Jonathan Meeses Installationen aus Sperrholz und schwarzer Plane, in denen sich Skelette und Türme, Spruchbänder und Puppen, Pimmel und Hakenkreuze zum bunten Sammelsurium vereinen, haben einen Vorteil: Man erkennt ihre immer gleichen wenigen Bestandteile sofort. Mit ihnen und mit seinen Zitaten aus B-Pictures sowie mit seiner Benennung von Tyrannen und von Heroen aus Film-, Comic- und Mythengeschichte hat sich Meese als Marke erschaffen und ist zu einer Größe im Kunstbetrieb geworden.
So ist auch an "De Frau", seiner ersten Performance mit Schauspielern an der Berliner Volksbühne, alles bekannt und nichts neu. Das begehbare Sperrholz-Kreuz auf der Bühne erinnert an das eiserne Kreuz, das Meese für Castorfs Inszenierung von Pittigrillis "Kokain" auf die Bühne gestellt hat, und die große weiße Strohfigur, die mit ausgebreiteten Armen, drei Brüsten und einem riesigen erigierten Penis zwischen Meeses üblichen Versatzstücken herumliegt oder herumgeschleppt wird, ist uns in ähnlicher Form auch bekannt. Filmprojektionen auf einem Gazevorhang vor der Bühne zeigen in Endlosschleife zwei altertümlich kostümierte Schauspielerinnen, wie sie erst den Künstler und dann sich selbst erwürgen. Auf der Bühne ist zwar viel los, aber wenig szenische Bewegung. Dabei dreht sie sich unentwegt, doch statt einer Inszenierung erlebt man mit Meeses B-Picture-Zitaten ein ungeordnetes, wildes Chaos. Eine Handlung ist kaum zu erkennen, zwischen all den Zitaten und herumrennenden Schauspielern mit ihren sinnfrei bedeutungsvollen Aktionen. Da wird gemeinsam gekrabbelt oder gebrüllt, es wird ein Hula-Hup-Reifen geschleudert oder Eis geholt, Rammstein grölt von der Sonne und Kohle wird gegen die Wand geschippt, und schließlich fährt Meese, der als sein eigener Ego-Trip-Hauptdarsteller auf der Bühne steht und Reizwörter in sein Mikrofon spricht, Goldbarren in einer Schubkarre herum. Denn Mama ist Fort Knox und es geht, irgendwie, um die Welt und um Gold, um die Revolution der Kunst oder durch die Kunst, vor allem aber um die Figuren aus Meeses Lieblings-B-Picture, der Science-Fiction-Parabel "Zardoz" von John Boorman, deren alberne Sprüche wie "Die Waffe ist gut, der Penis ist schlecht" Meese auf der Bühne verkündet. Wieder einmal agiert Jonathan Meese als Pathosschleuder der unreflektierten Begriffe: Er tönt von Totalität, Radikalität und Revolution. Und der Kulturbetrieb ist begeistert. Dabei werden diese Begriffe weder analysiert noch definiert, weder befragt noch begriffen, sondern nur als Reizwörter gesetzt. So, wie Pol Pot einfach mal erwähnt wird, wie Ezra Pound mit einem Schwein zu Wortspielen zusammengebracht wird oder eine Schauspielerin in Napoleonskostüm auf einer Kanone sitzen muss.
All dies ist der übliche Wahnsinn eines Kulturbetriebs, der gern alternativ sein möchte und doch nur den höheren Dilettantismus pflegt. All dies ist von Intelligenz, Sinnlichkeit und freiem Formbewusstsein eines Joseph Beuys meilenweit entfernt, als dessen Nachfolger mancher groteskerweise Meese sieht.
Natürlich hat sich die in den letzten Zeiten schwächelnde Volksbühne Jonathan Meese geholt, um mit ihm an alte provokative Zeiten anknüpfen zu können. Doch beim Szene-Publikum der Volksbühne läuft jede Provokationsstrategie leer. Zwar langweilt man sich deutlich, doch sitzt man alles ohne Murren aus. Schließlich soll das doch richtige alternative Kunst sein, und man will dabei sein.
Die Schauspieler der Volksbühne, an ihrer Spitze Kathrin Angerer, Bernhard Schütz und Axel Wandtke, retten sich mit Routine in die Selbstrepräsentation, als wären sie nie mit René Pollesch gegen schauspielerische Repräsentation auf der Bühne angerannt. Im Zentrum aber steht mit dem Mikrofon in der Hand stets Jonathan Meese als sein eigener, wenn auch schauspielerisch untalentierter, Haupt- und Selbstdarsteller.
Das eigentliche alternative Spektakel aber hatte bereits am Vorabend in der Berliner Axel Springer Passage stattgefunden. Denn dort erhielt Jonathan Meese, neben u.a. Tokio Hotel und Udo Jürgens, einen Kulturpreis von der Berliner Boulevardzeitung BZ. Als Meese-Laudator trat Guido Westerwelle auf, und alles war wie Meeses Volksbühnenspektakel: marktkonform und völlig ironie- und humorfrei. Zum nicht enden wollenden Schluss in der Volksbühne (Achtung: Provokation!) dröhnte der Schlager "Griechischer Wein", und im eingespielten Film von der Preisverleihung umtanzte Meese den singenden Udo Jürgens.
