Erderwärmung
Algenfarmen zur CO2-Entnahme: Kritik an Hochpumpen von Tiefseewasser

An der Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre mithilfe großflächiger Algenfarmen im offenen Ozean gibt es Kritik. Ein Thinktank hatte im Juli ein Konzept dafür vorgestellt - jetzt weisen Wissenschaft und Politik auf Risiken hin. Klimaforscher Andreas Oschlies vom Geomar Helmholtz-Zentrum in Kiel etwa sagte dem Evangelischen Pressedienst, das vorgeschlagene System sei unberechenbar.

    Das Bild zeigt eine Satelliten-Aufnahme, zu sehen ist ein Ausschnitt aus dem nördlichen Atlantik.
    Blick auf die Sargasso-See im Nordatlantik (IMAGO / GRANGER Historical Picture Archive / IMAGO)
    Konkret geht es um die Sargassum-Alge. Sie bindet viel CO2. Fachleute des Berliner Thinktanks "Energy Watch Group" schlagen deshalb vor, sie großflächig anzubauen, um den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu senken und so möglicherweise den Klimawandel zu verlangsamen oder abzuschwächen.
    Wachsen sollen die frei treibenden Algenplantagen dem Konzept zufolge vor allem in fünf subtropischen Meereswirbeln, darunter die Sargasso-See im Nordatlantik. Probleme gibt es allerdings beim Anlegen der Farmen. Denn die fünf Meeresregionen gelten auch als "Wüsten des Ozeane". Für das schnelle Wachstum der Algen soll mithilfe senkrechter Rohre nährstoffreiches Tiefenwasser an die nährstoffarme Oberfläche gepumpt werden. Die Technik nennt sich "Artificial Upwelling".
    Klimaforscher Oschlies warnt allerdings: Artificial Upwelling könne dazu führen, dass man CO2 aus tiefen Meeresschichten wieder in die Atmosphäre befördert. Stellt man zudem das Pumpen ein, stiegen die Oberflächentemperaturen der Meere rasch an und könnten sogar das Niveau übersteigen, das man ohne den Einsatz der Pumpen erreicht hätte. Irreversible Folgen etwa für Meeresströmungen, Nährstoffkreisläufe und das Klima seien möglich.
    Auch aus der Politik kommt Kritik. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Kreiser etwa lehnt Ocean Farming mit Tiefseewasser ab. Die Tiefsee sei ein schützenswerter Raum, Eingriffe dieser Art würden nicht spurlos bleiben, sagte sie. Die Linken-Abgeordnete Bock forderte klare soziale und ökologische Leitplanken. Es brauche eine gemeinwohlorientierte Meereswirtschaft.
    Der Weltklimarat IPCC hält die groß skalierte CO2-Entnahme für unerlässlich, um die Erderwärmung zu begrenzen. Aus Sicht der "Energy Watch Group" ist deshalb ein politischer Paradigmenwechsel nötig - CO2-Enttnahme sieht die Gruppe dabei als Ergänzung zur Emissionsminderung. Die Sorgen würden die viel konkreteren Gefahren, die vom Verbleib des bereits emittierten Kohlenstoffs in der Atmosphäre ausgehen, überlagern, hieß es.
    Diese Nachricht wurde am 23.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.