Am Fuß des Monte Grappa, wo die eiskalten Wasser der Brenta aus den Dolomiten in die milde, tellerflache und leider sehr zersiedelte Veneto-Ebene münden, liegt - alpin und südlich zugleich - das Provinzstädtchen Bassano del Grappa. Gelingt es einem, durch die starken Verkehrsströme hindurch von Westen in den Ort zu finden, gelangt man auf eine alte, bedachte Holzbrücke, die direkt in den historischen Stadtkern führt.
Die einfache Brücke über die Brenta - genannt Ponte degli Alpini - ist kein architektonisches Glanzstück, wie manche der unzähligen Villen und Palazzi in der Umgebung von Bassano und im nicht weit entfernten Vicenza, doch auch ihre Pläne gehen auf den Renaissance-Star-Architekten Andrea Palladio zurück.
Die Annäherung an Bassanos Innenstadt erfolgt am besten langsam, zu Fuß - vielleicht Gian Francesco Malipiero im Kopfhörer, den großen Komponisten der italienischen Moderne, der fast sein ganzes Leben im Veneto verbrachte. Wer am Ende der Fußgängerbrücke den Blick vom Fluss und vom grandiosen Alpenpanorama im Norden abwendet und nach rechts in die Via Ferrachini einbiegt, wird eine Überraschung erleben.
Glänzende Kürbisse in allen Größen, Zitronenpyramiden, Orangenkörbe. Teller und Schalen in Blättergestalt. Krüge und Schüsseln in Form von Spargelbündeln, riesigen Auberginen, Wirsing- oder Blumenkohlköpfen. Suppen-Terrinen, deren Deckel ein Hummer oder ein Arrangement aus Muscheln und Fischen überwölbt. Blüten, Blätter, Obst, Gemüse und Meeresfrüchte, vitale Materie in dauerhafter, wenn auch zerbrechlicher Festigkeit erstarrt. Darüber hinaus handbemaltes Geschirr in fantasievollen und in überlieferten, historischen Mustern. Alles aus Ton! Ein Paradies für Keramik-Liebhaber. Und Ende der Straße lädt die historische Keramiksammlung im Städtischen Museum zu einem Besuch ein.
Seit dem frühen 18. Jahrhundert wurden in Bassano hochwertige Terraglia-und Majolikawaren hergestellt. Als der Fluss seinen Lauf Richtung Westen veränderte, verlagerte sich die Produktion ins nahegelegene Nove, wo auch die Grundmaterialien wie Kaolin und Ton für die Töpferei und für die Glasuren gefunden wurden und wo die kanalisierte Wasserkraft der Brenta die Mühlen zum Mahlen des Gesteins antrieb.
Im kleinen Stadt-Museum von Nove lässt sich anhand gespendeter Exponate die Entwicklung der örtlichen Feinkeramikherstellung verfolgen. Sie wurde nicht - wie etwa die Porzellan-Produktion in Meißen oder die Majolika-Prokuktion in Venedig - von reichen Fürstenhöfen finanziert, sondern entstand ausschließlich durch privatunternehmerische Kräfte. Ungefähr 120 kleine und mittlere Betriebe produzieren zur Zeit in Nove Keramik. Nach wie vor wird sie in den Läden der Via Ferrachina in Bassano verkauft, aber auch in alle Welt, vor allem nach Übersee verschickt.
Das Keramikstädchen Nove ist kein reizvoller, eher ein zweckhafter Ort. Zwei verkehrsreiche, sich kreuzende Straßen und nüchterne Funktionsbauten dominieren. Doch wer genauer hinschaut, kann da und dort noch Zeichen vergangenen Glanzes entdecken: überwachsene, verstümmelte Statuen, Reste abgebrochener Fassadendekorationen, Hofeinfahrten mit kunstvoll geschmiedeten Toren.