Sinn des Volksbühnenabend schien ohnehin vor allem, mediales Material für den Kunstmarkt zu liefern: zeitweilig waren auf und vor der Bühne mehr Fotografen und Kameramänner aktiv als Schauspieler.
So erschien mir dieser Abend mit und von Jonathan Meese als schlechter Witz und eine unfreiwillige Parodie auf den Kunst- und Kulturbetrieb.
So ist auch an "De Frau", seiner ersten Performance mit Schauspielern an der Berliner Volksbühne, alles bekannt und nichts neu. Das begehbare Sperrholz-Kreuz auf der Bühne erinnert an das eiserne Kreuz, das Meese für Castorfs Inszenierung von Pittigrillis "Kokain" auf die Bühne gestellt hat, und die große weiße Strohfigur, die mit ausgebreiteten Armen, drei Brüsten und einem riesigen erigierten Penis zwischen Meeses üblichen Versatzstücken herumliegt oder herumgeschleppt wird, ist uns in ähnlicher Form auch bekannt. Filmprojektionen auf einem Gazevorhang vor der Bühne zeigen in Endlosschleife zwei altertümlich kostümierte Schauspielerinnen, wie sie erst den Künstler und dann sich selbst erwürgen. Auf der Bühne ist zwar viel los, aber wenig szenische Bewegung. Dabei dreht sie sich unentwegt, doch statt einer Inszenierung erlebt man mit Meeses B-Picture-Zitaten ein ungeordnetes, wildes Chaos. Eine Handlung ist kaum zu erkennen, zwischen all den Zitaten und herumrennenden Schauspielern mit ihren sinnfrei bedeutungsvollen Aktionen. Da wird gemeinsam gekrabbelt oder gebrüllt, es wird ein Hula-Hup-Reifen geschleudert oder Eis geholt, Rammstein grölt von der Sonne und Kohle wird gegen die Wand geschippt, und schließlich fährt Meese, der als sein eigener Ego-Trip-Hauptdarsteller auf der Bühne steht und Reizwörter in sein Mikrofon spricht, Goldbarren in einer Schubkarre herum. Denn Mama ist Fort Knox und es geht, irgendwie, um die Welt und um Gold, um die Revolution der Kunst oder durch die Kunst, vor allem aber um die Figuren aus Meeses Lieblings-B-Picture, der Science-Fiction-Parabel "Zardoz" von John Boorman, deren alberne Sprüche wie "Die Waffe ist gut, der Penis ist schlecht" Meese auf der Bühne verkündet. Wieder einmal agiert Jonathan Meese als Pathosschleuder der unreflektierten Begriffe: Er tönt von Totalität, Radikalität und Revolution. Und der Kulturbetrieb ist begeistert. Dabei werden diese Begriffe weder analysiert noch definiert, weder befragt noch begriffen, sondern nur als Reizwörter gesetzt. So, wie Pol Pot einfach mal erwähnt wird, wie Ezra Pound mit einem Schwein zu Wortspielen zusammengebracht wird oder eine Schauspielerin in Napoleonskostüm auf einer Kanone sitzen muss.
All dies ist der übliche Wahnsinn eines Kulturbetriebs, der gern alternativ sein möchte und doch nur den höheren Dilettantismus pflegt. All dies ist von Intelligenz, Sinnlichkeit und freiem Formbewusstsein eines Joseph Beuys meilenweit entfernt, als dessen Nachfolger mancher groteskerweise Meese sieht.
Natürlich hat sich die in den letzten Zeiten schwächelnde Volksbühne Jonathan Meese geholt, um mit ihm an alte provokative Zeiten anknüpfen zu können. Doch beim Szene-Publikum der Volksbühne läuft jede Provokationsstrategie leer. Zwar langweilt man sich deutlich, doch sitzt man alles ohne Murren aus. Schließlich soll das doch richtige alternative Kunst sein, und man will dabei sein.
Die Schauspieler der Volksbühne, an ihrer Spitze Kathrin Angerer, Bernhard Schütz und Axel Wandtke, retten sich mit Routine in die Selbstrepräsentation, als wären sie nie mit René Pollesch gegen schauspielerische Repräsentation auf der Bühne angerannt. Im Zentrum aber steht mit dem Mikrofon in der Hand stets Jonathan Meese als sein eigener, wenn auch schauspielerisch untalentierter, Haupt- und Selbstdarsteller.
Das eigentliche alternative Spektakel aber hatte bereits am Vorabend in der Berliner Axel Springer Passage stattgefunden. Denn dort erhielt Jonathan Meese, neben u.a. Tokio Hotel und Udo Jürgens, einen Kulturpreis von der Berliner Boulevardzeitung BZ. Als Meese-Laudator trat Guido Westerwelle auf, und alles war wie Meeses Volksbühnenspektakel: marktkonform und völlig ironie- und humorfrei. Zum nicht enden wollenden Schluss in der Volksbühne (Achtung: Provokation!) dröhnte der Schlager "Griechischer Wein", und im eingespielten Film von der Preisverleihung umtanzte Meese den singenden Udo Jürgens.
Sinn des Volksbühnenabend schien ohnehin vor allem, mediales Material für den Kunstmarkt zu liefern: zeitweilig waren auf und vor der Bühne mehr Fotografen und Kameramänner aktiv als Schauspieler.
So erschien mir dieser Abend mit und von Jonathan Meese als schlechter Witz und eine unfreiwillige Parodie auf den Kunst- und Kulturbetrieb.