Wenn der Fürst ruft, kommen alle. Zumindest die Betuchten und Privilegierten. Zuerst versammelt man sich in der Michaelskirche und lauscht den Reden: Es spricht unter anderem Christoph Graf Douglas, Mitarbeiter von Sotheby's.
Dann zieht man in kleinen Gruppen durch die alte Reichsstadt Schwäbisch-Hall zur Johanniterkirche, wo bereits ein mittelalterlicher Markt wartet, Spielleute mit Drehleier und Sackpfeife, Handwerker, sogar ein Narr springt herum. Es gibt Bier und Glühwein, Schmalzbrote und Spekulatius, Leberwurstsemmeln und Lebkuchen.
Schließlich tritt man ein in die gründlich renovierte Kirche und steht vor den Alten Meistern, auch sie von Restauratoren-Hand gepflegt; leuchtende Farben, güldene Hintergründe.
Bislang war der Schrauben-Unternehmer Reinhold Würth nicht für sein Interesse an biblischen Themen bekannt; sein Hobby war und ist die moderne Kunst. Als 2003 aber der Fürstlich Fürstenbergische Bilderschatz in Donaueschingen zum Verkauf stand, ließ Würth sich von eben jenem Sotheby's-Mitarbeiter, der jetzt die Festrede hielt, zu einer kleinen Investition überreden: Während die Stuttgarter Staatsgalerie, arm wie eine Kirchenmaus, die Hilfe von Bund und Land und Sponsoren in Anspruch nehmen musste, um wenigstens die großartige "Graue Passion" des älteren Holbein zu ergattern, erwarb Schrauben-Würth den ganzen Rest der Fürstenbergschen Sammlung - eher unlustig, wie er im Katalog schreibt.
Und die Johanniter-Kirche kaufte er gleich mit dazu. Die um 1200 gebaute und im 14.Jahrhundert erweiterte Kirche mit gotischem Dachstuhl war 1816 profaniert worden und wurde zuletzt als Turnhalle und Probenraum für die Haller Festspiele genutzt.
Jetzt hält dort Reinhold Würth Hof, der Fürst der Region. Man mag es für fragwürdig halten, wenn sakrale Bilder für die Unternehmergattinnen aus Stuttgart und dem Rhein-Neckar-Raum den passenden Anlass bieten, das neue Pelzjäckchen zu zeigen. Allein: Das Museum ist, wie alle Würth-Museen, täglich geöffnet, es kostet keinen Eintritt, und so wird auch das Volk etwas von den Bildern haben.
Die Würth-Gruppe wird allerdings nicht müde zu betonen, dass ihr museales Engagement Teil der Unternehmenskultur sei: Qualität, Internationalität und dergleichen. Mitarbeiter und Öffentlichkeit sollen per Kunst zusammengeführt werden. Der Pressemappe liegt auch gleich der Geschäftsverlauf im 1.Halbjahr 2008 bei, der noch ganz gut aussieht. Die Krise hat das Unternehmen für Befestigungs- und Montagematerial offenbar noch nicht erreicht.
Die Johanniterhalle ist das 14. Museum des Reinhold Würth. Fährt man nach Norwegen, Spanien oder Dänemark - Würth ist schon da, als Unternehmer und Museumsbetreiber. Fragen nach etwaigen Steuerschulden wirken in diesem Zusammenhang immer etwas deplaziert, aber so funktioniert eben kapitale Demokratie: Wer viel gibt, dem will man nicht auch noch was wegnehmen. Für das lauschige, schaffige Schwäbisch-Hall ist Würth so etwas wie der Stadt-Patriarch, Big Daddy im Hohenlohischen.
Aber immerhin wurde die Fürstenberg-Sammlung nun, dank seines Engagements, nicht in alle vier Winde verstreut. Die Bilder, zumeist aus dem 15. Jahrhundert, stammen von Lucas Cranach, dem Meister von Meßkirch, dem "Zürcher Veilchenmeister" und weiteren Künstlern des Donau-, Bodensee- und oberrheinischen Raums; ein famoses Ensemble, das, gerade auch in manchen etwas schwächeren Werken, einen Überblick über die immer religiös geerdete süddeutsche Kunst der Epoche bietet.
Zur Eröffnung der Dauerausstellung hat Würth noch schnell zahlreiche Plastiken, vor allem Marien-Skulpturen, und einige Cranachs dazugekauft, darunter eine famose heilige Barbara, eine dichtgedrängte Kindersegnungs-Szene vor schwarzem Grund und "Adam und Eva – Der Sündenfall" von 1546 mit noch gotisch verlänglichten Figuren - eine Ikone wäre das auch für jede Cranach-Sonderschau.
Die Präsentation in der Johanniterhalle ist gewöhnungsbedürftig, weil man das Kirchenschiff in einzelne museale Kabinette einteilen musste, um sinnstiftende Einheiten zu bilden. Hat man das einmal akzeptiert, so wandert man doch freudig erregt durch die biblischen Szenen, die in ihrer Farbenfreude wie frühe, religiöse Vorläufer der Pop-Art wirken. Der minutiös restaurierte, hölzerne gotische Dachstuhl beschirmt das Ganze – eine hochkarätige Schau mitten in der Provinz.