In einer der beiden Hauptstraßen, der Via Munari, entzückt an der Villa Baccin ein mehrere Quadratmeter großes Majolika-Relief von Doro Sebellin aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Betrachterin. Auf einem blauen Hintergrund spielen sechs anmutige,
rosafarbene Putto-Gestalten auf einer blühenden Wiese mit einer durchgehenden, üppigen Obstgirlande mit Schleifen - in der Mitte gestützt von einer Vase - während ein kindlicher Pan auf Bocksfüßen einigen aufgeregten Gänsen nachstellt. Überspannt ist die zauberhafte
Szenerie von einem Fries aus geflochtenen Ästen mit Orangen und Birnen im grünen Laub.
Das graue, dem Verfall überlassene Gebäude, das in so traurigem Kontrast steht zu dem strahlend heiteren Keramik-Relief, das es ziert, gehörte einst der Keramik-Manufaktur Zanolli Sebellin Zarpellon. Die ökonomische Lage der Nachfolger heute lässt die Renovierung und den Unterhalt der historischen Produktions-Villa nicht mehr zu. Die Zeiten sind längst nicht mehr so heiter. Die Globalisierung ist auch in Nove angekommen.
Signore Barettoni, Nachfolger der ältesten Fabrik am Ort, Antonibon, erzählt von der Geschichte der Majolika, ihre Erfindung im 15. Jahrhundert auf der Insel Mallorca durch die arabischen Eroberer. Und er erzählt von den gegenwärtigen Problemen der Produktion, die alle Manufakturen zu spüren bekommen.
China, das mit seinem weißen Porzellan einst die Majolioka-Produktion in Bassano und Nove herausforderte, erzählt Signore Zanolli senior, ist heute mit seiner riesigen Keramik-Produktion und den billigen Löhnen zum erbarmungslosen Konkurrenten der traditionsreichen Keramik-Produktion in Italien und Europa geworden.
Wie kann die jahrhundertealte gewachsene Keramik-Produktion in Nove überleben? Der einzige Weg aus der Krise sind neue Produktionsmethoden, vielleicht auch ein Schritt zurück in die Tradition - und vor allem aber, erläutert Signore Zanolli, eine hervorragende Qualität, Innovation und Erfindungsreichtum.
Die einfache Brücke über die Brenta - genannt Ponte degli Alpini - ist kein architektonisches Glanzstück, wie manche der unzähligen Villen und Palazzi in der Umgebung von Bassano und im nicht weit entfernten Vicenza, doch auch ihre Pläne gehen auf den Renaissance-Star-Architekten Andrea Palladio zurück.
Die Annäherung an Bassanos Innenstadt erfolgt am besten langsam, zu Fuß - vielleicht Gian Francesco Malipiero im Kopfhörer, den großen Komponisten der italienischen Moderne, der fast sein ganzes Leben im Veneto verbrachte. Wer am Ende der Fußgängerbrücke den Blick vom Fluss und vom grandiosen Alpenpanorama im Norden abwendet und nach rechts in die Via Ferrachini einbiegt, wird eine Überraschung erleben.
Glänzende Kürbisse in allen Größen, Zitronenpyramiden, Orangenkörbe. Teller und Schalen in Blättergestalt. Krüge und Schüsseln in Form von Spargelbündeln, riesigen Auberginen, Wirsing- oder Blumenkohlköpfen. Suppen-Terrinen, deren Deckel ein Hummer oder ein Arrangement aus Muscheln und Fischen überwölbt. Blüten, Blätter, Obst, Gemüse und Meeresfrüchte, vitale Materie in dauerhafter, wenn auch zerbrechlicher Festigkeit erstarrt. Darüber hinaus handbemaltes Geschirr in fantasievollen und in überlieferten, historischen Mustern. Alles aus Ton! Ein Paradies für Keramik-Liebhaber. Und Ende der Straße lädt die historische Keramiksammlung im Städtischen Museum zu einem Besuch ein.
