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Alles unter einem Dach

An der Ruhruniversität Bochum wird heute die Professional School of Education offiziell eröffnet. Mit ihrer Hilfe können Studierende in Bochum den Master of Education machen. Zukünftige Lehrer sollen mit einem großen Praxisanteil auf den Schulalltag vorbereitet werden.

Von Hilde Braun |
    Bisher müssen sich Lehramtsstudierende in Bochum an verschiedene Stellen der Hochschule wenden, um ihr Studium zu organisieren. Darunter fällt der eigene Fachbereich, das Zentrum für Lehrerbildung und zum Beispiel eine Praktikumsplatzbörse. Mit der Professional School of Education soll damit Schluss sein. Sie will die Lehrerausbildung unter einem Dach bündeln. Professor Peter Drewek ist Dean, zu Deutsch, Dekan der School:

    "Wir sind sozusagen die zentrale Anlaufstelle sowohl für Studierende des Lehramts ab sofort und bieten ab dem Sommersemester 2011 ein Vorlesungsverzeichnis mit allen Lehrveranstaltungen, die uns für den Master of Education von den Fakultäten genannt werden an. Sodass wir die Lehre zusammengefasst haben und sie in eine Form von Qualitätssicherung bringen, die über das hinausgeht, was in den Fakultäten ohnehin angeboten wird."

    Unterrichtet wird an der School selbst aber nicht, anders als der Titel vielleicht vermuten lässt. Sie organisiert und plant zum Beispiel Lehrveranstaltungen oder Prüfungsordnungen für den Master of Education zusammen mit den Fakultäten. Außerdem will sie Lehramtsanwärtern persönliche Beratung anbieten und eng mit den Studienseminaren in der Region zusammenarbeiten. Voraussetzung für den Master of Education ist der Bachelor, der alleine nicht reicht, um Lehrer zu werden. Für den Bachelor belegen die Studierenden in Bochum die reinen Unterrichtsfächer. Bei Nora Oden sind das Mathematik und Physik. Erst ab dem Master bekommt sie Fächer wie Pädagogik, Psychologie, Didaktik dazu:

    "Im Bachelor haben wir so gut wie gar keinen Praxisbezug. Jetzt haben wir im 5. Semester das erste Mal wirklich was Praktisches, dass wir in den Semesterferien an die Schule gehen. Aber das haben wir uns ja so ausgesucht. Das ist ja so festgelegt, dass der Bachelor hier in Bochum sich nur auf die beiden Fächer bezieht, und im Master kommt dann eben die Pädagogik und die Didaktik dazu."

    Vier Semester dauert der Master of Education. Die Professional School will dafür sorgen, dass sich Lehrveranstaltungen dabei nicht überschneiden. Davon profitieren kann Nora Oden aber erst ab dem kommenden Sommersemester. Denn die Professional School muss sich erst einmal selbst organisieren. Verschiedene Gremien müssen gegründet werden. Henning Feldmann ist dort wissenschaftlicher Mitarbeiter:

    "Entscheidendes Gremium wird sicherlich das Schoolboard, indem alle wichtigen fakultätsübergreifenden Beschlüsse 'Stichwort Studienordnung verabschieden' entschieden werden müssen. Das Advisory Board gibt Impulse von außen, ist ein extern besetztes Gremium."

    Das dritte Gremium bilden Studierende und Mitarbeiter um einmal im Semester die Arbeit der School zu besprechen. Ist die Professional School dann aus der Gründungsphase heraus, will sie nicht nur Studierende begleiten, sondern auch berufstätige Lehrer. Sie sollen über die School die Möglichkeit bekommen, parallel zum Job ihren Doktor zu machen. Darüber hinaus will die School bildungswissenschaftliche Forschung betreiben.

    "Man hat normalerweise das Verständnis: Bildungsforschung heißt Leistungsvergleiche. Die Finnen sind immer besser als die Deutschen, die Bayern besser als die in Bremen. Es gibt weit darüber hinaus soziologische Untersuchungen. Wie sieht es mit dem Schulrecht aus, bis hin in die Medizin wie ist das Suchtverhalten von Jugendlichen bis hin in die Psychologie, wie kann man Konflikte moderieren, wie werden Jugendliche beispielsweise gewalttätig? Beides wären Bereich für die Bildungsforschung."

    Vorbild für die School ist Amerika, dort gibt es schon länger Professional Schools, die die Lehrerausbildung begleiten und unterstützen. Die Bochumer haben das zum Anlass genommen sich auch Professional School zu nennen.