"Ja, meine Damen, meine Herren, kommen Sie ein bisschen näher zu einem Platz, der uns im Moment in Köln ganz besonders bewegt!"
Nur unschuldige Touristen schleppen die Kölner Stadtführer rudelweise auf den Rathausplatz. Der Einheimische meidet diese abschüssige Steinwüste, so trostlos und überflüssig, dass die Stadt ihr nicht einmal einen offiziellen Namen gab. Zum Platz musste die stets bebaute Fläche überhaupt erst gebombt werden. Ein Unplatz, eine aufgehübschte Nachkriegsbrache. Und darum so viel Geschrei?
"Furchtbar, ganz schlimm, unmöglich."
Sein Herz für den Rathausplatz entdeckte der Kölner, als er fürchten musste, ihn zu verlieren. Noch dazu an einen Museums-Neubau, der schon in der Computer-Animation äußerst modern und urban wirkt. Da ergriff sie natürlich auch den Rheinländer mit Macht: Die deutsche Angst vor der Veränderung. Über das Risiko unterrichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger" die Bürger. Mit alarmistischer Wucht startete er eine "BILD"-Zeitungsreife Kampagne gegen das Haus und Museum der Jüdischen Kultur. Der Herausgeber des "Stadt-Anzeigers" ist übrigens auch Stifterrats-Vorsitzender im benachbarten Wallraf-Richartz-Museum, also gleichsam der natürliche Feind eines zweiten Hauses am Rathausplatz.
Die entrüsteten Kölner interessieren solche Kleinigkeiten nicht, den Kölner Oberbürgermeister schon. Sollte man meinen. Aber Fritz Schramma hat dementiert, von Alfred Neven-Dumont beeinflusst worden zu sein, als er seine Meinung über Nacht änderte: Zuerst war er für, dann gegen das Museum auf dem Rathausplatz. Weil der Bau zu voluminös ist, das Geld dafür erst noch gesammelt werden muss und weil er sich mit einem anderen Großprojekt, der Archäologischen Zone, beißt - sagt der Oberbürgermeister.
"Das macht mir allerdings Sorgen, das habe ich allerdings auch erst ein paar Minuten nach dem direkten Jury-Urteil mitgeteilt bekommen. Das war mir zunächst anders dargestellt worden. Insofern…"
...machte sich Schramma eilends zum Wortführer der Museums-Gegner. Und damit beliebt bei den Kölnern. Was nicht schaden kann. Schließlich sollen sie ihn nächstes Jahr wieder wählen.
Fritz Schrammas politisches Schicksal ist noch offen. Aber seit gestern steht fest: Das Jüdische Museum wird nach dem vielversprechenden Entwurf der Saarbrücker Architekten Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch gebaut. Und zwar genau dort, wo es hingehört: auf den Rathausplatz, über die Ausgrabung von mittelalterlicher Synagoge und Mikwe. Für die Kölner ist das ein wahres Glück. Auch wenn sie es nicht fassen können. Und ihrem Rathausplatz, der hässlichsten von vielen hässlichen Kölner Freiflächen, vermutlich noch ein Weilchen hinterher weinen werden.
" Wir haben halt im Grunde genommen große Ereignisse hier zu feiern. Denn der 1. FC Köln ist schließlich in die Erste Bundesliga aufgestiegen. Und gemessen vor dem Hintergrund, dass der Verein nächstes Jahr Deutscher Meister wird, ist es natürlich dringend vonnöten, diesen Platz frei zu halten und der wirklich geschichtlichen Identität zu entziehen."
"Üb immer Treu und Redlichkeit, wie klingt dat doch su schön. Wenn et och af un zo daneve häut, sin dat echte Kölsche Tön! Wenn et och af un zo daneve häut, sin dat echte Kölsche Tön!"
Hinweis:
Zu diesem Beitrag erreicht uns eine Stellungnahme von Herrn Franz Sommerfeld, Chefredakteur des Kölner Stadtanzeigers. Herr Sommerfeld legt Wert auf die Feststellung, dass seine Zeitung und er persönlich sich nie gegen das "Haus und Museum der Jüdischen Kultur" gewandt haben. Er habe sich in einem Leitartikel lediglich gegen den geplanten Standort auf dem Kölner Rathausplatz ausgesprochen und stattdessen einen Museumsbau auf einem nahe gelegenen Grundstück empfohlen.
Das ist zutreffend.
In seinem am 25.6.2008 im Kölner Stadtanzeiger veröffentlichten Leitartikel heißt es:
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Massenmord an den Kölner Juden durch ihre Mitbürger existiert immer noch kein Museum, das den großen Beitrag der Juden zur Kölner Kultur und Wirtschaft dokumentiert - und ihre andauernde Verfolgung. Das ist ein Anlass zur Scham. Aber es spricht nicht gegen ein solches Gebäude auf dem Gelände des alten Kaufhauses Kutz.
