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Am Anfang war die Qualle

Nobelpreis. - Begonnen hat alles am Strand der japanischen Hauptinsel Honshu, im Jahr 1955. Das Land war nach dem Zweiten Weltkrieg im Wiederaufbau begriffen. Und der junge Pharmazeut Osamu Shimomura war auf der Suche nach einem Job.

Von Arndt Reuning | 08.10.2008
    An der Universität von Nagoya fand sich schließlich ein Professor, der einen Assistenten brauchte. Allerdings nur für nahezu aussichtslose Projekte, die er seinen Doktoranden nicht zumuten wollte. Und so bekam Shimomura den Auftrag, aus den zermahlenen Überresten eines Muschelkrebses einen Leuchtfarbstoff zu isolieren. Ein Projekt, an dem vor ihm schon viele Forscher gescheitert waren. Wie auch immer, diesmal klappte es jedoch. Und das war dann die Fahrkarte des jungen Japaners nach Amerika. Dort machte er dann zuerst die Bekanntschaft mit dem Wissenschaftler Frank Johnson und dann mit der Meeresqualle Aequorea victoria.

    Diese gallertartigen Tiere leben in den Gewässern vor der Westküste von Nordamerika. Sie erinnern ein wenig an durchsichtige Lampenschirme. Sehr schlicht und sehr elegant. Am unteren Rand ihres so genannten Glockenkörpers sitzen unzählige kleine Tentakeln, wie die Quasten an der Lampe. Und jener Rand ist es auch, der grünlich leuchtet, wenn man die Qualle berührt. Bioluminiszenz nennt sich das, auch von den Glühwürmchen bekannt. Warum Aequorea victoria diese Fähigkeit überhaupt besitzt, darüber zerbrechen sich die Biologen noch immer ihre Köpfe. Wie sie es macht, das konnten Shimomura und Johnson vom Prinzip her herausfinden.

    Einen ganzen Sommer lang verbrachten die beiden damit, die Quallen aus dem Meer zu fischen. Ungefähr 10.000 Stück davon pressten sie durch einen Filter, um aus der so gewonnenen Flüssigkeit nach monatelanger Arbeit ein paar Milligramm eines Leuchtfarbstoffes in Händen zu halten.