In der Schweizer Kulturpolitik herrscht Unruhe: Innenminister Pascal Couchepin sorgte im Sommer 2004 am Filmfestival von Locarno für Aufsehen: Er behauptete, die Schweizer Filmförderung sei links unterwandert. Im Dezember verursachte eine Ausstellung mit Theateraufführung in Paris einen Skandal: Die politische Rechte in der Schweiz meinte, der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn beleidige das Land und besonders den rechtspopulistischen Bundesrat Blocher.
Das Parlament kürzte sogleich der mit öffentlichen Mitteln alimentierten Kulturstiftung "Pro Helvetia" eine Million Franken aus dem Jahresbudget - knapp drei Prozent. Die Pro Helvetia hatte die Kunstaktion in Paris finanziert. Kulturschaffende entsetzten sich über die Strafaktion des Parlaments und sannen auf Abhilfe, zum Beispiel, indem sie übers Internet einen Kulturminister wählen ließen. Der Luzerner Kulturjournalist Beat Mazenauer hat die Idee mitentwickelt. Eigens für die Kultur einen Minister zu haben sei nötig, sagt er:
"Weil Kultur im Moment in der Diskussion ist als eine Aufgabe, die - hab ich sehr stark das Gefühl - nicht gebührend ernst genommen wird. Und in der Schweiz ist es ja so, dass Kultur einerseits föderalistisch aufgeteilt ist auf die Kantone und zum anderen in ein Departement eingebettet ist, wo doch Kultur konkurrenziert wird durch sehr, sehr viele andere Aufgaben. Die Idee dahinter steckt, das Kulturministerium herauszulösen und ihm eben diesen Stellenwert zu geben. Die Behauptung eines in dem Sinne achten Departements."
Ein achtes Ministerium ohne jede demokratische Legitimation allerdings. Ein originelles Projekt sicherlich. Gewählt wurde der Aktionskünstler Heinrich Gartentor aus Thun. Er glaubt nicht, dass er nur als Clown verstanden wird.
"Ich hab bemerkt: Das Ganze wird ernster genommen, als ich selber gedacht hab. Also nicht, dass ich gedacht habe, es sei keine ernste Sache. Aber ich hab auch gedacht, es wird als Gag angeschaut, aber das wird's natürlich nicht sein. Ihr werdet mich in zwei Jahren an dem messen können, was ich getan hab, und das ist ganz klar: Schnittstelle sein zwischen Kultur - und der auch ein Gesicht geben - und der Politik."
In seiner Antrittsrede bemängelte der alternative Kulturminister nämlich, viele Politikerinnen und Politiker hätten von Kultur keine Ahnung. Gartentor will diesem Unwissen über persönliche Kontakte entgegenwirken.
"Die Hemmschwelle, um sich mit Kultur zu befassen, läuft ganz klar über Personen. Wenn man Personen kennenlernt, dann lernt man auch die Personen respektieren und auch deren Arbeit. Und da herrscht natürlich in der Kunst ein ... oder in der Kultur allgemein ein großer Nachholbedarf."
Anders gesagt: Künstler und Politiker kennen sich nicht und leben in getrennten Welten. Auch der Künstler Heinrich Gartentor und der offiziell für Kultur zuständige Bundesrat Pascal Couchepin. Dass dieser sein Treiben unterbindet, befürchtet Gartentor nicht.
"Ich kann ja auch nichts dafür, dass es in der Schweiz gar kein Kulturministerium gibt, sondern nur ein Bundesamt für Kultur. Das Kulturministerium haben sich jetzt die Kunstverbände angeeignet und ihren Vorsitzenden, eben mich, eingesetzt als Kulturminister. Und deshalb: Ich bin jetzt der Kulturminister, nicht mehr Herr Couchepin."
Couchepins Pressesprecherin gab bekannt, das Departement begrüsse jede Aktion, die Diskussionen über Kunst ermögliche. Und sie gratulierte Heinrich Gartentor zur Wahl. Natürlich ist der alternative Kulturminister ein Jux, aber einer, der zur richtigen Zeit kommt, denn gegenwärtig bereitet die Schweiz ein neues Kulturförderungsgesetz vor, das die Zuständigkeiten für Kultur regeln soll. Da kann es nicht schaden, wenn das Thema Kultur für einmal der breiteren Öffentlichkeit zu Ohren kommt, zum Beispiel in Form dieses Kulturministers ohne Legitimation.
