Ob die Klagen von Vicente, Pablo und Jacobo Ramirez sowie anderen Indigena-Gemeinden gegen den argentinischen Staat irgendwann Erfolg haben werden, ist fraglich. Schließlich geht es bei der umstrittenen Landvergabe vor allem um Geld, viel Geld. Denn in den Indigena-Gebieten wachsen wertvolle Baumarten, unter anderem der Algarrobo, der Johannisbrotbaum. Die Einheimischen schätzen ihn als Schattenspender und seiner essbaren Früchte wegen. Doch ausländische Investoren sehen den Algarrobo vor allem als begehrte Ware auf dem internationalen Holzmarkt. Ordensschwester Iliana aus Italien lebt seit Jahren mit den Indigenas im Norden Argentiniens zusammen und kennt die Situation.
Das ist hier eine Region mit vielen natürlichen Ressourcen: Algarrobo, quebracho. Und es gibt viele Holzfirmen, die daran Interesse haben. Vor einigen Jahren gab es einen großen Kampf. Man wollte den Abtransport von Holz aus dieser Region begrenzen. Aber wir wissen nicht, wie es heute in Wirklichkeit aussieht, mit diesem Raub, diesem Beutezug. Was ist passiert? Wir beobachten seit Jahren im Campo Grande, im Herzen des Indigenen-Reservates, dass die Holzfäller nicht wieder aufforsten. Es kommt zur Versteppung. Dadurch erhöht sich die Unfruchtbarkeit des Bodens, er wird schlecht, man kann kaum noch etwas anpflanzen. In dem man den Algarrobo-Baum fällt, nimmt man den Leuten hier, den Indigenas und den kreolischen Landeinwohnern, die Früchte des Baumes weg. Diese Früchte aber gehören für die Leute hier und auch für die Tiere zur Hauptnahrung. All das nur wegen einer großen Geschäftemacherei.
Für die Indigenas, denen der Johannisbrotbaum heilig ist, bedeutet die Abholzung überdies ein Sakrileg. Die Erde und die Natur insgesamt wird nicht nur als Nahrungsspender betrachtet, sondern als ein Geschenk, das es zu bewahren gilt. Auch die argentinische Regierung und die großen Holzfirmen wissen das. Und sie fürchten: Wo immer große Ländereien an die Indigenas vergeben werden, da ist es mit dem ungehemmten Abholzen vorbei. Teresa Acevero, kämpft als Referentin der katholischen Sozialpastoral in der Provinzstadt Roque Saenz Peña, an der Seite der Indigenas gegen die Umweltzerstörung.
In unserer Region hat die Zivilisation keinen Fortschritt gebracht - im Gegenteil. Und wo es Fortschritt gab, musste dafür ein hoher Preis bezahlt werden. Viele Gegenden sind zur Wüste geworden, weil es keine Bäume mehr gibt, es fällt weniger Regen, der Grundwasserspiegel ist gesunken, das Wasser ist übersäuert. Wenn man das zerbrechliche Gleichgewicht zerstört, zerstört man auch die Möglichkeit, dass die Menschen hier weiter leben können.