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Altersvorsorge
Für wen lohnt sich Riestern?

2002 führte die Bundesregierung die sogenannte Riester-Rente ein. Sie soll Arbeitnehmern dabei helfen, zusätzlich zur staatlichen Rente eine private Altersvorsorge aufzubauen. Doch die Riester-Rente ist umstritten - und lohnt sich nicht für jeden.

Von Katja Scherer | 16.07.2018
Ein Sparschwein steht vor einem Schild mit der Aufschrift Riester-Rente.
Das Riester-Sparschwein füllt sich nicht bei jedem Sparer gleich (picture-alliance/ dpa-ZB / Jens Büttner)
Die gesetzliche Rente reicht bei vielen Beschäftigten nicht mehr zum Leben - deshalb wirbt der Staat für mehr private Altersvorsorge. Eine Möglichkeit für Angestellte ist die öffentlich geförderte Riester-Rente. Davon können Sparer auf zwei verschiedenen Wegen profitieren, sagt Sara Zinnecker vom Internetportal "Finanztip": "Das heißt, der Staat gibt zu den Sparbeiträgen jeweils Zulagen und man kann auch die Riester-Beiträge von der Steuer absetzen."
Jeder Sparer bekommt eine sogenannte Grundzulage von 175 Euro pro Jahr; dazu kommen Kinderzulagen in Höhe von bis zu 300 Euro pro Kind, je nach Geburtsjahr. Um die volle Förderung zu erhalten, müssen Verbraucher mindestens vier Prozent ihres Bruttoeinkommens in den Riestervertrag einzahlen. Gefördert werden höchsten 2100 Euro, inklusive Zulagen.
Hohe Zulagen für Geringverdiener mit vielen Kindern
Profitieren können davon vor allem Geringverdiener mit einem Bruttojahreseinkommen von unter 30.000 Euro und mit vielen Kindern, sagt Zinnecker: "Stellen Sie sich vor, wir haben eine Familie mit drei Kindern und dem Riester-Sparer, dann bekommt der allein schon jedes Jahr über 1000 Euro vom Staat geschenkt. Und muss nur noch einen geringeren Anteil selbst mit einbezahlen."
Konkret heißt das: Um die vier-Prozent-Mindestgrenze zu erfüllen, muss ein Sparer mit drei Kindern zwischen zwei und neun Jahren und einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro jährlich 1.200 Euro in seinen Riestervertrag einsparen. Er selbst zahlt davon aber nur 125 Euro, den Rest bekommt er vom Staat dazu - 900 Euro Kinderzulage plus 175 Euro Grundzulage.
 Scrabble-Buchstaben bilden das Wort Riesterrente auf Euro-Geldscheinen
Serie: Riester-Rente
Sich mit der späteren Rente zu beschäftigen, ist bei Jüngeren ungefähr so beliebt wie Steuerbelege zu sortieren. Erst recht, wenn es sich um das komplexe Riestern oder die zweite Variante, das Wohnriestern, handelt. Riestern lohnt sich - es kommt nur darauf an, wer, wie und wann er oder sie es tut.
Steuerersparnis für Besserverdiener ohne Kinder
Und es gibt eine weitere Gruppe, die von Riester besonders profitiert: Kinderlose Besserverdiener. Ihnen kommt vor allem die Steuerersparnis zu Gute: "Also da reden wir von Einkommen ab 70.000 Euro im Jahr brutto. Denn die können die Riester-Beiträge und die -Zulagen komplett von der Steuer absetzen und weil sie so einen hohen Steuersatz haben, kommt da auch eine ordentliche Steuererstattung raus."
Wer bei einem Jahreseinkommen von 70.000 Euro den Höchstsatz von 2100 Euro in seinen Riester-Vertrag einspart, verschafft sich einen Steuervorteil von etwa 880 Euro. Diese Steuererstattung wird dann mit den zuvor gezahlten Zulagen verrechnet. Bei einem kinderlosen Sparer werden also 175 Euro abgezogen so dass am Ende gut 700 Euro Ersparnis übrig bleiben.
Auf die Steuer im Alter kommt es an
Beachten sollten Sparer, dass bei der Riester-Rente eine sogenannte nachgelagerte Besteuerung vorgesehen ist. Nach Rentenbeginn werden also auf die ausgezahlte Riester-Rente Steuern fällig. Häufig lohne sich der Vertragsabschluss aber trotzdem, sagt Max Schmutzer von Magazin "Finanztest". Der Grund: Bei den meisten Menschen liegt die Rente niedriger als das zuvor bezogene Gehalt, sodass für sie als Rentner ein niedrigerer Steuersatz gilt.
Anders ist das bei Menschen, die im Alter eine hohe Betriebsrente bekommen oder Immobilien besitzen und daher auch im Alter noch einen relativ hohen Steuersatz haben: "Das heißt, diese Steuerersparnis ist bei Riester für die gar nicht so interessant, weil die das, was sie vorher gespart haben, dann im Alter auf die Riester-Rente an Steuer zahlen müssen, das hebt sich dann oft so ein bisschen auf."
Auch für Sparer mit durchschnittlichem Gehalt und ohne Kinder seien Riester-Verträge eher nicht zu empfehlen, sagt Zinnecker: "Die müssten dann schon einen sehr günstigen und sehr gut verzinsten Vertrag finden, damit sich das für die auch lohnt."
Nur wer lange lebt, profitiert
Und Schmutzer weist darauf hin, dass Sparer in der Regel sehr alt werden müssen, um alles Geld, das sie vorab in ihren Vertrag eingespart haben, später auch wieder ausgezahlt zu bekommen: "Eine Riester-Rente ist immer dafür da, dass man eine monatliche garantierte Zahlung im Alter bekommt. Die ist dann aber nicht so hoch. Eine Riester-Rente ist immer ein gutes Geschäft, wenn man lang lebt. Aber ein relativ schlechtes Geschäft, wenn man früh stirbt – aufgrund dieser Rentenkonstruktion."
Wer will, kann bei Renteneintritt einen Teil seiner Ersparnisse auf einmal aus dem Vertrag entnehmen - maximal 30 Prozent sind erlaubt. Ob sich das lohnt, sollten Verbraucher allerdings vorab gut durchrechnen, denn bei einer solchen Teilauszahlung fallen oft hohe Steuern an.