Die Verantwortlichen im amerikanischen Fernsehen haben vor Jahren entdeckt, dass man eigentlich nie genug in die Präsentation einer Sportveranstaltung investieren kann. Das Rezept: Mehr Kameras, mehr Kommentatoren, mehr inszenierte Dramaturgie. Und mehr Emotionen.
Dieses Konzept wird seit einiger Zeit auch von den Sendern in Europa kopiert. Mit wachsendem Aufwand und einem wachsenden Kader an sogenannten Experten. Niemand allerdings bietet so viele auf wie die Amerikaner, die bei Übertragungen von populären Sportarten im Studio fast so viele Stühle besetzen wie einst die Teilnehmer in Werner Höfers Internationalem Frühschoppen. Ähnlich bunt ist das Team, das die Zuschauer in diesen Tagen vom Spartensender ESPN aus Südafrika serviert bekommen: Angeheuert wurden ein Engländer, ein Spanier, ein Holländer, ein Amerikaner und ein Schwabe.
Das mit den Emotionen ist allerdings so eine Sache. Nur der Amerikaner in der Runde, der ehemalige Verteidiger Alexi Lalas, und der Holländer Ruud Gullit zeigen eine gewisse provokative Meinungsfreude, die darauf schließen lässt, dass sie im Gespräch über Fußball auf höchstem Niveau vor allem eines empfinden: schlechte Laune.
So etwas scheint der Schwabe Jürgen Klinsmann gar nicht zu besitzen. In der Öffentlichkeit wirkt er stets positiv und neigt dort, wo man Kritik erwarten würde, zur Beschwichtigung. Besonders wenn es um die deutsche Nationalmannschaft geht. Als er nach dem überlegenen 4:0 über Australien in Durban zu den beiden Gelben Karten für Özil und Cacau befragt wurde, ein Thema bei dem ihn der Moderator an seine eigene Vergangenheit als berühmt-berüchtigter Schwalben-Experte erinnerte, wich er lieber aus:
""That's no problem at all.”"
Dann wechselte er das Thema. Ganz so wie ein Politiker in einer Pressekonferenz das machen würde.
Es ist kein einfacher Job, alles und jeden Sachverhalt zu bewerten, wenn man dabei im Grunde nur spekulieren kann. So forderte Klinsmann während des Spiels Frankreich gegen Mexiko seine Zuschauer auf, mal die Körpersprache von Spielern und Trainer Demenech zu beobachten. Fernglas-Psychologie statt Analyse.
Das gleiche Verfahren kann man natürlich auch auf Klinsmann anwenden. Der saß während des ersten Deutschland-Spiels in Anzug und Krawatte im Studio und wirkte seltsam leblos. Seine Kollegen hatten zahllose Blätter mit allerlei Notizen vor sich liegen. Vor Klinsmann lag gar nichts. Die Arme hingen an ihm herunter. Die Hände waren nicht zu sehen. So wirkte er trotz kluger Anmerkungen über das bewegliche deutsche Spiel wie ein Mensch, der nicht viel zu sagen hat und nach Möglichkeit nirgendwo anecken will.
Derselbe Mann kommt bei der britischen BBC ganz offensichtlich sehr viel besser rüber. Der Londoner Daily Telegraph schrieb in einer ersten Kritik: "Jürgen Klinsmann zeigte erneut, dass er der Star unter den Verpflichtungen der BBC ist.” Seine Qualitäten beschrieb die Zeitung mit folgenden, süffisanten Worten: "Nicht nur beherrscht er die englische Sprache besser als Alan Shearer, was zugegeben keine besondere Leistung ist. Er weiß mehr über uruguayische Verteidiger als jeder andere außerhalb von Uruguay.”
Die Auftritte in wechselnder Umgebung und in anderem Outfit scheinen dem wortgewandten Emigranten, der vor ein paar Monaten mit seiner Familie wieder nach Kalifornien zurückkehrte, immerhin allmählich in Schwung zu bringen. So kam er am Donnerstag, als er in der Zusammenfassung des Frankreich-Spiels gegen Mexiko die Verteidigungsleistung von William Gallas beschreiben sollte, auf folgendes:
""This is suicide. This is suicide from a centerback that has tremendous experience playing at the highest level in Barcelona.”"
"Das ist Selbstmord”, sagte er über den müden Versuch, eine Abseitsfalle aufzubauen, die das erste Tor der Mexikaner möglich machte. "Das ist Selbstmord von einem Innenverteidiger, der enorme Erfahrung hat und in Barcelona auf höchstem Niveau spielt.” Das drastische und ziemlich schiefe Sprachbild kann man in den USA benutzen, um den Psychokrieg in der französischen Equipe auf den Punkt zu bringen. Niemand wird sich dadurch gleich an den Freitod eines deutschen Torwarts erinnert fühlen. Schon eher an die unterschwelligen Antipathien der Amerikaner gegen die als überheblich verschrienen Franzosen.
Jeder hatte gesehen, dass hier eine Mannschaft aus vielen Einzelkönnern den Geist aufgab. Aber natürlich wusste auch Klinsmann nicht, warum wieso weshalb. Aber er hatte mit seinen Einsprengseln - Innenverteidiger, Barcelona - gezeigt: Aus dem Mund des Experten klingt es natürlich einfach viel bedeutsamer.
