
2. September
Organ Fireworks
Hansjörg Albrecht spielt Transkriptionen berühmter Orchesterwerke
Von Klaus Gehrke
Hansjörg Albrecht, geboren im sächsischen Freiberg, gehört zu den vielseitigsten Musikern der jungen Generation: Er ist Dirigent, Organist, Cembalist, Komponist und Bearbeiter. Studiert hat Albrecht in Köln, Lyon und Hamburg, wo er auch als Assistenzorganist an der St. Michaelis-Kirche arbeitete. 2000 gründete der junge Musiker das Kammerorchester 'Concerto agile' und übernahm ein paar Jahre später die Leitung des Münchner Bach-Chores. Daneben gab und gibt Hansjörg Albrecht als Solist regelmäßig Konzerte auf der Orgel, in denen er hochvirtuose Bearbeitungen sinfonischer Werke vorstellt, etwa die 'Symphonie fantastique' von Hector Berlioz oder Gustav Holsts 'Planeten', sowie eigene Arrangements präsentiert.
9. September
Spannungen. Musik im Kraftwerk Heimbach
Alexander Skrjabin
Sonate Nr. 5, op. 53
Sonate Nr. 7, op. 64 'Weiße Messe'
Sonate Nr. 10, op. 70
Mario Häring, Klavier
Dina Ugorskaja, Klavier
Olli Mustonen, Klavier
Mitschnitt vom 7. Juni 2015 aus dem Kraftwerk in Heimbach
Einschüchternd schwierige Klaviermusik, aufbauend auf einem fremdartigen Tonsystem und durchwoben von einer geheimnisvollen Privatphilosophie: Alexander Skrjabin macht es seinen Interpreten nicht gerade leicht. Sogar Vladimir Horowitz, einer der größten Skrjabin-Spieler des 20. Jahrhunderts, fand Werke wie 'Vers la flamme' zum Fürchten und mied die sogenannte 'Weiße Messe'. Für manche kommt diese 'Sonate Nr. 7' genauso wie die neunte ('Schwarze Messe') einer Verabredung mit dem Teufel gleich. Aber man dürfe auch nicht zu viel hineininterpretieren, denn es trübe den Blick für die beinahe mathematische Klarheit in Skrjabins Werk, warnt die Pianistin Dina Ugorskaja. Zusammen mit ihr stellen sich Olli Mustonen und der junge Mario Häring der pianistischen Herausforderung eines Skrjabin-Programms beim diesjährigen Kammermusikfestival im Kraftwerk Heimbach. Spannung garantiert.
16. September
Zwei Räume
Kazushi Ono, das Metropolitan Symphony Orchestra und die Verjüngung der japanischen Musikkultur
Von Michael Struck-Schloen
Im Elternhaus von Kazushi Ono in Tokio gab es zwei Räume, die für zwei unterschiedliche kulturelle Welten standen. Im einen befanden sich Fernseher, Stereoanlage und Klavier, im anderen nichts außer Gerätschaften für die Teezeremonie. Ein typischer Gegensatz, denn seit der erzwungenen Öffnung Japans im 19. Jahrhundert hat das Land die westliche Kultur konsequent rezipiert. Heute gibt es dort 33 Berufsorchester, davon zehn in der Hauptstadt Tokio. Der Konkurrenzkampf, auch um die weniger werdenden Fördergelder, ist hart. Man profiliert sich mit Dirigenten aus Europa und Amerika oder mit japanischen Orchesterchefs, die im Westen gelernt haben wie Kazushi Ono. Nach Posten in Karlsruhe, Brüssel und Lyon kehrt er jetzt zurück nach Tokio und übernimmt das städtische Metropolitan Orchestra, um es noch einmal neu zu erfinden. Ein Mann zwischen zwei kulturellen Räumen, die sich gegenseitig befruchten.
23. September
Walter Thomas Heyn
Neue Mitte
Ute Beckert, Sopran
Judith Utke, Alt
Carsten Lau, Tenor
Thomas Schreier, Bariton
René Schulze, Klarinette
Instrumentalgruppe Pandurina
CD-Koproduktion von DLF und Raumer Records
Von Frank Kämpfer
Ins Volkslied klingelt ein Glücksspielautomat, die Mandoline verweist auf sozialistische Volkskunst. Und das Partisanenlied 'Avanti popolo' klingt wie ein preußischer Militärmarsch, den ein Orchestrion spielt. Überzeichnung, Persiflage, Satire finden sich allenthalben - nicht nur im Musizieren, auch im gesungenen und gesprochenen Wort. Der tragikomische Blick fällt auf die ostdeutschen Jahre vor und nach Mauerfall, Wende und Beitritt, die sich hier a-chronologisch entfalten, in einer Folge von Kabarettnummern, in einem auf den ersten Blick seltsam anmutenden Schlagerprogramm. Komponist Walter Thomas Heyn, ein Schüler von Siegfried Matthus - hier auch Buchautor, Dramaturg, Arrangeur und Produzent - nutzt die Mischform aus Witz, Sketch und diverserlei historischem Liedgut als Steinbruch für kulturelles Gedächtnis. Bekanntes steht zur Disposition, um aus veränderter Perspektive betrachtet zu werden. Schubert, Heine, Weill, Bredemeyer und Pannach stehen Pate bei diesem Versuch, gesellschaftspolitische Reflektion auf Unterhaltungstraditionen zu bauen.
30. September
Mehr als nur ein Zauberlehrling
Einblicke in das kompositorische Schaffen von Paul Dukas
Von Ullrich Bohn
Der französische Komponist Paul Dukas (1865-1935) besitzt eine merkwürdige Position im klassischen Musikbetrieb. Wenn überhaupt, dann ist er in den Konzertprogrammen meist durch sein berühmtes Orchesterwerk 'L'Apprenti sorcier' (Der Zauberlehrling) nach Goethes Gedicht vertreten. Viele weitere Werke sind der Nachwelt erst gar nicht überliefert worden, da sie der höchst selbstkritische Komponist kurz vor seinem Tod vernichtet hat. Wer intensiver in sein Oeuvre einsteigt, findet jedoch noch das Ballett 'La Péri', eine Sinfonie, eine Klaviersonate und nicht zuletzt die großartige sinfonisch-schwelgerische Oper 'Ariane et Barbe-Bleue'. Anlässlich des 150. Geburtstags von Paul Dukas am 1. Oktober gilt es, einen genialen Komponisten wiederzuentdecken, dessen Werk zu Unrecht unter die Räder der Musikgeschichte geraten ist.