Dienstag, 21. Mai 2024

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Alpenverein zu Bergsport und Umweltschutz

Der Deutsche Alpenverein ist sicher mehr als ein Bergsport und -wanderclub. Zweck des Vereins ist - nicht nur laut Satzung - "die Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten, die Kenntnis der Hochgebirge zu erweitern und dadurch die Liebe zur Heimat zu pflegen und zu stärken" . Was sich im Satzungstext sehr geschwollen anhört, lässt sich an praktischen Beispielen recht einfach darstellen, z.B. daran, dass der Alpenverein seine Übungsleiter nicht nur in sportlichen Künsten des Bergsteigens ausbildet - hinzu kommen immer die Aspekte des naturverträglichen Bergsteigens oder -wanderns. Diese sog. DAV-Umweltbildung wird in diesen Tagen 10 Jahre alt. Grund genug für den Alpenverein am Lehrstützpunkt auf der Kampenwand im Chiemgau zu feiern, aber die Ausbildung und ihre Wirkung auch kritisch zu hinterfragen. Wolfgang Nitschke war mit auf der Kampenwand.

Von Wolfgang Nitschke | 14.08.2000
    Herrliches Wetter, ein bestechender Panoramablick, die ganze Schönheit der Bergwelt auf dem Präsentierteller - besser hätte es der Alpenverein für sein kleines Jubiläum nicht erwischen können. Doch zunächst war das alles erst mal zweitrangig, denn es ging ja nicht ums feiern - was ist DAV-Umweltbildung, was bezweckt sie und wie wirkungsvoll ist das, was der Alpenverein seit 10 Jahren zu vermitteln versucht? Begriffsklärung von Claudia Irlacher, Beauftragte für Bergsport und Umwelt im DAV.

    Claudia Irlacher: "Umweltbildung erfolgt zunächst einmal recht unspezifisch durch Information der Mitglieder, Merkblätter, Vereinszeitschriften das war dem Alpenverein nicht genug, deshalb hat er vor 10 Jahren begonnen Multiplikatoren in ökologischen Fragen auszubilden."

    Die wichtigsten Multiplikatoren sind die sog. Fachübungsleiter, ehrenamtliche Bergführer, die mit den unterschiedlichsten Gruppen - Kinder, Jugendliche, Senioren, Anfänger, Fortgeschrittene oder erfahrene Bergsteiger - Touren unternehmen. 600 dieser Fachübungsleiter werden in jedem Jahr vom Lehrteam des DAV in Kursen geschult, damit sie nicht nur die sportlichen Anforderungen, die ein Bergführer beherrschen muss, erfüllen. Es gibt Grund- und Aufbaukurse und die Fachübungsleiter müssen regelmäßig Fortbildungen besuchen, wenn sie ihren Status behalten wollen.

    Claudia Irlacher: "Im Grundkurs werden grundsätzliche Dinge zum Lebensraum Alpen vermittelt, während im Aufbaukurs beispielsweise beim Fachübungsleiter Klettersport über Felsenbrütende Vogelarten gesprochen wird oder beim Fachübungsleiter Skibergsteigen die Lebensweise der Rauhfusshühner besprochen wird. Die wesentlichen Inhalte sind: Sensibilisierung für Natur / Erlebnissteigerung / Kenntnisse über Naturraum vermitteln und Verhaltensregeln mitzugeben, wie sie sich umweltfreundlich verhalten können."

    Soweit die Theorie - dass die Fachübungsleiter die erworbenen Kenntnisse und Verhaltensregeln aber auch in der Praxis anwenden, konnte der Alpenverein in den vergangenen 10 Jahren nur hoffen. Nun jedoch hat er es schwarz auf weiß - eine unabhängige wissenschaftliche Studie belegt, dass die Umweltbildung nicht nur auf einem sehr hohen Niveau stattfindet und umfangreiches Wissen vermittelt, sie belegt auch, dass das Wissen tatsächlich angewendet wird. Dr. Karin Steinmetzer, Autorin der Studie.

    Karin Steinmetzer: "Die langfristige Wirkung ist schwer zu beurteilen - ich habe das dadurch versucht, dass ich einfach mitgegangen bin bei Touren und die Übungsleiter beobachtet habe. Ich habe mir angeguckt, wie reisen die Gruppen an, wird der Abstand zu Baumgruppen eingehalten, werden Wege abgeschnitten, wie ist das mit Müll und Lärm, ob die Fachübungsleiter den Leuten etwas weiter geben, wenn eine besondere Pflanze oder ein schöner Ausblick da ist. Da kann ich sagen, dass die Natur- und Umweltbezogenen Verhaltensgrundsätze bekannt sind und auch eingehalten werden zum ganz großen Teil."

    Natürlich gibt diese Untersuchung aber nur Auskunft über das Verhalten der geschulten Mitglieder des Alpenvereins. Auf Berg- oder Skitouren begeben sich aber weitaus mehr Menschen, die diese Ausbildung nicht durchlaufen haben. Damit aber auch die sich zukünftig ökologisch korrekt in der Bergwelt verhalten, hat der Alpenverein aus den Lehrplänen der Umweltbildung und den Materialien der Studie eine Broschüre zusammengestellt: Bergsteigen Natürlich, heisst das Rucksackbuch. Es enthält methodische Tipps, praktische Checklisten und Hintergrundinformationen zur Natur und Kultur in den Alpen und soll allen Bergsportlern Anleitung und Hilfestellung sein, Touren umweltverträglich zu gestalten.

    Informationen: Bergsteigen Natürlich bekommt man beim: Deutschen Alpenverein e.V. Referat Natur- und Umweltschutz Von-Kahr-Strasse 2-4 80997 München Tel: 089/140 03 - 0 Fax: 089/140 03 - 64 E-mail: mu@alpenverein.de Internet: www.alpenverein.de