Unhörbar leise beginnt das. Vier Cellisten sitzen hinter röhrenartigen Gazevorhängen, spielen Flageoletts am Steg. Auf die Gaze werden dann, immer mehr sich verdichtend, Punkte und Streifen projiziert. Die Geräusche werden fast ohrenbetäubend laut. Auf der Projektion erkennt man kristallartige Gebilde. Dann schwindet alles wieder ins Nichts. Eine Installation von Justè Jamulytè: "Sanduhren".
Eröffnet worden war das Festival mit einer Raummusik. Rebecca Saunders hatte in "Chroma XV" kleine Gruppen von Musikern und Solisten in den Räumen des Café Moskau verteilt. Nähe und Entfernung von Klängen sollen ergehbar werden. Vor 100 Jahren hatte das Eric Satie schon ausprobiert in seiner "Musique de ameublement". Die Provokation von einst wird hier zum Raumdesign.
Einen "Instrumentenpark" hat Enno Poppe entwickelt mit seiner Bühnenmusik für 200 Instrumente, bei der Klangerzeuger der verschiedensten Art zum Einsatz kommen vom leeren Benzinkanister bis zum Kontrabass. Unterstützt auch von Synthesizern älterer Bauart und mit Beleuchtungs-Akzenten szenisch aufgepeppt, geriet das nur in den Proportionen etwas unausgegoren.
"Klang-Bild-Bewegung" ist das Motto der zehnten MaerzMusik. Man will die neue Musik gern aus ihrer vermuteten Erstarrung befreien. Manches gerät dabei zur Mogelpackung, wenn etwa in einem als "szenisch" angekündigten Konzert des Ensembles "ascolta" die Musiker unmotiviert sich gegenseitig vom Instrument schubsen, zum Opernglas greifen, oder durch Lichtwechsel Pseudodramatik erzeugt wird.
Auch das finnische "Plus Ensemble" mit Perttu Haapanens Monodram "Nothing to declare" hatte kaum Relevantes zu bieten: Ein grimassierend-chargierender Sänger, der sich mit absurdem Theater von vorgestern abmüht, dazu drei Musiker in gelben Anzügen mit Notenaufdruck, die sich hin und wieder von ihren Sitzen erheben und Kartons über die Köpfe stülpen.
Bei Bernhard Lang weiß man, was man erwarten darf: musikalische Kleinstformeln, ins Unendliche repetiert und leicht variiert, gemischt mit elektronischem Sound, der, anfangs fast hypnotisierend wirkend, dann aber doch zur sanften Brise sich ausfächelt.
Da ist "Licht-Zeiten" von Michael Wertmüller und Lillevan, eine Live-Musik-Show mit Video, von härterem Zuschnitt. Der Ort, ein ausgedientes Kraftwerk an der Spree, der "Trafo" – er wirkt wie eine Kathedrale. Wertmüllers Musik ist vom Jazz und der Sinfonik Kurt Weills beeinflusst.
Die mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Video-Einzelbelichtung der jeweils agierenden zwölf Musiker indes ist eher ein Witz. Design ersetzt hier die Frage nach dem Sein, wie so oft bei dieser MaerzMusik.
Nein, der stärkste Jahrgang war diese Jubiläums-Zehnte nicht. Was als Plus angepriesen wurde, die Vernetzung gleichgerichteter Veranstalter im "Réseau Varèse", erwies sich als allenfalls Kosten-Bremse. Neue Konzepte förderte sie nicht.
Schon das Festival-Motto "Klang-Bild-Bewegung" deutete eher auf Ratlosigkeit. Multimediales gehört zur Musik seit mindestens dem vergangenen Jahrhundert.
Immerhin, es gab neue Musik-Untermalungen zu alten Filmen. Aber die MaerzMusik will ein Festival "aktueller Musik" sein. Und mit ihrem Namen bezieht sie sich ja immerhin auch auf Kurt Schwitters.
