Anatolij Aksakov ist ein älterer Herr mit silbrig-weißen Haaren. Aus seinem Büro im 15. Stock des Dumagebäudes schaut er auf die glänzenden Dächer des boomenden Moskau. Aksakov ist Abgeordneter und Mitglied im Finanzausschuss, außerdem leitet er die Vereinigung regionaler Banken in Russland. Im August 1998 war er mit seiner Familie im Urlaub in der Ukraine.
"Wir waren mit dem Auto unterwegs. Ich hatte nur russische Rubel dabei, und auf dem Rückweg musste ich tanken. Dazu brauchte ich ukrainisches Geld, aber niemand wollte meine Rubel eintauschen. Ich musste fremde Leute um Geld bitten, um bis zur Grenze zu kommen. Es hat auch noch geregnet, als ich das Geld zusammenbettelte. Das ist meine Erinnerung an den 17. August."
Binnen zwei Tagen verlor der Rubel knapp die Hälfte seines Wertes gegenüber der D-Mark. Aksakov war damals Wirtschaftsminister in einer ländlich strukturierten Region in Zentralrussland.
"In der Bevölkerung brach Panik aus. Die Leute begannen, wie im Krieg Salz, Graupen und Streichhölzer aufzukaufen. Es gab nichts mehr. Die Leute haben Milliarden Rubel verloren, und am meisten haben die Rentner gelitten. Ihre Ersparnisse aus der Sowjetzeit wurden binnen kürzester Zeit entwertet. Wer sein Geld abheben wollte, um es einzutauschen oder auszugeben, bekam es nicht. Die Regierung wollte damit die Inflation stoppen, indem sie das Geld zurückhielt."
Seitdem geben Russen ihr Geld mit vollen Händen aus, statt zu sparen.
Eines der vielen neuen Moskauer Einkaufszentren - Edelboutiquen, Parfümerien, Schmuckläden. Luxuslimousinen parken an der Straße. Vor dem Ausgang steht Marat, 23 Jahre, Student, und raucht. Er kommt aus Jekaterinburg, ist zu Besuch in Moskau und war gerade shoppen: exklusive Unterwäsche.
"Mein Lebensstandard erlaubt mir zur Zeit nicht zu sparen. Ich lebe allein, miete eine Wohnung und gebe eigentlich all mein Geld aus. Wenn ich etwas übrig hätte, würde ich erst mal reisen. Das passt zu meiner heutigen Lebenseinstellung. In Russland kann man ohnehin nicht die Zukunft planen."
Auch ältere Menschen legen kaum Geld für den Lebensabend zur Seite, erläutert der Duma-Abgeordnete und Finanzexperte Anatolij Aksakov. Das liegt unter anderem an der nach wie vor hohen Preissteigerung in Russland.
"Die Inflation ist bei uns ziemlich hoch. Deswegen ist es für die Leute besser, das Geld heute auszugeben, als bis morgen zu warten. "
Die Inflation beträgt etwa 11 Prozent. Dementsprechend wäre es das wichtigste, zunächst die Geldentwertung aufzuhalten, erläutert Aksakov.
"Wir können die Geldentwertung nur stoppen, wenn wir unsere Wirtschaft breiter fächern. Die Wirtschaft darf nicht, wie zur Zeit, nur auf dem Energiesektor fußen, wir brauchen zusätzlich eine starke Bauindustrie, die Landwirtschaft und die verarbeitende Industrie. Dazu müssen sich kleine und mittlere Unternehmen entwickeln. Deshalb müssen wir die Banken in den Regionen fördern, damit die den Unternehmern Kredite geben. "
Das aber widerspricht den Interessen der Großunternehmer und Großbanken. Die sitzen nach wie vor vor allem in der Hauptstadt.
Vor dem Einkaufszentrum in Moskau steht Svetlana, 45 Jahre alt. Bei der Krise 1998 hat sie kein Geld verloren - sie besaß damals nichts. Mittlerweile verdient sie umgerechnet etwa 2.500 Euro brutto als Angestellte in einem Energieunternehmen. Und auch sie legt nichts auf die Seite.
"Ich habe eine Eigentumswohnung, ein Auto, alles was ich brauche, deshalb muss ich für nichts sparen. Ich kenne mich auch überhaupt nicht mit Geldanlagen aus. Vielleicht würde ich in Immobilien investieren, wenn ich viel Geld übrig hätte. Bekannte von mir haben Geld in einer Schweizer Bank, aber niemand vertraut den russischen Banken. Schließlich kann alles passieren, besonders in unserem Land."
Sogar eine Krise wie vor zehn Jahren sei möglich, glaubt Svetlana. Das schließt der Abgeordnete Aksakov allerdings aus.