Das Parlament kürzte sogleich der mit öffentlichen Mitteln alimentierten Kulturstiftung "Pro Helvetia" eine Million Franken aus dem Jahresbudget - knapp drei Prozent. Die Pro Helvetia hatte die Kunstaktion in Paris finanziert. Kulturschaffende entsetzten sich über die Strafaktion des Parlaments und sannen auf Abhilfe, zum Beispiel, indem sie übers Internet einen Kulturminister wählen ließen. Der Luzerner Kulturjournalist Beat Mazenauer hat die Idee mitentwickelt. Eigens für die Kultur einen Minister zu haben sei nötig, sagt er:
"Weil Kultur im Moment in der Diskussion ist als eine Aufgabe, die - hab ich sehr stark das Gefühl - nicht gebührend ernst genommen wird. Und in der Schweiz ist es ja so, dass Kultur einerseits föderalistisch aufgeteilt ist auf die Kantone und zum anderen in ein Departement eingebettet ist, wo doch Kultur konkurrenziert wird durch sehr, sehr viele andere Aufgaben. Die Idee dahinter steckt, das Kulturministerium herauszulösen und ihm eben diesen Stellenwert zu geben. Die Behauptung eines in dem Sinne achten Departements."
Ein achtes Ministerium ohne jede demokratische Legitimation allerdings. Ein originelles Projekt sicherlich. Gewählt wurde der Aktionskünstler Heinrich Gartentor aus Thun. Er glaubt nicht, dass er nur als Clown verstanden wird.
"Ich hab bemerkt: Das Ganze wird ernster genommen, als ich selber gedacht hab. Also nicht, dass ich gedacht habe, es sei keine ernste Sache. Aber ich hab auch gedacht, es wird als Gag angeschaut, aber das wird's natürlich nicht sein. Ihr werdet mich in zwei Jahren an dem messen können, was ich getan hab, und das ist ganz klar: Schnittstelle sein zwischen Kultur - und der auch ein Gesicht geben - und der Politik."
In seiner Antrittsrede bemängelte der alternative Kulturminister nämlich, viele Politikerinnen und Politiker hätten von Kultur keine Ahnung. Gartentor will diesem Unwissen über persönliche Kontakte entgegenwirken.
"Die Hemmschwelle, um sich mit Kultur zu befassen, läuft ganz klar über Personen. Wenn man Personen kennenlernt, dann lernt man auch die Personen respektieren und auch deren Arbeit. Und da herrscht natürlich in der Kunst ein ... oder in der Kultur allgemein ein großer Nachholbedarf."
Anders gesagt: Künstler und Politiker kennen sich nicht und leben in getrennten Welten. Auch der Künstler Heinrich Gartentor und der offiziell für Kultur zuständige Bundesrat Pascal Couchepin. Dass dieser sein Treiben unterbindet, befürchtet Gartentor nicht.
"Ich kann ja auch nichts dafür, dass es in der Schweiz gar kein Kulturministerium gibt, sondern nur ein Bundesamt für Kultur. Das Kulturministerium haben sich jetzt die Kunstverbände angeeignet und ihren Vorsitzenden, eben mich, eingesetzt als Kulturminister. Und deshalb: Ich bin jetzt der Kulturminister, nicht mehr Herr Couchepin."
Couchepins Pressesprecherin gab bekannt, das Departement begrüsse jede Aktion, die Diskussionen über Kunst ermögliche. Und sie gratulierte Heinrich Gartentor zur Wahl. Natürlich ist der alternative Kulturminister ein Jux, aber einer, der zur richtigen Zeit kommt, denn gegenwärtig bereitet die Schweiz ein neues Kulturförderungsgesetz vor, das die Zuständigkeiten für Kultur regeln soll. Da kann es nicht schaden, wenn das Thema Kultur für einmal der breiteren Öffentlichkeit zu Ohren kommt, zum Beispiel in Form dieses Kulturministers ohne Legitimation.