Im Gewerkschaftshaus, im Zentrum von Lens, besprechen die Verantwortlichen des Syndikalisten-Vereins "Memoires et Cultures" bei einem Kaffe die letzten Details. Am Boden stehen unzählige gerahmte Poster, die den Streik von 1941 illustrieren. 1991 hatte der Verein erstmals eine Ausstellung zu diesem Thema präsentiert und seither weiter geforscht. Kürzlich aufgetauchte Dokumente zeigen auf: mit brutalen Mitteln schlugen damals die deutschen Besatzer die Widerstandsaktion der Bergarbeiter nieder, berichten Serge Barrois und sein Vater Marcel. Beide sind aktiv bei der kommunistischen Gewerkschaft CGT.
"Wir haben in der Nähe von Saint-Omer die Liste derjenigen gefunden, die von den Besatzern verhaftet, gefoltert, erschossen oder deportiert wurden. Die Liste enthält 1.400 Namen, allesamt Bergarbeiter. Die meisten wurden nach Belgien, in die Zitadelle, verschleppt. Und von dort aus ging es ab in die Konzentrationslager, zum Beispiel nach Sachsenhausen.
Der allererste Gefangenentransport von Einheimischen, der Frankreich verliess, bestand aus Bergarbeitern der Region Nord-Pas-de-Calais."
Marcel Barrois war damals 15 Jahre alt und, wie alle Männer der Familie, arbeitete er im Bergwerk, unter Tage. Er weiß noch im Detail, wie schlecht die Beziehungen zwischen Besatzern und Besetzten damals waren.
"Die deutschen Truppen raubten die gesamte Region aus. Nicht nur die Kohle, sondern auch Lebensmittel und vieles andere. Ende 1940 war die Versorgungslage für uns katastrophal. Wir hatten nur noch minderwertiges Brot zu essen. Meine Mutter zerquetschte gekochte Kartoffeln als Belag für unsere Pausenbrote. Und schon vor dem Einmarsch der Deutschen hatte die Regierung die Gewerkschaften verboten. Wir Kumpel mussten also selbst für unsere Rechte kämpfen. Die Lage war äußerst komplex."
Marcel Barrois engagierte sich im Untergrund, bei der kommunistischen Jugendbewegung, verteilte Flugblätter, rief zum Protest gegen die harten Lebensbedingungen und gegen die deutschen Besatzer und ihre französischen Handlanger, das Vichy-Regime, auf. Am 26. Mai 1941 begann der Streik.
"Wir gingen einfach nicht zur Arbeit. Es gab noch nicht mal, wie sonst üblich, Streikwächter vor dem Betrieb, denn die wären sofort verhaftet worden. In meiner Bergarbeitersiedlung kamen alle morgens um Fünf, zum Schichtbeginn, aus ihren Häusern heraus. Männer, Frauen, Kinder standen draußen herum. Wenn einer an uns vorbei zur Arbeit wollte, kam er nicht weit, ihm wurde übel mitgespielt.
Der Streik von 1941 war eine Protestbewegung, wie unsere Region sie noch nie zuvor erlebt hatte. Nicht nur die hunderttausend Bergarbeiter streikten, sondern auch viele Unternehmen im Umfeld. Selbst in der Textilbranche, in der die Töchter der Bergarbeiter beschäftigt waren, wurde gestreikt. Und bald beteiligten sich auch die Frauen der Bergarbeiter: Tausende gingen demonstrierend auf die Straße."
Die breite Protestbewegung dauerte bis zum 9. Mai und forderte Hunderte von Toten. Doch sie führte zum Erfolg: die Bergarbeiter werden nun mit allem Notwendigen versorgt. Für Marcel Barrois, Jahrzehnte lang Führer der kommunistischen Gewerkschaft in der Region Nord-Pas-de-Calais, war ein anderer Aspekt noch wichtiger: der Streik der Bergarbeiter war der erste militante Akt der Résistance-Bewegung im Land. Er war ein patriotischer Akt. Eine Sichtweise, die erst 2001 offiziell Anerkennung fand, dank des damaligen sozialistischen Premierministers Jospin. Nun, zum 70. Jahrestag des Kumpel-Aufstands, verfolgen Barrois und seine Mitstreiter einen Herzenswunsch: die Namen der Opfer sollen auf den Kriegerdenkmälern ihrer Herkunftsgemeinden eingemeisselt werden. Neben den Namen der Opfer der beiden Weltkriege. Die Zechen sind schon lange dicht. Das Andenken an die Kumpel, die dort heldenhaft agierten, soll erhalten bleiben.