Da wäre die Wiederaufführung eines Werks von Mauricio Kagel von anno 1975, "Mare nostrum", über die Entdeckung, Befriedung und Konversion des Mittelmeerraums durch einen fremden Stamm, vermutlich zeithaltiger gewesen als all die hier präsentierte video-logisierte Kleinmeisterei.
Eröffnet worden war das Festival mit einer Raummusik. Rebecca Saunders hatte in "Chroma XV" kleine Gruppen von Musikern und Solisten in den Räumen des Café Moskau verteilt. Nähe und Entfernung von Klängen sollen ergehbar werden. Vor 100 Jahren hatte das Eric Satie schon ausprobiert in seiner "Musique de ameublement". Die Provokation von einst wird hier zum Raumdesign.
Einen "Instrumentenpark" hat Enno Poppe entwickelt mit seiner Bühnenmusik für 200 Instrumente, bei der Klangerzeuger der verschiedensten Art zum Einsatz kommen vom leeren Benzinkanister bis zum Kontrabass. Unterstützt auch von Synthesizern älterer Bauart und mit Beleuchtungs-Akzenten szenisch aufgepeppt, geriet das nur in den Proportionen etwas unausgegoren.
"Klang-Bild-Bewegung" ist das Motto der zehnten MaerzMusik. Man will die neue Musik gern aus ihrer vermuteten Erstarrung befreien. Manches gerät dabei zur Mogelpackung, wenn etwa in einem als "szenisch" angekündigten Konzert des Ensembles "ascolta" die Musiker unmotiviert sich gegenseitig vom Instrument schubsen, zum Opernglas greifen, oder durch Lichtwechsel Pseudodramatik erzeugt wird.
Auch das finnische "Plus Ensemble" mit Perttu Haapanens Monodram "Nothing to declare" hatte kaum Relevantes zu bieten: Ein grimassierend-chargierender Sänger, der sich mit absurdem Theater von vorgestern abmüht, dazu drei Musiker in gelben Anzügen mit Notenaufdruck, die sich hin und wieder von ihren Sitzen erheben und Kartons über die Köpfe stülpen.
Bei Bernhard Lang weiß man, was man erwarten darf: musikalische Kleinstformeln, ins Unendliche repetiert und leicht variiert, gemischt mit elektronischem Sound, der, anfangs fast hypnotisierend wirkend, dann aber doch zur sanften Brise sich ausfächelt.
Da ist "Licht-Zeiten" von Michael Wertmüller und Lillevan, eine Live-Musik-Show mit Video, von härterem Zuschnitt. Der Ort, ein ausgedientes Kraftwerk an der Spree, der "Trafo" – er wirkt wie eine Kathedrale. Wertmüllers Musik ist vom Jazz und der Sinfonik Kurt Weills beeinflusst.
Die mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Video-Einzelbelichtung der jeweils agierenden zwölf Musiker indes ist eher ein Witz. Design ersetzt hier die Frage nach dem Sein, wie so oft bei dieser MaerzMusik.
Nein, der stärkste Jahrgang war diese Jubiläums-Zehnte nicht. Was als Plus angepriesen wurde, die Vernetzung gleichgerichteter Veranstalter im "Réseau Varèse", erwies sich als allenfalls Kosten-Bremse. Neue Konzepte förderte sie nicht.
Schon das Festival-Motto "Klang-Bild-Bewegung" deutete eher auf Ratlosigkeit. Multimediales gehört zur Musik seit mindestens dem vergangenen Jahrhundert.
Immerhin, es gab neue Musik-Untermalungen zu alten Filmen. Aber die MaerzMusik will ein Festival "aktueller Musik" sein. Und mit ihrem Namen bezieht sie sich ja immerhin auch auf Kurt Schwitters.
Da wäre die Wiederaufführung eines Werks von Mauricio Kagel von anno 1975, "Mare nostrum", über die Entdeckung, Befriedung und Konversion des Mittelmeerraums durch einen fremden Stamm, vermutlich zeithaltiger gewesen als all die hier präsentierte video-logisierte Kleinmeisterei.