Archiv

Alle Sendungen im Mai
Gefälliges und Skandalöses

Johann Sebastian Bach und seine Söhne sind kaum mit skandalumwitterten Kompositionen aufgefallen; das war bei Richard Wagner, Hector Berlioz und Sergej Prokofjew schon anders. Bei Mauricio Kagel, dem 'enfant terrible' der zeitgenössischen Avantgarde, gehörte Provokation einfach dazu. Drei seiner Orgelwerke stehen im 'Musik-Panorama' am 5. Mai im Mittelpunkt.

    Der Organist Dominik Susteck spielt in der Kölner Kirche Sankt Peter Mauricio Kagels Kompositionen für Orgel
    Der Kölner Organist Dominik Susteck spielt Werke von Kagel (Thomas Kujawinski / Deutschlandradio)
    5. Mai
    Forum neuer Musik 2014
    Mauricio Kagel
    Improvisation ajoutée
    Rrrrrrr...
    Phantasia obligati
    Dominik Susteck, Orgel
    Aufnahme vom 6.4.14 aus der Kunst-Station Sankt Peter in Köln
    Bei seinem Erscheinen Anfang der 60er-Jahre löste Mauricio Kagels Orgelwerk „Improvisation ajoutée" einen Skandal aus. Gründe waren die Geräusche, die der Organist und seine zwei Assistenten produzierten: Sprechen, Husten, Lachen, Pfeifen, Klatschen, vor allem aber laute Schreie. Autor Ingo Dorfmüller deutet sie als Rückkehr des Kreatürlichen in die Sakralsphäre als einer Welt körperloser Reinheit. Auch die nur wenig später entstandene „Phantasia obligati" birgt soziale Sprengkraft – hält sie der Bundesrepublik vor 1968 doch den Spiegel einer geschlechterpolitisch streng arbeitsteiligen Gesellschaft vor. Dominik Susteck vergegenwärtigt Mauricio Kagels drei Kompositionen für Orgel im Rahmen des Internationalen Werkstattfestivals Forum neuer Musik unter dem Motto „1914 – 2014: Die wilden Jungen".
    12. Mai
    Musikfest Bremen 2013
    'Eine große Nachtmusik'
    Sergej Prokofjew
    Sinfonie Nr. 5 B-Dur, op. 100
    Richard Wagner
    Wesendonck-Lieder
    Hector Berlioz
    "Les nuits d'été", 6 Lieder für Singstimme und Orchester, op. 7
    Anna Caterina Antonacci, Sopran
    Rotterdam Philharmonic Orchestra
    Leitung: Yannick Nézet-Seguin
    Aufnahme vom 24.8.13 aus dem Konzerthaus Die Glocke in Bremen
    Er liebe es zu verführen, gestand einmal der Dirigent Yannick Nézet-Séguin. Sein Publikum verführte der energiegeladene Kanadier beim vergangenen Musikfest Bremen als Chefdirigent des Rotterdam Philharmonic Orchestra. Verführung ist immer dann im Spiel, wenn es um die Liebe geht. Sie beflügelte Richard Wagner zu seinen „Wesendonck-Liedern" und Hector Berlioz zu seinen „Nuits d'été". Beide Orchesterliederzyklen mit ihren zärtlich charmanten wie tieftraurigen Kantilenen waren wie geschaffen für das ausdrucksstarke Timbre der italienischen Sopranistin Anna Caterina Antonacci. Sämtliche klanglichen Register konnte das Rotterdam Philharmonic Orchestra bei Sergej Prokofjews opulenter „5. Sinfonie" ziehen, für die Prokofjew 1944 die „parteioffizielle Anerkennung als bedeutendster Komponist der Sowjetunion" erhielt.
    19. Mai
    Forum neuer Musik 2014
    „Aufbrüche, Ahnungen"
    Kompositionen aus dem Jahre 1914 von
    Ethyl Smyth, Cécile Chaminade, Lili Boulanger,
    Luigi Russolo, Giacomo Balla, Hirofumi Matsuzawa,
    Henry Cowell, Aleksey Stanchinsky, Leo Ornstein, Atli Ingólfsson
    Ensemble 20/21
    Leitung: David Smeyers
    Aufnahmen vom 8.4.14 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal
    Was verbindet den Amerikaner Henry Cowell, den Russen Arthur Lourié, die Französinnen Lili Boulanger und Cécile Chaminade sowie die Italiener Luigi Russolo und Giacomo Balla? Was bewegt sie? Welcher Zeitgeist spiegelt ihr künstlerisches Tun? Unter dem Motto „Aufbrüche, Ahnungen" präsentiert ein ungewöhnliches Konzert die genannten Komponisten mit musikalischen Miniaturen, die alle vor genau 100 Jahren entstanden. Jenes Jahr 1914 birgt unerwartet viel Avanciertheit in der Musik. Doch wie viel Vorgefühl ist komponiert – Vorahnung jener Erschütterungen, die wir Europäer heute mit der Jahreszahl 1914 verbinden? Zum fünften Mal kooperieren der Deutschlandfunk und die Hochschule für Musik und Tanz Köln in Gestalt eines Projekts mit der Studierendenformation ensemble 20/21. Dieses Mal findet das Konzert bei einem weiteren Partner statt, im Kinosaal des Museum Ludwig.
    26.5.
    Grundton D 2014 – Konzert und Denkmalschutz (1)
    Johann Sebastian Bach
    Aus „Das Wohltemperierte Klavier" Teil 2
    Präludium und Fuge Nr. 9 E-Dur, BWV 878
    Präludium und Fuge Nr. 20 a-Moll, BWV 889
    Partita Nr. 4 D-Dur, BWV 828
    Carl Philipp Emanuel Bach
    Sonate a-Moll, Wq 49 Nr. 1
    Sonate g-Moll, Wq 65 Nr. 17
    Wilhelm Friedemann Bach
    Ausgewählte Polonaisen
    Andreas Staier, Cembalo
    Aufnahme vom 18.5.14 aus der Stadtkirche St. Petri in Ratzeburg/Schleswig-Holstein
    Zum Saisonauftakt der Benefizkonzertreihe „Grundton D" von Deutschlandfunk und Deutscher Stiftung Denkmalschutz gastiert Andreas Staier in der Stadtkirche St. Petri im schleswig-holsteinischen Ratzeburg. Staier zählt zu den großen Cembalo- und Hammerklaviervirtuosen der Gegenwart. Seine Interpretationen, ob live oder auf seinen rund 50 vielfach preisgekrönten CD-Aufnahmen, zeichnen sich durch eine perfekte Balance von intellektueller Durchdringung der Musik und unbändiger Spielfreude aus. Andreas Staier wird in Ratzeburg Werke für Cembalo solo aus der Musikerdynastie Bach spielen. Darunter Auszüge aus Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertem Klavier" und Sonaten von Carl Philipp Emanuel Bach, dessen 300. Geburtstag die Musikwelt dieses Jahr feiert.