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Aller Studienanfang in Germany ist schwer

An deutschen Hochschulen gehören Studierende aus aller Welt zum Alltag. Ein Studium hier liest sich gut im Lebenslauf und kann Start für ein Leben in einer anderen Kultur sein. Doch gerade zum Studiumsantritt hapert es noch an Sprache und Orientierung im fremden Land.

Von Sascha Sommer | 15.03.2012
    Das alte aber immer noch aktuelle Problem ist oft die Sprache – vor allem bei Studierenden, die ihr ganzes Studium in Deutschland absolvieren wollen, ist ein bestimmtes Sprachniveau nötig. Deshalb gibt es für alle einen Sprachtest. Für die Suche nach einem WG-Zimmer, das Einkaufen im Supermarkt oder das Knüpfen sozialer Kontakte in der Freizeit reicht das aber oft nicht, stellt Hammo Walaa aus Syrien fest. Er studiert im ersten Semester Informatik an der Leibnitz Universität Hannover.
    "Es gibt viele Schwierigkeiten, ich bin alleine in Deutschland zum Beispiel und es gibt nicht so viel Zeit neue Leute kennenzulernen. Auch finanzielle Probleme gibt es für mich ein bisschen. Mit der Sprache ist ein bisschen besser gegangen, aber noch gibt es bisschen Probleme mit der Sprache. Ich bin so seit mehr als einem Jahr in Deutschland."

    Für den Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD ging es bei seiner Jahrestagung nicht nur um die Sprachaus- und –weiterbildung. Christian Thimme, dem Leiter der Gruppe Internationalisierung der Hochschulen beim DAAD, setzt die Arbeit der Deutschen Unis und Hochschulen für das "Ankommen" ausländischer Studierender schon viel früher an.

    "Man stellt sich ein einen ausländischen Studierenden vor, er kommt hier an, kommt vielleicht aus den Philippinen, steht am Flughafen, hat eine E-Mail bekommen, wo sein Wohnheim ist. Spricht vielleicht noch nicht fließend Deutsch. Muss sich durchschlagen, sein Wohnheimplatz kriegen, ein Konto einrichten, zur Ausländerbehörde gehen. Und da ist es gut, wenn da ein Service-Paket von der Hochschule da ist, wo er an die Hand genommen wird und eben auch entsprechende Angebote bekommt."

    Auch Angebote zum Deutschlernen gehören für Thimme unbedingt dazu.

    "Wenn jetzt Studierende nur für einen kurzen Studienabschnitt nach Deutschland kommen, dann kann man oft nicht erwarten, dass sie so gut Deutsch sprechen. Das heißt, da gibt es dann auch Kurse, die schon mal auf Englisch sind oder sich in ihrer Landessprache auch verständigen können. Umso wichtiger wird es dann, dass auch studienbegleitend Deutsch angeboten wird, das entsprechende Angebote da sind, eventuell vor Beginn des Studiums, um vernünftig die Sprache zu lernen."

    Wer für ein Studium im musischen oder künstlerischen Bereich nach Deutschland geht, stößt allerdings schon auf sehr schnell auf eine erste Schranke, die sich nur mit einer ausreichenden Portion Talent öffnet. So müssen Studierende an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main beispielsweise eine Aufnahmeprüfung ablegen. Der Leiter des International Office, Albrecht Eitz, ist trotzdem froh, dass mehr als 30 Prozent der Studierenden seiner Hochschule aus dem Ausland kommen.

    "Das ist bei allen deutschen Kunst- und Musikhochschulen eben so, dass wir alle Menschenwesen durch eine Eignungsprüfung schleusen. Das ist ein sehr aufwendiger Prozess, ist aber auch ein ganz wesentliches Qualitätsmerkmal. Und der Erfolg gibt uns recht: Diejenigen, die die Eignungsprüfung dann bestehen und dann in die Studiengänge Bachelor, Master oder die auslaufenden Diplomstudiengänge dann kommen, sind in der Regel sehr erfolgreich. Haben also Studienerfolgsquoten – auch bei den ausländischen Studierenden – von über 80 Prozent."

    Nicht nur durch die Einrichtung der International Offices an den Unis und Hochschulen hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Studierende aus dem Ausland sind für das ganze Bildungssystem wichtiger geworden, beobachtet Christian Thimme vom Deutschen Akademischen Austauschdienst.

    "Ich denke, dass die Hochschulen in den letzten Jahren enorme Anstrengungen gemacht haben, die Willkommenskultur in Deutschland zu verbessern. Sie sind viel professioneller geworden. Das ganze Thema Ausländerstudium ist viel mehr auch ins Bewusstsein auch der Hochschulleitungen gerückt. Und ich glaube schon das man mehr so eine Art 'Kundenverhältnis' auch gefunden hat und die meisten Hochschulen auch gute Angebote vorhalten."

    Sichtbare Erfolge in Sachen Internationalisierung im Hochschulwesen zeigt eine vergleichende Studie des British Council aus 2011. Elf Länder wurden auf Zugangsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen untersucht – Deutschland landet in der Studie auf dem ersten Platz. Noch vor Australien und Großbritannien. Vielleicht ist der 35-Jährige Naturwissenschaftler Bala Ramani aus Indien auch deshalb stolz auf seine Promotion, die er in Deutschland gemacht hat.

    "Wenn mich jemand in Indien fragen würde, welche zwei Orte du gut kennst, ist, würde ich sagen, meine Heimat in Indien, zweite ist Hannover. Das sind zwei Orte, die ich liebe. Und in Indien sagen die Leute: Bala, du bist Germanised."