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Aloa Input
Vielfalt statt Mundart

Sie sagen über sich selbst: Wir klingen wie eine Elektroband, die gerne Hip-Hop hört und Effektgeräte sammelt. Aloa Input aus München setzt lieber auf Experimentelles, statt auf Mainstream oder Mundart und das ziemlich erfolgreich. So erfolgreich, dass sie 2015 sogar mit einem ihrer musikalischen vorbilder, The Notwist, auf Europatour gehen.

Von Sebastian Witte | 06.03.2015
    Die Band Aloa Input
    Die Band Aloa Input (Morr Music)
    Im Zusammenhang mit der Band Aloa Input fallen oft Begriffe wie "New Weird Bavaria" oder "neue Münchener Schule". Mit beiden Bezeichnungen können Sänger Florian Kreier und Drummer Christoph Beck wenig anfangen. Auch die Stadt München scheint der Band nichts zu bedeuten.
    "Das ist halt unsere Heimat." - "Schönes Wort: Heimat! Haha!"
    Man sei sowieso viel mit Aloa Input im In- und Ausland unterwegs. Da wäre es eigentlich egal, wo man wohnt, meinen die beiden Musiker im Gespräch.
    Kreative Bayern
    Fakt ist, das aus Bayern und grade aus München seit einiger Zeit oft spannende Musik kommt. Kreier beschreibt die aktuelle Musikszene aus seiner Sicht:
    "Ich glaub München ist eine Stadt, die sich in den letzten zehn Jahren sehr verändert hat und sehr stark wächst. Es kommen immer noch mehr Studenten da hin. Und man kriegt auch so das Feedback von Leuten, die jetzt zum Beispiel beim Rundfunk arbeiten, dass da viele Bands und neue Labels in München Wurzeln schlagen!"
    Gleichzeitig würde die Musikförderung vor allem das Bayrische an sich in den Vordergrund stellen, meint Kreier. Grade Mundart-Pop sei deshalb sehr gefragt. Aloa Input sind von solchen Lokal-Genres aber weiter entfernt.
    Vielfalt als Erfolgsrezept
    Das Trio wagt das Experiment und verschreibt sich keiner klaren Stilrichtung. Die drei klingen wie eine Elektroband, die gern Hip-Hop hört und Effektgeräte sammelt. Und ab und zu erinnern ihre Songs auch an Bayerns bekannteste Indieband: The Notwist. Hier ist Drummer Christoph Beck auch als Livemusiker tätig. Außerdem spielt das Trio im März als Vorband von The Notwist auf deren Europatour.
    "Das Gute ist einfach, dass Notwist im Ausland schon so ein Gütesigel hat für deutsche experimentelle Popmusik und das ist für uns ein großer Vorteil, da einem Publikum vorgeführt zu werden, die das halt gut finden könnten."
    Wo The Notwist aber oft melancholisch und düster klingen, wollen Aloa Input lieber Songs schreiben, die Ernsthaftigkeit und Witz vermischen. Auf ihrem zweiten Album "Mars etc." spielt die Band mit musikalischen Verweisen und Zitaten ohne dabei direkt das Feuilleton im Blick zu haben. Der Track "Hold on" ist so zum Beispiel eine kleine Hommage an den sagenumwobenen Schriftsteller Hunter S. Thompson.
    "Es gibt halt diesen Abschiedsbrief von Hunter S. Thompson, wo er schreibt 'No more running!' usw. Als der Song entstand, dachte ich, dass es charmant ist, wenn man sagt wo es herkommt. Wenn man den Verweis offenlegt, ist das halt cool.
    Es wird im Pressetext aufgeführt und grundsätzlich ist das so, dass es schon in unserem Bandnamen steckt, dass wir uns überall Input holen!"
    "Im Endeffekt wollen wir nur sagen: 'Die neue Platte! Toll!"
    "Mars etc." erscheint nur ein Jahr nach dem Debüt-Album der Band. Der titelgebende Planet Mars soll hier übrigens nicht als Sehnsuchtsort verstanden werden. Vielmehr diente die Weltraummission Mars One als Ideengeber. Ein paar Gedankenspiele haben dazu geführt, dass sich die Band für den Albumnamen entschied, erklärt Florian Kreier:
    "Dieser Ausdruck 'Sehnsuchtsort'! Da schüttelt's mich schon kurz! Dieses 'etc.' im Titel soll das so abschwächen diesen Gedanken, dass man sich jetzt hier vom Kosmos Erde verabschiedet.
    Im Endeffekt wollen wir nur sagen: 'Die neue Platte! Toll! Darauf geht es um den Mars aber auch ganz viele andere Sachen!' Haha!"