Ein Alptraum: Auf der Intensivstation liegt ein Patient, der zu den schweren Verletzungen eines Motorradunfalls auch noch eine Lungenentzündung bekommen hat. Die Ärzte kennen den Keim aber können nichts gegen ihn Unternehmen. Kein Antibiotikum wirkt. Die Verletzungen haben die Ärzte im Griff, aber der Patient stirbt an der Infektion.
Eine Situation wie vor 80 Jahren, als es noch keine Antibiotika gab. Auf diese Schwelle bewegt sich die Medizin in Deutschland zu. Professor Winfried Kern vom Universitätsklinikum Freiburg:
Ich glaube, dass Deutschland als Schwellenland schon so weit fortgeschritten ist, und die Programme, die man dagegen setzen müsste so komplex sind, dass wir das nicht mehr schaffen, die Resistenzsituation hier zu kontrollieren.
Bakterien, die schon gegen viele Antibiotika immun sind, gibt es bereits. Einer ist der multiresistente Staphyloccocus aureus, kurz MRSA. Allein 14 gängige Antibiotika ignoriert er inzwischen, sagt die Jahresstatistik 2002 der Paul-Ehrlich-Gesellschaft.
Besteht dann eine Resistenz, muss man auf andere Antibiotikaklassen ausweichen und die Effektivität dieser Antibiotikaklassen ist nicht so gut, wie die der primär eingesetzten Substanzen. Hinzu kommt, dass die Alternativen häufig toxischer sind, dass man sie miteinander kombinieren muss, weil sonst zu schnell eine Resistenz entsteht, so dass insgesamt gesehen die Therapie durch Resistenz bei vielen Patienten deutlich schwieriger wird.
Professor Michael Kresken ist der Leiter der Arbeitsgruppe Empfindlichkeitsprüfung und Resistenz. Noch befindet sich Deutschland im Mittelfeld der Europäischen Resistenzstatistik. Kaum Probleme mit MRSA und Co. haben die Skandinavischen Länder und die Niederlande. Aber in Spanien, Frankreich oder Portugal ist die Lage bereits bedrohlich. Dort werden erheblich mehr Antibiotika verschrieben, als im übrigen Europa und die Statistiken zeigen: Je mehr Antibiotika verwendet werden, desto schneller entwickeln sich die Resistenzen. Das liegt nicht nur an den Ärzten, betont Winfried Kern, auch Patienten tragen Verantwortung. Der niederländische Kranke fragt weit häufiger: muss ich wirklich ein Antibiotikum nehmen, geht es auch anders?
In Frankreich ist wirklich das genau umgekehrt. Und die Ärzte, wenn sie ihre Patienten nicht verlieren wollen, fühlen sich dann natürlich in die Ecke gedrängt und verschreiben dann ein Antibiotikum - für Schnupfen.
Etwa 90 Prozent der Antibiotika verschreiben niedergelassene Ärzten. Die Medikamente löschen nicht nur die krank machenden Keime, sondern alle und schaffen so die Bedingung für das Züchten resistenter Bakterien. Denn die wenigen Überlebenden vermehren sich in dem aufgeräumten Terrain fleißig. Im alltäglichen Leben kein Problem, denn resistente Staphylococcen unterscheidet sich überhaupt nicht von den Millionen nicht resistenter Keime, die die Haut ohnehin immer besiedeln. Aber wehe, der Mensch wird schwer krank und sein Immunsystem kann dem eigentlich alltäglichen Erreger nicht mehr standhalten. Eine typische Krankenhaussituation und deshalb sorgen diese Keime vor allem in Kliniken für Furore. Aber gezüchtet werden sie im heimischen Krankenbett.
Sie können, wenn sie MRSA haben, es kann eine Lungenentzündung machen, es kann aber genauso gut eine Entzündung im Muskelbereich sein, es kann eine Bauchfellentzündung sein, es kann eine Entzündung im Knochen sein, oder eine Hirnhautentzündung.
Dr. Elisabeth Meyer vom Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg sieht - vor allem für die Intensivmedizin - schwarz. Haben die deutschen Resistenzquoten erst einmal ein bedrohliches Niveau erreicht, kommen Reaktionen zu spät. Darin sind sich die Experten einig. Denn wenn ein Keim erst einmal resistent gegen ein Antibiotikum ist, bleibt er es meist auch, auch wenn der Wirkstoff nicht mehr benutzt wird. Und auf Wunder aus der Pharmaindustrie zu warten ist kurzsichtig. Meyer:
Also ich sehe die Gefahr als ganz realistisch und als ganz groß. Und ich glaube nicht, dass die Pharmaindustrie in der Lage ist - da spricht die ganze Erfahrung dagegen - in so schneller Zeit so viele neue Substanzgruppen auf den Markt zu bringen oder überhaupt zu entdecken. Das ist dann eine Situation wie vor der Entdeckung der Antibiotika und das ist eben das große Dilemma.
