Von Volker Mrasek
So weit liegen Wunsch und Wirklichkeit im Klimaschutz also auseinander. Nach dem Kyoto-Protokoll müssen die Industrieländer ihren Ausstoß an Treibhausgasen allmählich drosseln: um fünf Prozent bis zum Jahr 2010, verglichen mit 1990. Tatsächlich steuern die reichen Länder einen ganz anderen Kurs: Ihre Emissionen steigen wieder kräftig an. Im Laufe dieses Jahrzehnts dürften sie im Schnitt um 17 Prozent zulegen. Das alles steht in dem neuen Bericht des Klima-Sekretariats der Vereinten Nationen. Und noch einiges mehr, was bisher nicht publik wurde.
Etwa, daß es nach 2010 noch schlimmer kommen dürfte. Auch danach werden die Treibhausgas-Emissionen der Industrieländer noch weiter zunehmen - trotz eingeleiteter Klimaschutz-Maßnahmen. Das alles geht aus Daten hervor, die die Vertragsstaaten der Welt-Klima-Konvention selbst an das Sekretariat übermittelten.
Der neue Report ist ein Schock. Das will Sergej Kononov aber so nicht sagen. Der russische Energieexperte arbeitet im Klima-Sekretariat und gehört zum Kreis der Autoren. Sie äußern sich jetzt erstmals zum eigenen Zahlenwerk, geben sich aber diplomatisch:
Nicht alle Länder haben Daten für den Zeitraum 2010 bis 2020 beigesteuert. Das Material war also nicht vollständig. Wir mussten die zukünftige Entwicklung aus dem, was uns vorlag, ableiten. Unsere Prognose bis 2020 ist deshalb mit größeren Unsicherheiten behaftet als die für 2010.
Trotz der Unsicherheiten: Die Zahlen sprechen für sich, die erwarteten Zuwächse bei den Emissionen von Kohlendioxid und anderen Klimagasen sind zweistellig. Nach den Prognosen wird ein Land wie Kanada um 20 Prozent über dem Niveau von 1990 liegen, Spanien sogar um 35. Das drückt schwer auf die Gesamtbilanz. Und auch noch etwas anderes:
Bis jetzt waren die ehemals kommunistischen Staaten Osteuropas Musterknaben im Klimaschutz. Ihre marode Industrie brach zusammen. In der Folge gingen auch die CO2-Emissionen stark zurück. Doch dieser Trend kehrt sich jetzt um. Längst ist die osteuropäische Wirtschaft wieder auf den Beinen, ihr Energiebedarf geht in die Höhe - und damit auch der Ausstoß von Klimagasen.
Die größten Sorgenkinder bleiben aber die Industriestaaten. Ihre Emissionen könnten im Jahr 2020 um 28 Prozent über dem Soll liegen, heißt es im neuen UN-Report. Dabei sollen sie auf fünf Prozent darunter fallen. Damit wird offensichtlich: Das Ziel des Kyoto-Protokolls rückt in unerreichbare Ferne.
Die Hauptursache, auch aus der Sicht von UN-Experte Kononov: Niemand regelt den Verkehr:
Der Verkehrssektor ist bisher außen vor geblieben. Obwohl jeder weiß, dass seine Treibhausgas-Emissionen in den 90er Jahren kräftig gestiegen sind. Nach unseren Hochrechnungen wird sich daran auch in diesem Jahrzehnt nichts ändern.
Um 20 Prozent legte der Straßenverkehr im letzten Jahrzehnt beim CO2 zu, der Flugverkehr sogar um 48 Prozent. Man kann den UN-Bericht als Plädoyer dafür lesen, im Verkehrs-Sektor endlich Klimaschutz-Auflagen einzuführen - auch gegen Widerstände ...
Der Verkehrsbereich lässt sich schwer beeinflussen. Wenn wir ein Industrieland mit 80 Millionen Einwohnern haben, dann fahren 50 Millionen davon Auto. Man hat also nicht Dutzende Akteure wie vielleicht bei den Industrie-Emissionen, sondern Millionen. Und die kaufen sich das Auto, das sie wollen, und sie fahren so viel damit, wie sie wollen. Da wird es schwierig.
Schwer wird es, aber wohl unvermeidbar, wenn es den Industriestaaten wirklich Ernst ist mit dem Klimaschutz. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus, das zeigt der UN-Bericht deutlich. Sergej Kononov wartet ungeduldig auf das Echo der Bonner Konferenz-Delegierten:
Der Bericht stand bisher noch gar nicht zur Debatte. Das kommt noch. Ich bin selbst gespannt, wie die Vertreter der Vertragsstaaten darauf reagieren werden.
