Seit 2002 hat sich das Repertoire noch vom Mittelalter bis zur Romantik erweitert und die seit letztem Jahr auch optisch neue, kunstvollere Aufmachung stellt die Veröffentlichungen in eine Reihe mit den führenden Alte-Musik-Labels.
Die Klangaufnahmen sind durchweg von höchster Qualität und immer ein absoluter Hörgenuss. Die mehrsprachigen, informativen, gut verständlichen Booklets, umfassen auch eine deutsche, wenn auch zuweilen holprige Übersetzung, was im französischsprachigen Raum eher eine Ausnahme darstellt. Einziges Manko hier ist das Fehlen der Künstlerbiographien.
Zu den Ensembles, die bei Ricercar zu Hause sind, gehört auch die französische Mittelalterformation Millenarium, die jetzt als neueste Veröffentlichung ein "Carmina Burana"-Programm herausbringt. Millenarium besteht seit 1998 und setzt sich aus 2 bis 6 Sängern und Musikern zusammen.
Das Anliegen ist es, der Musik, deren "sozialer Kontext" sich im Laufe der Jahrhunderte geändert habe, trotz der Hingezogenheit zur Geisteshaltung einer vergangenen Epoche, eine persönliche, zeitgenössische Form zu geben. So auch in dem Programm über die Chansons der Troubadours, das hier eine dramatische Form bekommt und zeigt, dass diese Musik eine ganz eigene Intensität entwickeln kann, wenn sie allerdings damals ausschließlich Männern vorbehalten war.
"Unter dem Begriff "Joy", so Christophe Deslignes, "weisen wir dem Antikonformismus und dem unglaublichen Raffinement der Troubadours sowie der Jongleure die Ehre. Sie haben uns den Geist einer Musik vermacht, die gegenüber der ganzen Welt offen ist und sich im gegenwärtigen Augenblick ständig erneuert".
" Musikbeispiel: Gaucelm Faidit, Chanson: Fortz chausa es (Ausschnitt)"
Dies war ein Ausschnitt aus der Chanson "Fortz chausa es" von Gaucelm Faidit,
einem Klagelied über den Tod von Richard Löwenherz, in dem der Dichter den König mit einigen der berühmtesten Herrscher der Vergangenheit verglich. Es sang Carole Matras, die sich auch auf der Harfe begleitete und es spielten außerdem Christophe Deslignes, Organetto und Thierry Gomoar, Perkussion, Mitglieder des Ensembles Millenarium, das übrigens in diesem Jahr auch in Freyburg beim Montalbane Festival zu hören ist.
Zu den neuesten Produktionen des belgischen Labels Ricercar gehört die bereits ausgezeichnete Aufnahme mit dem Te Deum und der Messe pour plusieurs instruments von Marc Antoine Charpentier, dessen 300.Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.
Das Te Deum gehört zu Charpentiers bekanntesten Werken und seitdem das Prélude daraus zur Eurovisionsfanfare avancierte, ist ein Stück Charpentier sozusagen zum weltweit bekannten europäischen Kulturgut geworden. Seit den 50er Jahren hat es eine ganze Anzahl von Einspielungen des Te Deums auf historischem Instrumentarium gegeben, allen voran die Aufnahme mit Marc Minkowski und den Musiciens du Louvre, aus der auch die aktuelle Fassung der Erkennungsmusik stammt. Zumindest an dieser Einspielung, die sich durch ihre sehr deklamatorische Anlage und die schnellen Tempi von den anderen Interpretationen abhebt, muss sich eine Neueinspielung messen lassen. Jean Tubéry hat jedoch auch eine beachtenswerte Aufnahme vorgelegt, der der große Kirchenklang mit zu einer Prachtentfaltung verhilft, wie sie für die Zeremonienmusik unter Ludwig dem XIV typisch war. Ein Te Deum besteht aus 29 kurzen Lobesversen und Gebeten, die es auch möglich machten, die Verbindung mit König = Gott und seinem Volk hervorzuheben. In diesem Werk kamen jetzt Instrumente wie Trompeten und Pauken hinzu, die gerne für Schlachtenmusiken verwendet wurden, was nahe legt, dass auch dieses Stück für eine Feier über einen Sieg, hier über die Niederlande, komponiert wurde. Die Besonderheit an dieser Aufnahme mit dem Choeur de Chambre de Namur, Les Agrémens und dem Ensemble La Fenice unter der Leitung des Zinkenisten Jean Tubéry, ist die Verwendung von so genannten Naturtrompeten, also Trompeten, die weder Klappen noch Grifflöcher haben, nur die natürlichen Obertöne produzieren können und ansonsten bei prunkvollen zivilen oder militärischen Festen zu hören waren.