Eine Situation wie vor 80 Jahren, als es noch keine Antibiotika gab. Auf diese Schwelle bewegt sich die Medizin in Deutschland zu. Professor Winfried Kern vom Universitätsklinikum Freiburg:
Ich glaube, dass Deutschland als Schwellenland schon so weit fortgeschritten ist, und die Programme, die man dagegen setzen müsste so komplex sind, dass wir das nicht mehr schaffen, die Resistenzsituation hier zu kontrollieren.
Bakterien, die schon gegen viele Antibiotika immun sind, gibt es bereits. Einer ist der multiresistente Staphyloccocus aureus, kurz MRSA. Allein 14 gängige Antibiotika ignoriert er inzwischen, sagt die Jahresstatistik 2002 der Paul-Ehrlich-Gesellschaft.
Besteht dann eine Resistenz, muss man auf andere Antibiotikaklassen ausweichen und die Effektivität dieser Antibiotikaklassen ist nicht so gut, wie die der primär eingesetzten Substanzen. Hinzu kommt, dass die Alternativen häufig toxischer sind, dass man sie miteinander kombinieren muss, weil sonst zu schnell eine Resistenz entsteht, so dass insgesamt gesehen die Therapie durch Resistenz bei vielen Patienten deutlich schwieriger wird.
Professor Michael Kresken ist der Leiter der Arbeitsgruppe Empfindlichkeitsprüfung und Resistenz. Noch befindet sich Deutschland im Mittelfeld der Europäischen Resistenzstatistik. Kaum Probleme mit MRSA und Co. haben die Skandinavischen Länder und die Niederlande. Aber in Spanien, Frankreich oder Portugal ist die Lage bereits bedrohlich. Dort werden erheblich mehr Antibiotika verschrieben, als im übrigen Europa und die Statistiken zeigen: Je mehr Antibiotika verwendet werden, desto schneller entwickeln sich die Resistenzen. Das liegt nicht nur an den Ärzten, betont Winfried Kern, auch Patienten tragen Verantwortung. Der niederländische Kranke fragt weit häufiger: muss ich wirklich ein Antibiotikum nehmen, geht es auch anders?
In Frankreich ist wirklich das genau umgekehrt. Und die Ärzte, wenn sie ihre Patienten nicht verlieren wollen, fühlen sich dann natürlich in die Ecke gedrängt und verschreiben dann ein Antibiotikum - für Schnupfen.
Etwa 90 Prozent der Antibiotika verschreiben niedergelassene Ärzten. Die Medikamente löschen nicht nur die krank machenden Keime, sondern alle und schaffen so die Bedingung für das Züchten resistenter Bakterien. Denn die wenigen Überlebenden vermehren sich in dem aufgeräumten Terrain fleißig. Im alltäglichen Leben kein Problem, denn resistente Staphylococcen unterscheidet sich überhaupt nicht von den Millionen nicht resistenter Keime, die die Haut ohnehin immer besiedeln. Aber wehe, der Mensch wird schwer krank und sein Immunsystem kann dem eigentlich alltäglichen Erreger nicht mehr standhalten. Eine typische Krankenhaussituation und deshalb sorgen diese Keime vor allem in Kliniken für Furore. Aber gezüchtet werden sie im heimischen Krankenbett.
Sie können, wenn sie MRSA haben, es kann eine Lungenentzündung machen, es kann aber genauso gut eine Entzündung im Muskelbereich sein, es kann eine Bauchfellentzündung sein, es kann eine Entzündung im Knochen sein, oder eine Hirnhautentzündung.
Dr. Elisabeth Meyer vom Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg sieht - vor allem für die Intensivmedizin - schwarz. Haben die deutschen Resistenzquoten erst einmal ein bedrohliches Niveau erreicht, kommen Reaktionen zu spät. Darin sind sich die Experten einig. Denn wenn ein Keim erst einmal resistent gegen ein Antibiotikum ist, bleibt er es meist auch, auch wenn der Wirkstoff nicht mehr benutzt wird. Und auf Wunder aus der Pharmaindustrie zu warten ist kurzsichtig. Meyer:
Also ich sehe die Gefahr als ganz realistisch und als ganz groß. Und ich glaube nicht, dass die Pharmaindustrie in der Lage ist - da spricht die ganze Erfahrung dagegen - in so schneller Zeit so viele neue Substanzgruppen auf den Markt zu bringen oder überhaupt zu entdecken. Das ist dann eine Situation wie vor der Entdeckung der Antibiotika und das ist eben das große Dilemma.