Dann zieht man in kleinen Gruppen durch die alte Reichsstadt Schwäbisch-Hall zur Johanniterkirche, wo bereits ein mittelalterlicher Markt wartet, Spielleute mit Drehleier und Sackpfeife, Handwerker, sogar ein Narr springt herum. Es gibt Bier und Glühwein, Schmalzbrote und Spekulatius, Leberwurstsemmeln und Lebkuchen.
Schließlich tritt man ein in die gründlich renovierte Kirche und steht vor den Alten Meistern, auch sie von Restauratoren-Hand gepflegt; leuchtende Farben, güldene Hintergründe.
Bislang war der Schrauben-Unternehmer Reinhold Würth nicht für sein Interesse an biblischen Themen bekannt; sein Hobby war und ist die moderne Kunst. Als 2003 aber der Fürstlich Fürstenbergische Bilderschatz in Donaueschingen zum Verkauf stand, ließ Würth sich von eben jenem Sotheby's-Mitarbeiter, der jetzt die Festrede hielt, zu einer kleinen Investition überreden: Während die Stuttgarter Staatsgalerie, arm wie eine Kirchenmaus, die Hilfe von Bund und Land und Sponsoren in Anspruch nehmen musste, um wenigstens die großartige "Graue Passion" des älteren Holbein zu ergattern, erwarb Schrauben-Würth den ganzen Rest der Fürstenbergschen Sammlung - eher unlustig, wie er im Katalog schreibt.
Und die Johanniter-Kirche kaufte er gleich mit dazu. Die um 1200 gebaute und im 14.Jahrhundert erweiterte Kirche mit gotischem Dachstuhl war 1816 profaniert worden und wurde zuletzt als Turnhalle und Probenraum für die Haller Festspiele genutzt.
Jetzt hält dort Reinhold Würth Hof, der Fürst der Region. Man mag es für fragwürdig halten, wenn sakrale Bilder für die Unternehmergattinnen aus Stuttgart und dem Rhein-Neckar-Raum den passenden Anlass bieten, das neue Pelzjäckchen zu zeigen. Allein: Das Museum ist, wie alle Würth-Museen, täglich geöffnet, es kostet keinen Eintritt, und so wird auch das Volk etwas von den Bildern haben.
Die Würth-Gruppe wird allerdings nicht müde zu betonen, dass ihr museales Engagement Teil der Unternehmenskultur sei: Qualität, Internationalität und dergleichen. Mitarbeiter und Öffentlichkeit sollen per Kunst zusammengeführt werden. Der Pressemappe liegt auch gleich der Geschäftsverlauf im 1.Halbjahr 2008 bei, der noch ganz gut aussieht. Die Krise hat das Unternehmen für Befestigungs- und Montagematerial offenbar noch nicht erreicht.
Die Johanniterhalle ist das 14. Museum des Reinhold Würth. Fährt man nach Norwegen, Spanien oder Dänemark - Würth ist schon da, als Unternehmer und Museumsbetreiber. Fragen nach etwaigen Steuerschulden wirken in diesem Zusammenhang immer etwas deplaziert, aber so funktioniert eben kapitale Demokratie: Wer viel gibt, dem will man nicht auch noch was wegnehmen. Für das lauschige, schaffige Schwäbisch-Hall ist Würth so etwas wie der Stadt-Patriarch, Big Daddy im Hohenlohischen.
Aber immerhin wurde die Fürstenberg-Sammlung nun, dank seines Engagements, nicht in alle vier Winde verstreut. Die Bilder, zumeist aus dem 15. Jahrhundert, stammen von Lucas Cranach, dem Meister von Meßkirch, dem "Zürcher Veilchenmeister" und weiteren Künstlern des Donau-, Bodensee- und oberrheinischen Raums; ein famoses Ensemble, das, gerade auch in manchen etwas schwächeren Werken, einen Überblick über die immer religiös geerdete süddeutsche Kunst der Epoche bietet.
Zur Eröffnung der Dauerausstellung hat Würth noch schnell zahlreiche Plastiken, vor allem Marien-Skulpturen, und einige Cranachs dazugekauft, darunter eine famose heilige Barbara, eine dichtgedrängte Kindersegnungs-Szene vor schwarzem Grund und "Adam und Eva – Der Sündenfall" von 1546 mit noch gotisch verlänglichten Figuren - eine Ikone wäre das auch für jede Cranach-Sonderschau.
Die Präsentation in der Johanniterhalle ist gewöhnungsbedürftig, weil man das Kirchenschiff in einzelne museale Kabinette einteilen musste, um sinnstiftende Einheiten zu bilden. Hat man das einmal akzeptiert, so wandert man doch freudig erregt durch die biblischen Szenen, die in ihrer Farbenfreude wie frühe, religiöse Vorläufer der Pop-Art wirken. Der minutiös restaurierte, hölzerne gotische Dachstuhl beschirmt das Ganze – eine hochkarätige Schau mitten in der Provinz.