Tubéry hat sich hier zugunsten der "richtigen" und entgegen der "sauber spielenden" Instrumente entschieden, um dem gewünschten Originalklang mit den besonderen Klangfarben möglichst nahe zukommen. Nun sind Naturtrompeten in der Aufführungspraxis Alter Musik heute sicherlich keine richtige Sensation mehr, machen aber in diesem Zusammenhang einen besonderen Reiz aus.
Hören Sie aus Charpentiers berühmt gewordenen Te Deum - er schrieb übrigens 6 solcher Stücke, von denen noch 4 erhalten sind, - Te per orbem terrarum, "Dich preist über das Erdenrund die heilige Kirche", in der von Charpentier so beliebten Besetzung mit Haute-Contre, Ténor und Bass und daran anschließend den Chor Tu de victo mortis aculeo. Es singen François-Nicolas Geslot, Bruno Boterf und Jean-Claude Sarragosse.
" Musikbeispiel: Marc Antoine Charpentier, Te Deum"
Marc Antoine Charpentier, der in Frankreich eine der höchsten Stellen als Kapellmeister der Sainte-Chapelle innehatte, hinterließ ein immenses Oeuvre mit über 550 Werken, wobei der Schwerpunkt auf der liturgisch gebundenen Musik liegt. Doch sein Ruhm verblasste nach seinem Tod ziemlich schnell, und erst im 20.Jahrhundert gingen Wissenschaftler wie Musiker daran, diese wieder zu entdecken.
Jean Tubéry stellt in seiner jüngsten Aufnahme eine ungewöhnliche Kirchen-Komposition vor, die Messe pour plusieurs instruments au lieu des orgues, die "Messe für mehrere Instrumente anstatt für Orgeln". Hier sollten vor allem die Bläser den Klang der "Königin der Instrumente" in Ermangelung eines passenden Instrumentes nachahmen. Die Farben, die Charpentier hier geschaffen hat, sind außergewöhnlich, so gibt es neben der französischen Streichergruppe mit Dessus, Haute-contre, Taille und Basse de violon zum Beispiel Ensembles von 9 Flöten oder eine Mischung von Flöten, Oboen, Krummhorn, hier eine Art Oboenbass, und Serpent. Da Charpentiers Messe sich nur bis zum Sanctus erhalten hat, rekonstruierte Tubéry hier die Abfolge von Instrumentalversen und -stellen im gregorianischen Choral mit einzelnen Stücken des Komponisten aus der Zeit. Auch hier entschied sich Tubéry für Originalinstrumente, die einen ganz eigenen Klang hervorbringen, und für unsere Ohren noch ungewohnt klingen mögen.
" Musikbeispiel: Marc Antoine Charpentier, Messe pour plusieurs instruments au lieu des orgues"
Die Neue Platte im Deutschlandfunk. Wir stellten Ihnen heute zwei Aufnahmen des belgischen Labels Ricercar vor, Chansons der Troubadours und Tänze der Jongleure mit dem Ensemble Millenarium sowie zuletzt eine Einspielung des Te Deum und einer Messe von Marc Antoine Charpentier mit Choeur de Chambre de Namur, Les Agrémens und La Fenice unter der Leitung von Jean Tubéry. Die CDs von Ricercar werden in Deutschland von Note 1 vertrieben.
Die Klangaufnahmen sind durchweg von höchster Qualität und immer ein absoluter Hörgenuss. Die mehrsprachigen, informativen, gut verständlichen Booklets, umfassen auch eine deutsche, wenn auch zuweilen holprige Übersetzung, was im französischsprachigen Raum eher eine Ausnahme darstellt. Einziges Manko hier ist das Fehlen der Künstlerbiographien.