Seit dem frühen 18. Jahrhundert wurden in Bassano hochwertige Terraglia-und Majolikawaren hergestellt. Als der Fluss seinen Lauf Richtung Westen veränderte, verlagerte sich die Produktion ins nahegelegene Nove, wo auch die Grundmaterialien wie Kaolin und Ton für die Töpferei und für die Glasuren gefunden wurden und wo die kanalisierte Wasserkraft der Brenta die Mühlen zum Mahlen des Gesteins antrieb.
Im kleinen Stadt-Museum von Nove lässt sich anhand gespendeter Exponate die Entwicklung der örtlichen Feinkeramikherstellung verfolgen. Sie wurde nicht - wie etwa die Porzellan-Produktion in Meißen oder die Majolika-Prokuktion in Venedig - von reichen Fürstenhöfen finanziert, sondern entstand ausschließlich durch privatunternehmerische Kräfte. Ungefähr 120 kleine und mittlere Betriebe produzieren zur Zeit in Nove Keramik. Nach wie vor wird sie in den Läden der Via Ferrachina in Bassano verkauft, aber auch in alle Welt, vor allem nach Übersee verschickt.
Das Keramikstädchen Nove ist kein reizvoller, eher ein zweckhafter Ort. Zwei verkehrsreiche, sich kreuzende Straßen und nüchterne Funktionsbauten dominieren. Doch wer genauer hinschaut, kann da und dort noch Zeichen vergangenen Glanzes entdecken: überwachsene, verstümmelte Statuen, Reste abgebrochener Fassadendekorationen, Hofeinfahrten mit kunstvoll geschmiedeten Toren.
In einer der beiden Hauptstraßen, der Via Munari, entzückt an der Villa Baccin ein mehrere Quadratmeter großes Majolika-Relief von Doro Sebellin aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Betrachterin. Auf einem blauen Hintergrund spielen sechs anmutige,
rosafarbene Putto-Gestalten auf einer blühenden Wiese mit einer durchgehenden, üppigen Obstgirlande mit Schleifen - in der Mitte gestützt von einer Vase - während ein kindlicher Pan auf Bocksfüßen einigen aufgeregten Gänsen nachstellt. Überspannt ist die zauberhafte
Szenerie von einem Fries aus geflochtenen Ästen mit Orangen und Birnen im grünen Laub.
Das graue, dem Verfall überlassene Gebäude, das in so traurigem Kontrast steht zu dem strahlend heiteren Keramik-Relief, das es ziert, gehörte einst der Keramik-Manufaktur Zanolli Sebellin Zarpellon. Die ökonomische Lage der Nachfolger heute lässt die Renovierung und den Unterhalt der historischen Produktions-Villa nicht mehr zu. Die Zeiten sind längst nicht mehr so heiter. Die Globalisierung ist auch in Nove angekommen.
Signore Barettoni, Nachfolger der ältesten Fabrik am Ort, Antonibon, erzählt von der Geschichte der Majolika, ihre Erfindung im 15. Jahrhundert auf der Insel Mallorca durch die arabischen Eroberer. Und er erzählt von den gegenwärtigen Problemen der Produktion, die alle Manufakturen zu spüren bekommen.
China, das mit seinem weißen Porzellan einst die Majolioka-Produktion in Bassano und Nove herausforderte, erzählt Signore Zanolli senior, ist heute mit seiner riesigen Keramik-Produktion und den billigen Löhnen zum erbarmungslosen Konkurrenten der traditionsreichen Keramik-Produktion in Italien und Europa geworden.
Wie kann die jahrhundertealte gewachsene Keramik-Produktion in Nove überleben? Der einzige Weg aus der Krise sind neue Produktionsmethoden, vielleicht auch ein Schritt zurück in die Tradition - und vor allem aber, erläutert Signore Zanolli, eine hervorragende Qualität, Innovation und Erfindungsreichtum.