Septetts Nr. 2 op. 28 in d-moll, gespielt vom Linos Ensemble. * Musikbeispiel: Alexander Ernst Fesca - 1. Satz (Ausschnitt) aus: Septett Nr. 2 d-moll op. 28

Norbert Ely | 21.10.2001