Zu den Ensembles, die bei Ricercar zu Hause sind, gehört auch die französische Mittelalterformation Millenarium, die jetzt als neueste Veröffentlichung ein "Carmina Burana"-Programm herausbringt. Millenarium besteht seit 1998 und setzt sich aus 2 bis 6 Sängern und Musikern zusammen.
Das Anliegen ist es, der Musik, deren "sozialer Kontext" sich im Laufe der Jahrhunderte geändert habe, trotz der Hingezogenheit zur Geisteshaltung einer vergangenen Epoche, eine persönliche, zeitgenössische Form zu geben. So auch in dem Programm über die Chansons der Troubadours, das hier eine dramatische Form bekommt und zeigt, dass diese Musik eine ganz eigene Intensität entwickeln kann, wenn sie allerdings damals ausschließlich Männern vorbehalten war.
"Unter dem Begriff "Joy", so Christophe Deslignes, "weisen wir dem Antikonformismus und dem unglaublichen Raffinement der Troubadours sowie der Jongleure die Ehre. Sie haben uns den Geist einer Musik vermacht, die gegenüber der ganzen Welt offen ist und sich im gegenwärtigen Augenblick ständig erneuert".
" Musikbeispiel: Gaucelm Faidit, Chanson: Fortz chausa es (Ausschnitt)"
Dies war ein Ausschnitt aus der Chanson "Fortz chausa es" von Gaucelm Faidit,
einem Klagelied über den Tod von Richard Löwenherz, in dem der Dichter den König mit einigen der berühmtesten Herrscher der Vergangenheit verglich. Es sang Carole Matras, die sich auch auf der Harfe begleitete und es spielten außerdem Christophe Deslignes, Organetto und Thierry Gomoar, Perkussion, Mitglieder des Ensembles Millenarium, das übrigens in diesem Jahr auch in Freyburg beim Montalbane Festival zu hören ist.
Zu den neuesten Produktionen des belgischen Labels Ricercar gehört die bereits ausgezeichnete Aufnahme mit dem Te Deum und der Messe pour plusieurs instruments von Marc Antoine Charpentier, dessen 300.Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.
Das Te Deum gehört zu Charpentiers bekanntesten Werken und seitdem das Prélude daraus zur Eurovisionsfanfare avancierte, ist ein Stück Charpentier sozusagen zum weltweit bekannten europäischen Kulturgut geworden. Seit den 50er Jahren hat es eine ganze Anzahl von Einspielungen des Te Deums auf historischem Instrumentarium gegeben, allen voran die Aufnahme mit Marc Minkowski und den Musiciens du Louvre, aus der auch die aktuelle Fassung der Erkennungsmusik stammt. Zumindest an dieser Einspielung, die sich durch ihre sehr deklamatorische Anlage und die schnellen Tempi von den anderen Interpretationen abhebt, muss sich eine Neueinspielung messen lassen. Jean Tubéry hat jedoch auch eine beachtenswerte Aufnahme vorgelegt, der der große Kirchenklang mit zu einer Prachtentfaltung verhilft, wie sie für die Zeremonienmusik unter Ludwig dem XIV typisch war. Ein Te Deum besteht aus 29 kurzen Lobesversen und Gebeten, die es auch möglich machten, die Verbindung mit König = Gott und seinem Volk hervorzuheben. In diesem Werk kamen jetzt Instrumente wie Trompeten und Pauken hinzu, die gerne für Schlachtenmusiken verwendet wurden, was nahe legt, dass auch dieses Stück für eine Feier über einen Sieg, hier über die Niederlande, komponiert wurde. Die Besonderheit an dieser Aufnahme mit dem Choeur de Chambre de Namur, Les Agrémens und dem Ensemble La Fenice unter der Leitung des Zinkenisten Jean Tubéry, ist die Verwendung von so genannten Naturtrompeten, also Trompeten, die weder Klappen noch Grifflöcher haben, nur die natürlichen Obertöne produzieren können und ansonsten bei prunkvollen zivilen oder militärischen Festen zu hören waren.
