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Alibaba an der Börse
Ein rekordverdächtiger Start

Das chinesische Internetunternehmen Alibaba hat bei seinem Start an der New Yorker Börse alle Erwartungen übertroffen, die Aktie wurde weit über dem Ausgabepreis gehandelt. Aber nicht alle Beobachter teilen diese Euphorie - auch mit Blick auf die Vorgaben aus Peking.

Von Kai Clement | 20.09.2014
    Jack Ma, chairman of Alibaba Group, witnesses a group wedding ceremony on May 9, 2014 in Hangzhou, Zhejiang Province of China
    Kann sich über den Börsenstart von Alibaba freuen, Firmengründer Jack Ma. (picture alliance / dpa / Chinafotopress)
    Das hat keiner kommen sehen. Leslie Picker, Journalistin des Finanzdienstleisters Bloomberg, kippt fast die Stimme. 80/85 Dollar, ja gut, das hätte man erwarten können. Aber dann das!
    (Jubel) Das - das war zunächst der Jubel zur Eröffnung des Alibaba Tags an der New Yorker Börse. Und dann - lange nichts. Denn der Handel mit der Aktie ließ zweieinhalb Stunden auf sich warten. Erst gegen Mittag Ortszeit stand die Erstnotierung fest. 92.70 Dollar, fast 72 Euro für BABA, so das Aktienkürzel. Gut ein Drittel über dem am Donnerstag festgelegten Erstausgabepreis. Ein fulminanter Start. Schon zuvor waren die Prognosen der New Yorker Börse kontinuierlich in die Höhe gegangen. Börsenmanager Scott Cutler erlebte eine rekordverdächtige Eröffnungsauktion.
    "Zu der Zeit hatten wir fast 400.000 Bestellungen zu bearbeiten. Das ist deutlich mehr als bei Twitter, da waren es etwa 20.000."
    Beim New Yorker Börsenschluss lag der Kurs schließlich bei knapp 94 Dollar. Firmengründer Jack Ma im Glück. Vor 15 Jahren hat er in seiner Wohnung angefangen - mit ein paar Zehntausend Dollar. Heute hat Alibaba, eine Mischung aus Paypal, Amazon und Ebay, 25.000 Mitarbeiter und ist von einem unbekannten chinesischen Unternehmen zu einem Weltstar geworden. Und da, da wird der ehemalige Englischlehrer schon mal gefragt, ob er nicht gleich Yahoo kaufen wolle - bislang sind die allerdings noch Anteilseigner von Alibaba...
    Da wisse er ja nicht, ob das Internetunternehmen überhaupt zum Verkauf steht, lacht er. Na, ob er dann vielleicht ein Joint Venture mit dem Online-Handelsriesen Amazon starten wolle, fragt die Bloomberg Journalistin.
    Davon, so Jack Ma, hat er ja noch nie was gehört. Jetzt zum ersten Mal. Mit dem zwischenzeitig auf fast 100 Dollar kletternden Kurs wächst die gute Laune des Firmengründers. Aber tatsächlich - er wäre durchaus interessiert - an Gesprächen mit dem Wettbewerber.
    Der Rekorde brechende Börsengang hat Milliarden Dollar eingespielt. Geld ist also da. Trotzdem hat sich die New Yorker Börse zum Ende des Handelstages von Alibaba eher unbeeindruckt gezeigt. Der Dow Jones schloss bei 17.28o Punkten, kaum verändert gegenüber dem Vortag. Ähnlich gleichbleibend zeigte sich der breiter gestreute Standard & Poors 500. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab sogar um 0,3 Prozentpunkte nach.
    Auch nicht alle Analysten ließen sich vom Alibaba-Jubel anstecken. Cory Johnson von Bloomberg kritisierte zum einen, dass Aktionäre kein Mitspracherecht erhalten.
    Zum anderen hält er die sehr unübersichtliche Struktur für risikobehaftet - aus 270 Firmen setze sich Alibaba zusammen, so Johnson. Aber das interessiere ja gerade niemanden. Die Investoren feierten wie Cheerleader und stürzten sich auf die Aktien.
    Schließlich ist da auch noch die Frage, wie ein Markt-Unternehmen mit den Vorgaben Chinas zurechtkommt. Auch darauf hat der Firmengründer an diesem Tag eine so einfache, wie einprägsame Formel. Nur interpretieren muss man sie dann selber: Liebe die Regierung, aber heirate sie nicht.