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"Alle Bundesländer haben sich im Bildungsbereich verbessert"

Die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Johanna Wanka, hat das Abschneiden Deutschlands in der jüngsten OECD-Bildungsstudie positiv bewertet. Maßnahmen, die nach den schlechten Ergebnissen im Jahr 2000 ergriffen wurden, seien jetzt honoriert worden, sagte Wanka.

Moderation: Stefan Kolderhoff |
    Stefan Koldehoff: Schlagzeilen macht die neue Pisa-Studie schon seit ein paar Tagen und es sind einmal mehr keine guten. Zwischen der sozialen Herkunft von Kindern und deren Bildungschancen gibt es nach wie vor einen engen Zusammenhang, so wurde zusammengefasst. Fast ein wenig unter den Tisch fiel dabei, dass im Vergleich zur letzten Studie sich das Bildungsniveau in fast allen Bundesländern verbessert hat. Frage an die brandenburgische Wissenschaftsministerin, Johanna Wanka, die als Vorsitzende der Kultusministerkonferenz die neue Studie heute offiziell vorgestellt hat: Was ist denn für Sie die Hauptaussage der neuen Erhebung?

    Johanna Wanka: Zwei Aussagen würde ich nennen. Zum einen, das ist im höchsten Maße erfreulich, haben sich gegenüber Pisa 2000 alle Bundesländer, mehr oder weniger, verbessert. Und wir haben jetzt die Situation, dass von den 16 Bundesländern zehn Bundesländer im oder über dem OECD-Schnitt sind, in allen Kompetenzbereichen. Wir haben uns also verbessert. Und wenn man noch daran denkt, wie sehr wir kritisiert wurden - mit Recht - 2000, als die Ergebnisse so schlecht waren in den Kompetenzen, dann ist das ein Erfolg, über den wir uns freuen und der auch die Maßnahmen, denke ich, honoriert, die zum Teil ergriffen wurden schon seit Jahren. Zum anderen war in Deutschland 2000 festgestellt worden bei Pisa, dass die Kopplung zwischen sozialer Herkunft und der Kompetenz enger ist als in anderen OECD-Staaten. Das ist immer noch in Deutschland enger als in anderen Staaten. Aber diese Untersuchung zeigt, dass wir einige Bundesländer haben, in denen diese Kopplung nicht so vorhanden ist, die also dort vergleichbar sind mit sehr guten OECD-Staaten wie Schweden oder Schweiz in dem Bereich.

    Koldehoff: Und die damit Vorbildfunktion haben könnten, sollten für weitere Bundesländer?

    Wanka: Ja, ja. Das ist Bayern, Sachsen und Thüringen sind es. Diese drei Länder, die also einen ganz geringe Zusammenhang haben, so gut wie andere vergleichbare OECD-Länder und ein hohes Kompetenzniveau. Brandenburg ist das vierte Land, wo die Entkopplung sehr weit ist. Aber wir sind leider nicht in den Leistungen so gut wie die anderen Länder. Das heißt, das ist schon etwas, was bei dieser sorgfältigen Studie, wo die einzelnen Bundesländer verglichen werden, auch so ein bisschen Best-Practice-Beispiele sein können. Und darauf setzen wir ja in der Kultusministerkonferenz, auch auf den Wettbewerb der Bundesländer untereinander und das Voneinanderlernen. Und da ist diese dezidierte Studie, wo man sieht: Woran liegt's denn bei den Bayern?, Wie sieht's denn bei denen im Detail aus im Vergleich zu anderen?, für uns außerordentlich wichtig. Das heißt, wir wissen, wir haben Probleme in diesem Bereich und wir haben die Leistung schon verbessert. Beides ist wichtig.

    Koldehoff: Sie können Einfluss nehmen auf die Schule. Worauf Sie weniger Einfluss nehmen können, ist wahrscheinlich die Familie. Gehört aber nicht beides eng zusammen, wenn man über Bildungsniveau und Sozialniveau spricht?

    Wanka: Ja. Also man kann auch diese Kopplung zwischen Bildungsniveau und Sozialniveau nicht einfach der KMK oder der Schule zuschieben, sondern da sind ganz andere Politikfelder noch entschieden mit beteiligt. Also da ist die Familienpolitik wichtig, da ist die Wirtschaftspolitik wichtig. Wir müssen natürlich alles versuchen, was wir vonseiten der Schulen dort machen können. Und da ist ein ganz wichtiger Komplex seit 2000 in unserer Arbeit der frühkindliche Bereich, die frühkindliche Förderung und dann in der Schule, schon in der Grundschule, die Schwächeren, die besondere Hilfestellung brauchen, sozusagen herauszufinden und denen Hilfe zukommen zu lassen. Das sind Felder, die wir für uns identifiziert haben als außerordentlich wichtig, wo schon einiges passiert ist, wo aber noch mehr passieren muss.

    Koldehoff: Bereiche, in denen ja zum Teil nach wie vor rigide Einsparmaßnahmen greifen. Heißt das, da müsste es Änderungen geben?

    Wanka: Also ich denke, das ist ein eindeutiges Signal an die Politik, dass es ein Bereich ist, den man nicht nur in Sonntagsreden für wichtig halten kann, sondern wo man handfest auch materiell etwas tun muss.

    Koldehoff: Werden Sie das auch weiterhin in Brandenburg tun? Oder eventuell demnächst in Berlin?

    Wanka: Ich will in Brandenburg bleiben. Da bin ich aber nicht Schulministerin.