Tubéry hat sich hier zugunsten der "richtigen" und entgegen der "sauber spielenden" Instrumente entschieden, um dem gewünschten Originalklang mit den besonderen Klangfarben möglichst nahe zukommen. Nun sind Naturtrompeten in der Aufführungspraxis Alter Musik heute sicherlich keine richtige Sensation mehr, machen aber in diesem Zusammenhang einen besonderen Reiz aus.
Hören Sie aus Charpentiers berühmt gewordenen Te Deum - er schrieb übrigens 6 solcher Stücke, von denen noch 4 erhalten sind, - Te per orbem terrarum, "Dich preist über das Erdenrund die heilige Kirche", in der von Charpentier so beliebten Besetzung mit Haute-Contre, Ténor und Bass und daran anschließend den Chor Tu de victo mortis aculeo. Es singen François-Nicolas Geslot, Bruno Boterf und Jean-Claude Sarragosse.
" Musikbeispiel: Marc Antoine Charpentier, Te Deum"
Marc Antoine Charpentier, der in Frankreich eine der höchsten Stellen als Kapellmeister der Sainte-Chapelle innehatte, hinterließ ein immenses Oeuvre mit über 550 Werken, wobei der Schwerpunkt auf der liturgisch gebundenen Musik liegt. Doch sein Ruhm verblasste nach seinem Tod ziemlich schnell, und erst im 20.Jahrhundert gingen Wissenschaftler wie Musiker daran, diese wieder zu entdecken.
Jean Tubéry stellt in seiner jüngsten Aufnahme eine ungewöhnliche Kirchen-Komposition vor, die Messe pour plusieurs instruments au lieu des orgues, die "Messe für mehrere Instrumente anstatt für Orgeln". Hier sollten vor allem die Bläser den Klang der "Königin der Instrumente" in Ermangelung eines passenden Instrumentes nachahmen. Die Farben, die Charpentier hier geschaffen hat, sind außergewöhnlich, so gibt es neben der französischen Streichergruppe mit Dessus, Haute-contre, Taille und Basse de violon zum Beispiel Ensembles von 9 Flöten oder eine Mischung von Flöten, Oboen, Krummhorn, hier eine Art Oboenbass, und Serpent. Da Charpentiers Messe sich nur bis zum Sanctus erhalten hat, rekonstruierte Tubéry hier die Abfolge von Instrumentalversen und -stellen im gregorianischen Choral mit einzelnen Stücken des Komponisten aus der Zeit. Auch hier entschied sich Tubéry für Originalinstrumente, die einen ganz eigenen Klang hervorbringen, und für unsere Ohren noch ungewohnt klingen mögen.
" Musikbeispiel: Marc Antoine Charpentier, Messe pour plusieurs instruments au lieu des orgues"
Die Neue Platte im Deutschlandfunk. Wir stellten Ihnen heute zwei Aufnahmen des belgischen Labels Ricercar vor, Chansons der Troubadours und Tänze der Jongleure mit dem Ensemble Millenarium sowie zuletzt eine Einspielung des Te Deum und einer Messe von Marc Antoine Charpentier mit Choeur de Chambre de Namur, Les Agrémens und La Fenice unter der Leitung von Jean Tubéry. Die CDs von Ricercar werden in Deutschland von Note 1 vertrieben.
Diskographie
Titel: Chansons de Troubadours et Danses de Jongleurs
Ausf.: Millenarium
Label: Ricercar
LC 08851
Bestell-Nr.: RIC 243
Titel: Marc Antoine Charpentier:
Te Deum - Messe pour plusieurs instruments
Ausf.: Chœur de Chambre de Namur, Les Agrémens, La Fenice
Leitung: Jean Tubéry
Label: Ricercar
LC 08851
Bestell-Nr.: RIC 245
Ausf.: Millenarium
Label: Ricercar
LC 08851
Bestell-Nr.: RIC 243
Titel: Marc Antoine Charpentier:
Te Deum - Messe pour plusieurs instruments
Ausf.: Chœur de Chambre de Namur, Les Agrémens, La Fenice
Leitung: Jean Tubéry
Label: Ricercar
LC 08851
Bestell-Nr.: RIC 245