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Alter, teurer Traum

Technik. – Verkehrslenkung durch moderne Informationstechnologie und Infrastruktur ist ein alter Traum der Ingenieure bei Telematikanbietern. Das Idealsystem"Floating Car Data" (FCD), in dem Autos, die im Verkehrsstrom mitschwimmen, die Informationen für die Verkehrslagerechner liefern, ist ebenfalls schon älter, wurde wegen der hohen Kosten bisher jedoch noch nirgends realisiert. Gerade ist in Athen ein weiteres ambitioniertes Projekt gescheitert, da versucht Nürnberg jetzt endlich einmal Ernst mit FCD zu machen.

    Die Idee des Projektes "Eye in the Sky" klang einleuchtend. Das erwartete Verkehrschaos während der Olympischen Spiele in Athen sollte mithilfe modernster Technik kanalisiert werden. Die Autos des Olympiafuhrparks sollten mit GPS und anderen technischen Hilfsmitteln ihre Position und Geschwindigkeit im Athener Straßennetz ermitteln und an eine Verkehrsleitzentrale weitergeben, die daraus die Verkehrsbelastung errechnet und entsprechende Steuerungsmaßnahmen ergriffen hätte.

    Zusätzlich hätte ein mit einer Spezialkamera ausgestatteter Hubschrauber die Straßen an den Brennpunkten beobachtet und weitere Daten in den Rechner gefüttert. Matthias Hetscher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR, das das Kamerasystem entwickelt hat: "Zunächst werden die entsprechenden Bilddaten in eine digitale Karte eingelesen und auf der Basis dieser digitalen Karte werden die Straßeninformationen extrahiert. Dann werden verschiedene Algorithmen auf die verbliebene Information losgelassen, um dort Autos zu detektieren und in verschiedene Klassen zu unterteilen, so dass ich dann am Ende ein Abbild der Strassen mit dem Verkehr auf ihnen erhalte."

    Doch das eigens auf den Fall "Olympische Spiele" zugeschnittene System wird nicht an den Start gehen. Der Hubschrauber erhält wegen der nach dem Attentat am 11. März in Madrid drastisch verschärften Sicherheitsmaßnahmen keine Starterlaubnis, und der Olympiafuhrpark ist auch nicht mit den entsprechenden FCD-Geräten ausgestattet. Böse Zungen führen das auf die Tatsache zurück, dass die Fahrzeuge vom koreanischen Hersteller Hyundai stammen, der noch mit DaimlerChrysler verbunden ist, während hinter dem Konsortialführer für "Eye in the Sky" die Volkswagen AG steht.

    In Nürnberg geht eine Alternative jetzt an den Start, die sich auf die Fahrzeuge der örtlichen Taxiorganisation stützt. Das Projekt "Nürnbergverkehr" wird vom Zentrum für Verkehr und Logistik koordiniert. Geschäftsführer Holger Schulze-Halberg: "Wir haben die Positionswerte der Taxen aus der Nürnberger Zentrale übernommen, auf einem Rechner ausgewertet und die Auswertung, die bestehenden Geschwindigkeitsprofile übertragen auf eine digitale Stadtkarte von Nürnberg und diese Karte haben wir in ein Internetimage eingespielt und über unser Internetportal zur Verfügung gestellt." Wie erfolgreich die Verkehrsbeeinflussung mit solchen Systemen ist, wird sich zeigen.

    [Quelle: Thomas Schwarz]