Dieses Konzept wird seit einiger Zeit auch von den Sendern in Europa kopiert. Mit wachsendem Aufwand und einem wachsenden Kader an sogenannten Experten. Niemand allerdings bietet so viele auf wie die Amerikaner, die bei Übertragungen von populären Sportarten im Studio fast so viele Stühle besetzen wie einst die Teilnehmer in Werner Höfers Internationalem Frühschoppen. Ähnlich bunt ist das Team, das die Zuschauer in diesen Tagen vom Spartensender ESPN aus Südafrika serviert bekommen: Angeheuert wurden ein Engländer, ein Spanier, ein Holländer, ein Amerikaner und ein Schwabe.
Das mit den Emotionen ist allerdings so eine Sache. Nur der Amerikaner in der Runde, der ehemalige Verteidiger Alexi Lalas, und der Holländer Ruud Gullit zeigen eine gewisse provokative Meinungsfreude, die darauf schließen lässt, dass sie im Gespräch über Fußball auf höchstem Niveau vor allem eines empfinden: schlechte Laune.
So etwas scheint der Schwabe Jürgen Klinsmann gar nicht zu besitzen. In der Öffentlichkeit wirkt er stets positiv und neigt dort, wo man Kritik erwarten würde, zur Beschwichtigung. Besonders wenn es um die deutsche Nationalmannschaft geht. Als er nach dem überlegenen 4:0 über Australien in Durban zu den beiden Gelben Karten für Özil und Cacau befragt wurde, ein Thema bei dem ihn der Moderator an seine eigene Vergangenheit als berühmt-berüchtigter Schwalben-Experte erinnerte, wich er lieber aus:
""That's no problem at all.”"
Dann wechselte er das Thema. Ganz so wie ein Politiker in einer Pressekonferenz das machen würde.
Es ist kein einfacher Job, alles und jeden Sachverhalt zu bewerten, wenn man dabei im Grunde nur spekulieren kann. So forderte Klinsmann während des Spiels Frankreich gegen Mexiko seine Zuschauer auf, mal die Körpersprache von Spielern und Trainer Demenech zu beobachten. Fernglas-Psychologie statt Analyse.
Das gleiche Verfahren kann man natürlich auch auf Klinsmann anwenden. Der saß während des ersten Deutschland-Spiels in Anzug und Krawatte im Studio und wirkte seltsam leblos. Seine Kollegen hatten zahllose Blätter mit allerlei Notizen vor sich liegen. Vor Klinsmann lag gar nichts. Die Arme hingen an ihm herunter. Die Hände waren nicht zu sehen. So wirkte er trotz kluger Anmerkungen über das bewegliche deutsche Spiel wie ein Mensch, der nicht viel zu sagen hat und nach Möglichkeit nirgendwo anecken will.
Derselbe Mann kommt bei der britischen BBC ganz offensichtlich sehr viel besser rüber. Der Londoner Daily Telegraph schrieb in einer ersten Kritik: "Jürgen Klinsmann zeigte erneut, dass er der Star unter den Verpflichtungen der BBC ist.” Seine Qualitäten beschrieb die Zeitung mit folgenden, süffisanten Worten: "Nicht nur beherrscht er die englische Sprache besser als Alan Shearer, was zugegeben keine besondere Leistung ist. Er weiß mehr über uruguayische Verteidiger als jeder andere außerhalb von Uruguay.”
Die Auftritte in wechselnder Umgebung und in anderem Outfit scheinen dem wortgewandten Emigranten, der vor ein paar Monaten mit seiner Familie wieder nach Kalifornien zurückkehrte, immerhin allmählich in Schwung zu bringen. So kam er am Donnerstag, als er in der Zusammenfassung des Frankreich-Spiels gegen Mexiko die Verteidigungsleistung von William Gallas beschreiben sollte, auf folgendes:
""This is suicide. This is suicide from a centerback that has tremendous experience playing at the highest level in Barcelona.”"
"Das ist Selbstmord”, sagte er über den müden Versuch, eine Abseitsfalle aufzubauen, die das erste Tor der Mexikaner möglich machte. "Das ist Selbstmord von einem Innenverteidiger, der enorme Erfahrung hat und in Barcelona auf höchstem Niveau spielt.” Das drastische und ziemlich schiefe Sprachbild kann man in den USA benutzen, um den Psychokrieg in der französischen Equipe auf den Punkt zu bringen. Niemand wird sich dadurch gleich an den Freitod eines deutschen Torwarts erinnert fühlen. Schon eher an die unterschwelligen Antipathien der Amerikaner gegen die als überheblich verschrienen Franzosen.
Jeder hatte gesehen, dass hier eine Mannschaft aus vielen Einzelkönnern den Geist aufgab. Aber natürlich wusste auch Klinsmann nicht, warum wieso weshalb. Aber er hatte mit seinen Einsprengseln - Innenverteidiger, Barcelona - gezeigt: Aus dem Mund des Experten klingt es natürlich einfach viel bedeutsamer.