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Aluminium in Lebensmitteln
Von der Espressokanne bis zur Trinkflasche

Wie schädlich sind Grillschalen, Trinkflaschen oder Espressomaschinen aus Aluminium? Eine neue Studie hat untersucht, wie viel Aluminium von Lebensmitteln und Getränken aufgenommen wird. Die maximal empfohlene Menge wird zum Teil um ein Vielfaches überschritten. Ein Grund zur Panik?

Von Volker Mrasek | 06.10.2017
    Kind mit Trinkflasche aus Alu
    Auf dem Deutschen Lebensmittelchemikertag wurde jetzt die bisher umfassendste Studie zur Freisetzung von Aluminium in Lebensmittel aus Flaschen, Verpackungen oder Campinggeschirr vorgestellt. (dpa/picture-alliance/Jens Kalaene)
    Wie viel Aluminium kann aus Geschirr und Behältern - zum Beispiel Aus Campinggeschirr, Grillschalen, Trinkflaschen und Espressokochern - in Lebensmittel übergehen, die wir zu uns nehmen? Das Hessische Landeslabor legt jetzt die bisher aufwendigste Studie dazu vor, geleitet von dem Chemiker Thorsten Stahl. Und der kann Kaffee-Liebhaber schon mal beruhigen. Die beliebten Espresso-Kocher aus Aluminium bilden offenbar eine schützende Patina, die verhindert, dass das Leichtmetall ins Getränk übergeht. So zeigte sich bei den Labortests, "dass der Übergang sehr gering ist. Der ist sogar vernachlässigbar."
    Weit verbreitetet sind auch Trinkflaschen aus Aluminium. Hier überprüften Stahl und seine Mitarbeiter, wie stark das Metall in Apfelschorle und Früchtetee übergeht. Und ob die Mengen, die man im Getränk findet, gesundheitsschädlich sein könnten. Dabei orientierten sie sich an einem existierenden Vorsorgewert. Danach sollten Verbraucher pro Woche nicht mehr als ein Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen.
    Apfelschorle und Früchtetee aus Aluflaschen
    Dieser sogenannte TWI-Wert wird nach den Messresultaten fast ausgeschöpft, wenn ein 15 Kilogramm schweres Kind täglich Apfelschorle aus einer Aluflasche trinkt. Beim Früchtetee wird er sogar überschritten.
    "Tee per se, wenn er aufgebrüht ist, enthält Säure. Diese Säure wiederum ist in der Lage, Aluminium aus den Aluminium-Trinkflaschen zu lösen."
    Allerdings gibt es auch Flaschen, die innen beschichtet sind, was sich für Thorsten Stahl erst bei den Analysen herausstellte.
    "Wir haben festgestellt, dass die innen beschichteten Flaschen auch bei säurehaltigen Lebensmitteln deutlich weniger Aluminium abgeben als innen nicht beschichtete Flaschen. Die Hersteller gehen meines Wissens nicht offensiv damit um und sagen, die sind innen beschichtet. Allerdings gab's bis jetzt auch keine Studien darüber, ob Aluminium aus den Trinkflaschen in die Getränke übergeht. Deswegen vielleicht auch nicht diese offensive Werbung: Die Flaschen sind innen beschichtet."
    Höchstwert um 880 Prozent überschritten
    Zu massiven Übergängen von Aluminium in ein säurehaltiges Lebensmittel und hohen Überschreitungen des TWI-Wertes kam es beim Campinggeschirr. In einer Alu-Pfanne brieten die Tester einen Fischburger, der mit Olivenöl und Zitrone mariniert war:
    "Also, wenn ein 15 Kilogramm schweres Kind jeden Tag 250 Gramm Fisch-Patty essen würde, würde der TWI um etwa 880 Prozent überschritten, also das Neunfache. Nun ist es aber tatsächlich so, dass ein Kind nicht jeden Tag einen Fisch-Patty von 250 Gramm konsumiert. Aber es ist tatsächlich so: Sollte das Kind diesen Fisch-Patty nur einmal pro Woche aufnehmen, läge die Überschreitung immer noch über hundert Prozent."
    Fehlen noch Aluminiumschalen, wie sie gerne auf dem Grill oder im Backofen verwendet werden. Die Laboranalytiker befüllten sie vor dem Erhitzen mit 0,5-prozentiger Zitronensäure - ein Standard im Lebensmittel-Labor.
    "Und da haben wir tatsächlich sehr, sehr große Mengen Aluminium-Freisetzung, die auch nachher in der Zitronensäure nachweisbar waren."
    Vorsorgliche Verhaltensregeln
    Für Verbraucher gebe es aber keinen Grund, jetzt in Panik zu geraten, betont Thorsten Stahl. Zwar sei aus Tierversuchen bekannt, dass Aluminium zum Beispiel die Blut- und Knochenbildung beeinträchtigen könne. Doch dafür seien sehr hohe Konzentrationen des Metalls nötig. Mit möglichen Gesundheitseffekten müsse höchstens rechnen, wer ständig Mariniertes in Alu-Geschirr brate oder grille.
    Allerdings wird empfohlen, dass wir unsere Aluminium-Aufnahme vorsorglich verringern sollten, etwa vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Deshalb legt auch Thorsten Stahl Verbrauchern gewisse Verhaltensregeln ans Herz:
    "Bei Trinkflaschen keine säurehaltigen Lebensmittel einfüllen, sprich: Getränke. Keine Apfelschorlen, also Saftschorlen insgesamt, aber nach Möglichkeit auch keinen Tee. Bei Campinggeschirr ist es genauso: Möglichst auf säurehaltige Marinaden verzichten. Gleiches gilt für Aluschalen. Auch bei marinierten Käsen, fertig mariniertem Fleisch sollte man nach Möglichkeit darauf verzichten, das in Aluschalen zu packen."
    Wer möchte, kann auch ganz auf Produkte aus Aluminium verzichten. So bieten Camping-Ausrüster inzwischen immer öfter Geschirr aus Titan an. Und Grillschalen oder Trinkflaschen gibt es auch aus Edelstahl.