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Am 31. Mai ist ZVS-Tag

Wer sein Abitur vor dem 16. Januar erworben hat und einen Studienplatz über die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) beantragen will, muss sich beeilen. Bis zum 31. Mai müssen die so genannten Altabiturienten ihren Zulassungsantrag abgegeben haben, also rund sechs Wochen früher als die Neuabiturienten. Der Abgabetermin wurde nach vorne verlegt, weil Hochschulen seit kurzem rund 60 Prozent ihrer Studierenden selber auswählen dürfen.

Von Hilde Braun |
    Zehn Uhr vormittags in der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen. Noch herrscht kein Gedränge vor der Informationstheke. Insgesamt sind etwa zehn Studierwillige da, die ihre Anträge abgeben wollen. Claudia Lüttich hat sich im vergangenen Jahr zum ersten Mal für einen Platz im Fach Medizin beworben, sie ist 23 und hat noch gerade rechtzeitig mitbekommen, dass die Bewerbungsfrist für sie am 31. Mai abläuft

    " Das habe ich eigentlich durchs Internet erfahren, weil ich da zufällig auf der Seite rumgesurft bin, Gott sei dank. "

    Stefan Volk aus Neuss ist 22 und möchte Sozialpädagogik in Düsseldorf studieren, er hat in der Zeitschrift der ZVS im März gelesen, dass sich die Bewerbungsfrist verkürzt. Mit einem Abitur von 3,0 hat er sich bislang vergeblich beworben und entsprechende Praktika gemacht, einen Erstantrag für einen Studiengang hat er bereits im vergangenen Jahr gestellt, trotzdem ist er heute persönlich bei der ZVS erschienen.

    " Denn bei meinem Studiengang haben sich gewisse Sachen geändert und da will ich noch mal genau nachfragen und mich lieber vor Ort informieren als per Telefon und Internet."

    Denn seit diesem Jahr können deutsche Hochschulen ihre Studierenden zu 60 Prozent selbst auswählen. Sie haben eigene Auswahlkriterien festgelegt. Eine Änderung, die nicht nur den Studienbewerbern Kopfzerbrechen bereitet. Rainer Brott ist Mitarbeiter der ZVS und weiß kaum was er auf die Fragen der Bewerber antworten soll

    " Es besteht eine große Unsicherheit über das Zulassungsverfahren. Auch für uns ist das Verfahren neu. Wir können in vielen Fällen nicht weiterhelfen. Die Leute haben allgemeine Schwierigkeiten sich über das neue Kriterium Auswahlverfahren der Hochschule einzustellen, über das jetzt die meisten Plätze vergeben werden."

    Die Studierwilligen bekommen deshalb einfach nur einen Informationszettel auf dem die Auswahlkriterien der einzelnen Hochschulen beschrieben sind, und die unterscheiden sich enorm voneinander. Weil noch nicht alle Hochschulen über ihre Kriterien entschieden haben, werden diese Informationen täglich auf der Internetseite der ZVS aktualisiert. Die neuen Auswahlkriterien seien aber kaum eine Alternative zum bisherigen Verfahren: Immer noch träfen 60 Prozent der Hochschulen ihre Entscheidung aufgrund der Abiturnote, alles andere seien Zusatzkriterien. Bernhard Scheer, Pressesprecher der ZVS kritisiert diese Regelung und spricht von einem Scheinverfahren:

    " Kein Auswahlverfahren der Welt schafft einen Studienplatz mehr, es kann nur bedeuten, dass man möglicherweise eine Umschichtung zwischen den Leuten hat, die möglicherweise einen Studienplatz bekommen, und denen, die leider leer ausgehen."

    Markus Bernd wartet seit einem Jahr auf einen Studienplatz im Fach Medizin, er hofft durch das neue Verfahren zum Studium zugelassen zu werden.

    " Ich muss mich darauf verlassen, jetzt an einem Auswahlgespräch der Hochschulen angenommen zu werden, denn ich habe nicht so ein gutes Abitur. 2,0, das ist okay. Ich muss hoffen, dass ich dann dort zugelassen werden. Mir ist es relativ egal, wo ich hin will. Ich möchte jetzt anfangen zu studieren, ich habe jetzt ein Jahr gewartet. "

    Die ZVS wird trotz des neuen Verfahrens die zentrale Drehscheibe bei der Studienplatzvergabe in den harten Numerus-Clausus-Fächern bleiben, das bestätigt Bernhard Scheer. Medizin bleibt auch in diesem Bewerbungsdurchlauf das Trendfach, das bei der ZVS am meisten nachgefragt wird. Die beliebteste Universität ist in Münster, dort gibt es zehn Bewerber pro Studienplatz, dicht gefolgt von der Humboldt Universität in Berlin. Die meisten Bewerber wollen jedoch in der Nähe ihrer Heimat studieren, so zum Beispiel auch Claudia Lüttich

    " Essen würde ich gerne, weil das am nächsten an meinem Wohnort ist, und dann müsste ich nicht umziehen das wäre am besten finanziell gesehen."

    Wer im kommenden Wintersemester einen Studienplatz haben will, muss bis Dienstag aber nicht bei der ZVS persönlich erscheinen. Bewerber können ihren Antrag im Internet ausfüllen und abschicken. Wie das geht wird Schritt für Schritt erklärt. Das Formular wird dann direkt im Rechner der Behörde gespeichert. Zusätzliche Unterlagen, die nur auf dem Postweg versandt werden können, müssen noch bis zum 15. Juni nachgereicht werden. Bernhard Scheer:

    "Wir schätzen, dass wir zum Wintersemester insgesamt 120.000 Anträge bekommen werden und die Hälfte davon also 60.000 dürfte von den so genannten Altabiturientinnen stammen, da warten wir noch auf etliche Anträge, ich schätze dass wir 40.000 im Hause haben, also da muss noch einiges kommen"