Deutschstunde im Thomas-Mann-Gymnasium in Prag. Die Lektüre - "Der Vorleser" von Bernhard Schlink. Auch für 16-/17-Jährige deutsche Schüler wäre dieses Buch eine Herausforderung. Geht es doch um die emotional und politisch komplexe Geschichte der Analphabetin Hanna, die sich als KZ-Aufseherin entpuppt...
Lehrerin Karla Katleschkova macht sich mit ihren Schülern Gedanken über die Beweggründe und Gefühle der Romanfigur Hanna - ganz selbstverständlich in deutscher Sprache. Obwohl nur einer aus der Klasse aus einer zweisprachigen Familie kommt, ist deutsch für die Schüler hier schon fast Muttersprache.
Wir sind es gewöhnt. Wir lernen es schon acht Jahre, und für uns ist es kein Problem, die Sprache zu wechseln in Moment, in Sekunde...
Das private Thomas-Mann-Gymnasium ist zwar eine Besonderheit in der tschechischen Schullandschaft, in der seit der Wende Privatschulen boomen. Die Sprachdiplomschule besuchen rund 200 Schüler. Ihre Eltern müssen dafür rund 20.000 Kronen im Jahr bezahlen, das sind rund 600 Euro und bei einem Durchschnittseinkommen von 17.000 Kronen pro Monat ein zehntel ihres Jahreseinkommens. Dieser Betrag liegt unter den durchschnittlichen Kosten anderer Privatschulen in tschechischen Republik.
Das Thomas-Mann-Gymnasium unterliegt dem Lehrplan für achtjährige Gymnasien. Träger ist der Verband der Deutschen in Prag. Respekt den Lehrern gegenüber wird hier groß geschrieben. Zum Beispiel ist es noch selbstverständlich, dass die Schüler aufstehen, wenn ein Erwachsener das Klassenzimmer betritt.
Das ist noch die alte Tradition, und ich glaube, die müssen wir nicht abbauen. So fängt die Stunde an, so diszipliniert, dass sie wissen, jetzt kommt der Lehrer und jetzt wird wieder konzentriert gearbeitet.
Dagmar Mareschova, Rektorin des Thomas-Mann-Gymnasiums, findet es gar nicht schlecht, dass bestimmte Gepflogenheiten aus sozialistischen Zeiten erhalten geblieben sind. Dennoch sind für sie grundlegende Veränderungen seit der Wende nicht zu übersehen. Für sie ist die tschechische Schule heute:
Liberaler, demokratischer, an den Kindern orientiert, nicht nur an den Bedürfnissen der Lehrer.
Michaila Nastunelkova geht es in der heutigen Tschechischstunde um lokale sprachliche Besonderheiten. Die Schüler der Abiturklasse haben ihren Spaß dabei:
Das Abitur sitzt ihnen im Nacken. Die meisten sehen ihm mit gemischten Gefühlen entgegen:
Ich habe eher Angst vor dem Abitur. Ich denke, dass es so viele Sachen sind, die man lernen muss, dass es fast nicht schaffbar ist, und ich denke auch, dass ich zu spät anfange, mich darauf zu konzentrieren und die Fächer zu lernen. Ich habe Angst vor Deutsch und auch vor Psychologie und Philosophie. Dort sind einige Fragen so schwer.
Für Dagmar Mareschova sind gute Leistungen mit Blick auf Europa sehr wichtig. Allerdings müsse sich an den Unterrichtsvoraussetzungen noch einiges ändern:
Ich bin überfüllt von Formularen, die ich ständig auszufüllen habe, von Kontrollen und so weiter. Ich glaube das ist manchmal unsinnig.
Lehrerin Karla Katleschkova macht sich mit ihren Schülern Gedanken über die Beweggründe und Gefühle der Romanfigur Hanna - ganz selbstverständlich in deutscher Sprache. Obwohl nur einer aus der Klasse aus einer zweisprachigen Familie kommt, ist deutsch für die Schüler hier schon fast Muttersprache.
Wir sind es gewöhnt. Wir lernen es schon acht Jahre, und für uns ist es kein Problem, die Sprache zu wechseln in Moment, in Sekunde...
Das private Thomas-Mann-Gymnasium ist zwar eine Besonderheit in der tschechischen Schullandschaft, in der seit der Wende Privatschulen boomen. Die Sprachdiplomschule besuchen rund 200 Schüler. Ihre Eltern müssen dafür rund 20.000 Kronen im Jahr bezahlen, das sind rund 600 Euro und bei einem Durchschnittseinkommen von 17.000 Kronen pro Monat ein zehntel ihres Jahreseinkommens. Dieser Betrag liegt unter den durchschnittlichen Kosten anderer Privatschulen in tschechischen Republik.
Das Thomas-Mann-Gymnasium unterliegt dem Lehrplan für achtjährige Gymnasien. Träger ist der Verband der Deutschen in Prag. Respekt den Lehrern gegenüber wird hier groß geschrieben. Zum Beispiel ist es noch selbstverständlich, dass die Schüler aufstehen, wenn ein Erwachsener das Klassenzimmer betritt.
Das ist noch die alte Tradition, und ich glaube, die müssen wir nicht abbauen. So fängt die Stunde an, so diszipliniert, dass sie wissen, jetzt kommt der Lehrer und jetzt wird wieder konzentriert gearbeitet.
Dagmar Mareschova, Rektorin des Thomas-Mann-Gymnasiums, findet es gar nicht schlecht, dass bestimmte Gepflogenheiten aus sozialistischen Zeiten erhalten geblieben sind. Dennoch sind für sie grundlegende Veränderungen seit der Wende nicht zu übersehen. Für sie ist die tschechische Schule heute:
Liberaler, demokratischer, an den Kindern orientiert, nicht nur an den Bedürfnissen der Lehrer.
Michaila Nastunelkova geht es in der heutigen Tschechischstunde um lokale sprachliche Besonderheiten. Die Schüler der Abiturklasse haben ihren Spaß dabei:
Das Abitur sitzt ihnen im Nacken. Die meisten sehen ihm mit gemischten Gefühlen entgegen:
Ich habe eher Angst vor dem Abitur. Ich denke, dass es so viele Sachen sind, die man lernen muss, dass es fast nicht schaffbar ist, und ich denke auch, dass ich zu spät anfange, mich darauf zu konzentrieren und die Fächer zu lernen. Ich habe Angst vor Deutsch und auch vor Psychologie und Philosophie. Dort sind einige Fragen so schwer.
Für Dagmar Mareschova sind gute Leistungen mit Blick auf Europa sehr wichtig. Allerdings müsse sich an den Unterrichtsvoraussetzungen noch einiges ändern:
Ich bin überfüllt von Formularen, die ich ständig auszufüllen habe, von Kontrollen und so weiter. Ich glaube das ist manchmal unsinnig.