Nur unschuldige Touristen schleppen die Kölner Stadtführer rudelweise auf den Rathausplatz. Der Einheimische meidet diese abschüssige Steinwüste, so trostlos und überflüssig, dass die Stadt ihr nicht einmal einen offiziellen Namen gab. Zum Platz musste die stets bebaute Fläche überhaupt erst gebombt werden. Ein Unplatz, eine aufgehübschte Nachkriegsbrache. Und darum so viel Geschrei?
"Furchtbar, ganz schlimm, unmöglich."
Sein Herz für den Rathausplatz entdeckte der Kölner, als er fürchten musste, ihn zu verlieren. Noch dazu an einen Museums-Neubau, der schon in der Computer-Animation äußerst modern und urban wirkt. Da ergriff sie natürlich auch den Rheinländer mit Macht: Die deutsche Angst vor der Veränderung. Über das Risiko unterrichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger" die Bürger. Mit alarmistischer Wucht startete er eine "BILD"-Zeitungsreife Kampagne gegen das Haus und Museum der Jüdischen Kultur. Der Herausgeber des "Stadt-Anzeigers" ist übrigens auch Stifterrats-Vorsitzender im benachbarten Wallraf-Richartz-Museum, also gleichsam der natürliche Feind eines zweiten Hauses am Rathausplatz.
Die entrüsteten Kölner interessieren solche Kleinigkeiten nicht, den Kölner Oberbürgermeister schon. Sollte man meinen. Aber Fritz Schramma hat dementiert, von Alfred Neven-Dumont beeinflusst worden zu sein, als er seine Meinung über Nacht änderte: Zuerst war er für, dann gegen das Museum auf dem Rathausplatz. Weil der Bau zu voluminös ist, das Geld dafür erst noch gesammelt werden muss und weil er sich mit einem anderen Großprojekt, der Archäologischen Zone, beißt - sagt der Oberbürgermeister.
"Das macht mir allerdings Sorgen, das habe ich allerdings auch erst ein paar Minuten nach dem direkten Jury-Urteil mitgeteilt bekommen. Das war mir zunächst anders dargestellt worden. Insofern…"
...machte sich Schramma eilends zum Wortführer der Museums-Gegner. Und damit beliebt bei den Kölnern. Was nicht schaden kann. Schließlich sollen sie ihn nächstes Jahr wieder wählen.
Fritz Schrammas politisches Schicksal ist noch offen. Aber seit gestern steht fest: Das Jüdische Museum wird nach dem vielversprechenden Entwurf der Saarbrücker Architekten Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch gebaut. Und zwar genau dort, wo es hingehört: auf den Rathausplatz, über die Ausgrabung von mittelalterlicher Synagoge und Mikwe. Für die Kölner ist das ein wahres Glück. Auch wenn sie es nicht fassen können. Und ihrem Rathausplatz, der hässlichsten von vielen hässlichen Kölner Freiflächen, vermutlich noch ein Weilchen hinterher weinen werden.
" Wir haben halt im Grunde genommen große Ereignisse hier zu feiern. Denn der 1. FC Köln ist schließlich in die Erste Bundesliga aufgestiegen. Und gemessen vor dem Hintergrund, dass der Verein nächstes Jahr Deutscher Meister wird, ist es natürlich dringend vonnöten, diesen Platz frei zu halten und der wirklich geschichtlichen Identität zu entziehen."
"Üb immer Treu und Redlichkeit, wie klingt dat doch su schön. Wenn et och af un zo daneve häut, sin dat echte Kölsche Tön! Wenn et och af un zo daneve häut, sin dat echte Kölsche Tön!"
Hinweis:
Zu diesem Beitrag erreicht uns eine Stellungnahme von Herrn Franz Sommerfeld, Chefredakteur des Kölner Stadtanzeigers. Herr Sommerfeld legt Wert auf die Feststellung, dass seine Zeitung und er persönlich sich nie gegen das "Haus und Museum der Jüdischen Kultur" gewandt haben. Er habe sich in einem Leitartikel lediglich gegen den geplanten Standort auf dem Kölner Rathausplatz ausgesprochen und stattdessen einen Museumsbau auf einem nahe gelegenen Grundstück empfohlen.
Das ist zutreffend.
In seinem am 25.6.2008 im Kölner Stadtanzeiger veröffentlichten Leitartikel heißt es:
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Massenmord an den Kölner Juden durch ihre Mitbürger existiert immer noch kein Museum, das den großen Beitrag der Juden zur Kölner Kultur und Wirtschaft dokumentiert - und ihre andauernde Verfolgung. Das ist ein Anlass zur Scham. Aber es spricht nicht gegen ein solches Gebäude auf dem Gelände des alten Kaufhauses Kutz.