"Der Rubel-Verfall von 1998 wird sich ganz sicher nicht wiederholen. Damals waren die Goldreserven der Zentralbank gleich Null, jetzt aber sind es mehr als 500 Milliarden Dollar. Wir haben einen Stabilitätsfond, und unsere Wirtschaft wächst. 1997/98 dagegen ging die Wirtschaft zurück. Also: Wir haben einen Puffer zu Sicherheit."
"Wir waren mit dem Auto unterwegs. Ich hatte nur russische Rubel dabei, und auf dem Rückweg musste ich tanken. Dazu brauchte ich ukrainisches Geld, aber niemand wollte meine Rubel eintauschen. Ich musste fremde Leute um Geld bitten, um bis zur Grenze zu kommen. Es hat auch noch geregnet, als ich das Geld zusammenbettelte. Das ist meine Erinnerung an den 17. August."
Binnen zwei Tagen verlor der Rubel knapp die Hälfte seines Wertes gegenüber der D-Mark. Aksakov war damals Wirtschaftsminister in einer ländlich strukturierten Region in Zentralrussland.
"In der Bevölkerung brach Panik aus. Die Leute begannen, wie im Krieg Salz, Graupen und Streichhölzer aufzukaufen. Es gab nichts mehr. Die Leute haben Milliarden Rubel verloren, und am meisten haben die Rentner gelitten. Ihre Ersparnisse aus der Sowjetzeit wurden binnen kürzester Zeit entwertet. Wer sein Geld abheben wollte, um es einzutauschen oder auszugeben, bekam es nicht. Die Regierung wollte damit die Inflation stoppen, indem sie das Geld zurückhielt."
Seitdem geben Russen ihr Geld mit vollen Händen aus, statt zu sparen.
Eines der vielen neuen Moskauer Einkaufszentren - Edelboutiquen, Parfümerien, Schmuckläden. Luxuslimousinen parken an der Straße. Vor dem Ausgang steht Marat, 23 Jahre, Student, und raucht. Er kommt aus Jekaterinburg, ist zu Besuch in Moskau und war gerade shoppen: exklusive Unterwäsche.
"Mein Lebensstandard erlaubt mir zur Zeit nicht zu sparen. Ich lebe allein, miete eine Wohnung und gebe eigentlich all mein Geld aus. Wenn ich etwas übrig hätte, würde ich erst mal reisen. Das passt zu meiner heutigen Lebenseinstellung. In Russland kann man ohnehin nicht die Zukunft planen."
Auch ältere Menschen legen kaum Geld für den Lebensabend zur Seite, erläutert der Duma-Abgeordnete und Finanzexperte Anatolij Aksakov. Das liegt unter anderem an der nach wie vor hohen Preissteigerung in Russland.
"Die Inflation ist bei uns ziemlich hoch. Deswegen ist es für die Leute besser, das Geld heute auszugeben, als bis morgen zu warten. "
Die Inflation beträgt etwa 11 Prozent. Dementsprechend wäre es das wichtigste, zunächst die Geldentwertung aufzuhalten, erläutert Aksakov.
"Wir können die Geldentwertung nur stoppen, wenn wir unsere Wirtschaft breiter fächern. Die Wirtschaft darf nicht, wie zur Zeit, nur auf dem Energiesektor fußen, wir brauchen zusätzlich eine starke Bauindustrie, die Landwirtschaft und die verarbeitende Industrie. Dazu müssen sich kleine und mittlere Unternehmen entwickeln. Deshalb müssen wir die Banken in den Regionen fördern, damit die den Unternehmern Kredite geben. "
Das aber widerspricht den Interessen der Großunternehmer und Großbanken. Die sitzen nach wie vor vor allem in der Hauptstadt.
Vor dem Einkaufszentrum in Moskau steht Svetlana, 45 Jahre alt. Bei der Krise 1998 hat sie kein Geld verloren - sie besaß damals nichts. Mittlerweile verdient sie umgerechnet etwa 2.500 Euro brutto als Angestellte in einem Energieunternehmen. Und auch sie legt nichts auf die Seite.
"Ich habe eine Eigentumswohnung, ein Auto, alles was ich brauche, deshalb muss ich für nichts sparen. Ich kenne mich auch überhaupt nicht mit Geldanlagen aus. Vielleicht würde ich in Immobilien investieren, wenn ich viel Geld übrig hätte. Bekannte von mir haben Geld in einer Schweizer Bank, aber niemand vertraut den russischen Banken. Schließlich kann alles passieren, besonders in unserem Land."
Sogar eine Krise wie vor zehn Jahren sei möglich, glaubt Svetlana. Das schließt der Abgeordnete Aksakov allerdings aus.
"Der Rubel-Verfall von 1998 wird sich ganz sicher nicht wiederholen. Damals waren die Goldreserven der Zentralbank gleich Null, jetzt aber sind es mehr als 500 Milliarden Dollar. Wir haben einen Stabilitätsfond, und unsere Wirtschaft wächst. 1997/98 dagegen ging die Wirtschaft zurück. Also: Wir haben einen Puffer zu Sicherheit."