So weit liegen Wunsch und Wirklichkeit im Klimaschutz also auseinander. Nach dem Kyoto-Protokoll müssen die Industrieländer ihren Ausstoß an Treibhausgasen allmählich drosseln: um fünf Prozent bis zum Jahr 2010, verglichen mit 1990. Tatsächlich steuern die reichen Länder einen ganz anderen Kurs: Ihre Emissionen steigen wieder kräftig an. Im Laufe dieses Jahrzehnts dürften sie im Schnitt um 17 Prozent zulegen. Das alles steht in dem neuen Bericht des Klima-Sekretariats der Vereinten Nationen. Und noch einiges mehr, was bisher nicht publik wurde.
Etwa, daß es nach 2010 noch schlimmer kommen dürfte. Auch danach werden die Treibhausgas-Emissionen der Industrieländer noch weiter zunehmen - trotz eingeleiteter Klimaschutz-Maßnahmen. Das alles geht aus Daten hervor, die die Vertragsstaaten der Welt-Klima-Konvention selbst an das Sekretariat übermittelten.
Der neue Report ist ein Schock. Das will Sergej Kononov aber so nicht sagen. Der russische Energieexperte arbeitet im Klima-Sekretariat und gehört zum Kreis der Autoren. Sie äußern sich jetzt erstmals zum eigenen Zahlenwerk, geben sich aber diplomatisch:
Nicht alle Länder haben Daten für den Zeitraum 2010 bis 2020 beigesteuert. Das Material war also nicht vollständig. Wir mussten die zukünftige Entwicklung aus dem, was uns vorlag, ableiten. Unsere Prognose bis 2020 ist deshalb mit größeren Unsicherheiten behaftet als die für 2010.
Trotz der Unsicherheiten: Die Zahlen sprechen für sich, die erwarteten Zuwächse bei den Emissionen von Kohlendioxid und anderen Klimagasen sind zweistellig. Nach den Prognosen wird ein Land wie Kanada um 20 Prozent über dem Niveau von 1990 liegen, Spanien sogar um 35. Das drückt schwer auf die Gesamtbilanz. Und auch noch etwas anderes:
Bis jetzt waren die ehemals kommunistischen Staaten Osteuropas Musterknaben im Klimaschutz. Ihre marode Industrie brach zusammen. In der Folge gingen auch die CO2-Emissionen stark zurück. Doch dieser Trend kehrt sich jetzt um. Längst ist die osteuropäische Wirtschaft wieder auf den Beinen, ihr Energiebedarf geht in die Höhe - und damit auch der Ausstoß von Klimagasen.
Die größten Sorgenkinder bleiben aber die Industriestaaten. Ihre Emissionen könnten im Jahr 2020 um 28 Prozent über dem Soll liegen, heißt es im neuen UN-Report. Dabei sollen sie auf fünf Prozent darunter fallen. Damit wird offensichtlich: Das Ziel des Kyoto-Protokolls rückt in unerreichbare Ferne.
Die Hauptursache, auch aus der Sicht von UN-Experte Kononov: Niemand regelt den Verkehr:
Der Verkehrssektor ist bisher außen vor geblieben. Obwohl jeder weiß, dass seine Treibhausgas-Emissionen in den 90er Jahren kräftig gestiegen sind. Nach unseren Hochrechnungen wird sich daran auch in diesem Jahrzehnt nichts ändern.
Um 20 Prozent legte der Straßenverkehr im letzten Jahrzehnt beim CO2 zu, der Flugverkehr sogar um 48 Prozent. Man kann den UN-Bericht als Plädoyer dafür lesen, im Verkehrs-Sektor endlich Klimaschutz-Auflagen einzuführen - auch gegen Widerstände ...
Der Verkehrsbereich lässt sich schwer beeinflussen. Wenn wir ein Industrieland mit 80 Millionen Einwohnern haben, dann fahren 50 Millionen davon Auto. Man hat also nicht Dutzende Akteure wie vielleicht bei den Industrie-Emissionen, sondern Millionen. Und die kaufen sich das Auto, das sie wollen, und sie fahren so viel damit, wie sie wollen. Da wird es schwierig.
Schwer wird es, aber wohl unvermeidbar, wenn es den Industriestaaten wirklich Ernst ist mit dem Klimaschutz. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus, das zeigt der UN-Bericht deutlich. Sergej Kononov wartet ungeduldig auf das Echo der Bonner Konferenz-Delegierten:
Der Bericht stand bisher noch gar nicht zur Debatte. Das kommt noch. Ich bin selbst gespannt, wie die Vertreter der Vertragsstaaten darauf reagieren werden.