"Wir haben in der Nähe von Saint-Omer die Liste derjenigen gefunden, die von den Besatzern verhaftet, gefoltert, erschossen oder deportiert wurden. Die Liste enthält 1.400 Namen, allesamt Bergarbeiter. Die meisten wurden nach Belgien, in die Zitadelle, verschleppt. Und von dort aus ging es ab in die Konzentrationslager, zum Beispiel nach Sachsenhausen.
Der allererste Gefangenentransport von Einheimischen, der Frankreich verliess, bestand aus Bergarbeitern der Region Nord-Pas-de-Calais."
Marcel Barrois war damals 15 Jahre alt und, wie alle Männer der Familie, arbeitete er im Bergwerk, unter Tage. Er weiß noch im Detail, wie schlecht die Beziehungen zwischen Besatzern und Besetzten damals waren.
"Die deutschen Truppen raubten die gesamte Region aus. Nicht nur die Kohle, sondern auch Lebensmittel und vieles andere. Ende 1940 war die Versorgungslage für uns katastrophal. Wir hatten nur noch minderwertiges Brot zu essen. Meine Mutter zerquetschte gekochte Kartoffeln als Belag für unsere Pausenbrote. Und schon vor dem Einmarsch der Deutschen hatte die Regierung die Gewerkschaften verboten. Wir Kumpel mussten also selbst für unsere Rechte kämpfen. Die Lage war äußerst komplex."
Marcel Barrois engagierte sich im Untergrund, bei der kommunistischen Jugendbewegung, verteilte Flugblätter, rief zum Protest gegen die harten Lebensbedingungen und gegen die deutschen Besatzer und ihre französischen Handlanger, das Vichy-Regime, auf. Am 26. Mai 1941 begann der Streik.
"Wir gingen einfach nicht zur Arbeit. Es gab noch nicht mal, wie sonst üblich, Streikwächter vor dem Betrieb, denn die wären sofort verhaftet worden. In meiner Bergarbeitersiedlung kamen alle morgens um Fünf, zum Schichtbeginn, aus ihren Häusern heraus. Männer, Frauen, Kinder standen draußen herum. Wenn einer an uns vorbei zur Arbeit wollte, kam er nicht weit, ihm wurde übel mitgespielt.
Der Streik von 1941 war eine Protestbewegung, wie unsere Region sie noch nie zuvor erlebt hatte. Nicht nur die hunderttausend Bergarbeiter streikten, sondern auch viele Unternehmen im Umfeld. Selbst in der Textilbranche, in der die Töchter der Bergarbeiter beschäftigt waren, wurde gestreikt. Und bald beteiligten sich auch die Frauen der Bergarbeiter: Tausende gingen demonstrierend auf die Straße."
Die breite Protestbewegung dauerte bis zum 9. Mai und forderte Hunderte von Toten. Doch sie führte zum Erfolg: die Bergarbeiter werden nun mit allem Notwendigen versorgt. Für Marcel Barrois, Jahrzehnte lang Führer der kommunistischen Gewerkschaft in der Region Nord-Pas-de-Calais, war ein anderer Aspekt noch wichtiger: der Streik der Bergarbeiter war der erste militante Akt der Résistance-Bewegung im Land. Er war ein patriotischer Akt. Eine Sichtweise, die erst 2001 offiziell Anerkennung fand, dank des damaligen sozialistischen Premierministers Jospin. Nun, zum 70. Jahrestag des Kumpel-Aufstands, verfolgen Barrois und seine Mitstreiter einen Herzenswunsch: die Namen der Opfer sollen auf den Kriegerdenkmälern ihrer Herkunftsgemeinden eingemeisselt werden. Neben den Namen der Opfer der beiden Weltkriege. Die Zechen sind schon lange dicht. Das Andenken an die Kumpel, die dort heldenhaft agierten, soll erhalten bleiben.