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Alter Staub aus dem All

Astronomie. - Aus dem Weltall sinken pro Tag einige hundert Tonnen Staub auf die Erde. Der Himmel fällt uns nicht auf den Kopf, er rieselt. Dass die Staubteilchen nicht einfach nur "himmlische Umweltverschmutzung" sind, sondern interessante Dinge über das Weltall verraten, berichten Forscher der Washington University in St. Louis, US-Bundesstaat Missouri, in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science".

    Die Arbeit des Astrophysikers Ernst Zinner von der Washington University in St. Louis geschieht nicht an gewaltigen Teleskopen sondern am Elektronenmikroskop. Zinner beschäftigt sich mit so genannten "interplanetaren" Staubteilchen, die täglich tonnenweise auf die Erde herabrieseln. Zinner: "Das sind mit etwa zehn Mikrometern Durchmesser relativ kleine Teilchen, die in etwa 20 Kilometer Höhe in der Atmosphäre eingefangen werden. Sie kommen von Asteroiden und Meteoriten und manche von diesen Teilchen kommen auch von Kometen." Es gibt also viele Körper im Sonnensystem, die diesen Staub und damit Informationen über sich selbst hinterlassen.

    Grund genug für die US-Raumfahrtagentur NASA, die Staubteilchen mit einem speziellen Flugzeug einzufangen. Zinner: "Diese interplanetaren Staubteilchen sind Zusammenballungen von Materialien unterschiedlichen Ursprungs. Und jetzt haben wir Silikate gefunden, die eine Isotopenzusammensetzung des Sauerstoffs haben, die eindeutig auf einen Ursprung außerhalb des Sonnensystems hindeuten." Denn diese Silikate kondensieren in der Atmosphäre von Sternen, die am Ende ihrer Entwicklung angelangt sind. Dann dehnen sich die sterbenden Sonnen stark aus und werden Rote Riesen. Bei diesem Aufblähen verlieren sie eine Menge gasförmiges Material und in diesem Gasstrom bilden sich die winzigen Staubkörnchen, die Zinner jetzt gefunden hat.

    Nach ihrer Entstehung drifteten die Silikatkörnchen durch das All, bis sie auf die Urwolke des Sonnensystems trafen und in die entstehenden Asteroiden oder Kometen integriert wurden. Die Silikate sind nicht die ersten Überreste früherer Sterngenerationen, die den Wissenschaftlern bekannt werden. Außerdem haben Beobachtungen mit Infrarotteleskopen gezeigt, dass in den interstellaren Gas- und Materiewolken große Mengen von Silikat vorkommt. Doch mit den greifbaren Staubkörnchen können Zinner und seine Kollegen Isotopenmessungen durchführen und damit die fundamentalen Prozesse, die in den Sternen zu ihrer Entstehung geführt haben, besser verstehen.

    [Quelle: Dirk Lorenzen]