Alexandra Borchardt Algorithmen produzieren keine Innovationen
In Ihrem Buch "Mensch 4.0" beschreibt die Journalistin und Politologin Alexandra Borchardt, wie die digitale Welt Wirtschaft, Politik und Gesellschaft verändert und dadurch auch einen neuen Menschen schafft. "Wir müssen dagegen unsere spezifisch menschlichen Eigenschaften stärken," sagt sie im Dlf.
Alexandra Borchardt im Corsogespräch mit Achim Hahn | 10.07.2018
Das Themen-Alphabet reicht von Architektur, Bytes und Comics über Film und Mode bis Zukunftsmusik. Ohne Etiketten wie "U", "E", "Post" oder "Proto" analysiert und diskutiert das tagesaktuelle Magazin Phänomene der Gegenwartskultur. Corso ist alles andere als reine Nacherzählungsberichterstattung oder Terminjournalismus, der nur die Chronistenpflicht erfüllt. Das Popkulturmagazin dreht die Themen weiter, um Mehrwert und Neuigkeitswert zu bieten. Kulturschaffende sind regelmäßig zu Gast im Studio und stehen im Corsogespräch Rede und Antwort. "Corso - Kunst & Pop" spielt musikjournalistisch ausgewählte Songs, die aktuell sind und nationale sowie globale Trends abbilden. Denn Musik ist Information - und Popkultur ist ohne Popmusik nicht denkbar.
Die Journalistin und Politikwissenschftlerin Alexandra Borchardt (Frank Bauer)
Die gute Nachricht - die digitale Gesellschaft lässt sich gestalten, schreibt Alexandra Borchardt in ihrem neuen Buch "Mensch 4.0 - Frei bleiben in einer digitalen Welt". Die Journalistin und promovierte Politikwissenschaftlerin lehrt und forscht am Reuters "Institute of the Study of Journalism" in Oxford. In ihrem neuen Buch beschreibt sie die Gefahren und negativen Folgen der digitalen Welt für unser Zusammenleben. Die seien nicht zu unterschätzen- trotz aller Erleichterungen, die ein Leben mit Smartphone auch mit sich bringen könne.
Algorithmen sortieren vor
Eine der massivsten Auswirkungen der oft intransparenten Algorithmen sei, so Alexandra Borchardt, dass sie uns eine freie Entscheidung vorgaukeln würden. "Aber in Wirklichkeit tun wir das gar nicht. Algorithmen sortieren vor." Der Mensch 4.0 sei es auch gewohnt, alles immer sofort verfügbar zu haben. Dadurch würden wir ungeduldiger und auch bequemer.
Der Wunsch, die Dinge - auch die digitale Welt, die uns alle prägt - gestalten zu wollen, dürfe nicht verloren gehen. "Es wäre schlecht, wenn wir uns da zurücklehnen würden und uns einfach zu Konsumenten machen lassen und nicht mehr Bürger sind." Es sei wichtig, eine politische Debatte zu führen und auch bestimmte Regeln festzulegen, "dass diese Techniken so eingerichtet sind, dass sie uns schützen und nicht schaden."
Was wir tun können
Wir müssten unsere spezifisch menschlichen Eigenschaften stärken, etwa "Kreativität und einfach mal Querverbindungen ziehen, Nachdenken, Beziehungen aufbauen, Gespräche pflegen, in denen man nicht nur über das Wort lernt, sondern über Körpersprache, über Tonfall - da sind Roboter nicht wirklich gut."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Alexandra Borchardt: "Mensch 4.0 - Frei bleiben in einer digitalen Welt" Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018. 256 Seiten, 20 Euro.