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Alle an einem Strang

Berlin feiert ab heute Wissenschaftsjahr 2010. Anlass sind die runden Geburtstage von fünf der ältesten und renommiertesten Wissenschaftseinrichtungen Berlins: 350 Jahre Staatsbibliothek, 300 Jahre Charité, 300 Jahre Akademie, 200 Jahre Humboldt Universität und 100 Jahre Max-Planck-Gesellschaft.

Von Bettina Mittelstraß | 22.01.2010
    "'Berlin - Stadt für die Wissenschaft' ist ja eine große Inszenierung der Stadt, um die Leute, die in der Stadt leben, selber darauf hin zu weisen, was Berlin für eine großartige Wissenschaftsstadt ist."

    Wolf Kühnelt von dem Veranstalter Kulturprojekte Berlin. Der gemeinsame Auftritt der großen Jubiläums-Institutionen zum Wissenschaftsjahr soll vor allem eines zeigen: die gewachsene und gewollte Einheit des Berliner Wissenschaftssystems. Kleinkriege um Profil oder Prestige sollen zurückstehen, meint Detlev Ganten, bis 2008 Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Berlin, Charité und Mitorganisator des Wissenschaftsjahres:

    "Wenn wir an die Öffentlichkeit treten, dann muss die Wissenschaft natürlich gemeinsam an die Öffentlichkeit treten. Das würde ja auch gar keiner verstehen, dass Wissenschaft in einer Einrichtung gemacht wird und in der anderen davon nicht Notiz genommen würde."

    Kein Antrag auf Forschungsgelder wird heute mehr bewilligt ohne Kooperation und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Weltweite Vernetzung der Wissenschaft ist gefordert.

    In Berlin werden sich daher die langen Nächte der Museen und der Wissenschaften in diesem Jahr darauf konzentrieren, die Zusammenhänge zwischen Forschung, Anwendung und Alltag zu zeigen. Eine Ausstellung "WeltWissen" im Gropius Bau will die Interaktion der Wissenschaft mit der ganzen Welt vermitteln und in den Straßen Berlins geben Wanderausstellungen, Plakate und ein großes, blaues W wie Wissen Hinweise auf konkrete Orte, wo und warum welche Forschung geschah oder geschieht. Das alles dient auch dazu, den Bürgern klar zu machen, warum auch in Zeiten knapper Kassen Geld für die Wissenschaft ausgegeben werden muss. Detlev Ganten:

    "Forschungsarbeiten im Bereich der Medizin, im Bereich der Biologie, im Bereich der Chemie, im Bereich der Physik aber auch im Bereich der Geisteswissenschaften werden angewandt. Daraus werden in den Naturwissenschaften Patente. Daraus können Technologiestandorte mit den vielen neuen innovativen Firmen, die dann wieder Arbeitsplätze schaffen, wären nicht möglich, wären auch gar nicht attraktiv, wenn wir diese Basis der Wissenschaft nicht hätten. Das heißt Wissenschaft schafft immer auch wirtschaftliche Kraft und schafft immer auch Arbeitsplätze und schafft Infrastrukturen, die den Lebensstandard einer Stadt wie Berlin erst möglich machen."

    "Wenn Wissenschaft in der Bevölkerung verankert ist, dann sind die Leute bereit, dem zuzustimmen, dass man dafür mehr Geld aufwenden muss. Und dann wird das auch die Politik tun. Man muss den Leuten erklären, wozu diese Forschung ist, warum es jeden nützt und warum es vor allem Vergnügen machen soll, und dann unterstützen die das auch."