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Alte Lehrer im neuen Osten

Ob Ganztagsschule oder Gesamtschule, mehr Disziplin oder mehr Kontakt mit der Arbeitswelt - bei bestimmten Reizworten aus der aktuellen Schulbildungsdebatte tauchen regelmäßig Vergleiche mit dem DDR-Bildungssystem auf. Forum PISA hat viele Hörer in den neuen Bundesländern - und immer wieder tragen sie ihre Erfahrungen mit dem DDR-Schulsystem in die Debatte: Und da werden ähnliche Erlebnisse ganz konträr bewertet: während sich die einen gern an die acht- bis zehnjährige gemeinsame Schulzeit aller Kinder erinnern, weisen andere auf die Nivellierung hin, die dahinter steckte, auf die wenigen Plätze in den Erweiterten Oberschulen. Während manche das Spezialschulsystem als systematische Begabtenförderung loben - sehen andere darin die Bevorzugung einer nach politischen Kriterien ausgewählten Elite.

Moderation: Ulrike Bajohr |
    Und immer noch werden die Lehrer dieser Jahre entweder als konsequent gelobt oder als Menschen, die die Individualität der Kinder nicht zu sehen vermochten, als indoktriniert oder als Opfer der Umstände. Viele Lehrer, die schon zu DDR-Zeiten unterrichteten und es noch heute tun, kämpfen nach wie vor mit dem Vorwurf, "in der Wolle gefärbte rote Socken" zu sein. Viele haben sich die westdeutschen Lehrmethoden angeschaut und sind zu ihren eigenen zurückgekehrt.

    Nach 13 Jahren Einheit haben die meisten der Lehrerinnen und Lehrer, die im pädagogischer Prozess bleiben konnten, ihr Selbstvertrauen wiedergefunden und sind in der Lage, die eignen Fähigkeiten und Möglichkeiten von damals und heute mit Gelassenheit und Distanz zu betrachten.

    Was ist immer noch tauglich - und welche Ideen aus dem Osten könnten im Westen auch weiterhelfen? Ist eine Auseinandersetzung auf fachlich-pädagogischer Ebene inzwischen an der Tagesordnung - oder werden "ost-west-gemischte" Kollegien immer von gegenseitigem Misstrauen gebeutelt?


    Gesprächspartnerinnen:


    Prof. Dr. Sabine Reh
    Institut für Schulpädagogik und Allgemeine Diodaktik, Universität Münster


    Uta Padberg
    Lehrerin für Russisch und Französisch, Gymnasium Landesschule Pforta, Sachsen-Anhalt


    Literatur zum Thema:


    Sabine Hädicke: Lehrjahre. Erinnerungen an den sozialistischen Schulalltag. Verlag Neue Literatur

    Freya Klier: Wir Brüder und Schwestern. Geschichten zur Einheit. Ullstein. Taschenbuchverlag

    Cathleen Grunert: Vom Pionier zum Diplom-Pädagogen. Lebensgeschichten und Berufsperspektiven von ostdeutschen Studierenden im Diplomstudiengang Erziehungswissenschaft


    Links zum Thema:


    Politisches Feuilleton im Deutschlandradio Berlin: Freya Klier: Vergesst nicht die Schulen im Osten!
    http://www.dradio.de

    WHO-Projekt zur Kinder- und Jugendgesundheit/Sachsen
    http://www.tu-dresden.de

    Angleichung der Lebensbedingungen bei Jugendlichen in Ost- und Westdeutschland
    http://idw-online.de

    Bildungsmedien der DDR erfasst und erschlossen
    http://idw-online.de

    Schülerzahlen, Lehrer und Unterricht in den Bundesländern 1992 bis 2001 von Gertrud Hovestadt
    http://www.gew.de