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America the Beautiful

Die Vereinigten Staaten von Amerika - "Land of the free, home of the brave" - sind nicht mehr, was sie einmal waren. Hinter der Fassade unerschöpflicher Kraft sind Ermüdungserscheinungen und Orientierungslosigkeit zu entdecken. Wirklich ist nur noch die militärische Macht.

Von Michael Kleff | 03.09.2005
    Nach dem Sieg der Konservativen bei den letzten Präsidentschaftswahlen sehen viele Intellektuelle in den USA den Kulturkampf für den Liberalismus der sechziger Jahre als verloren an. Mit knapper Mehrheit haben sich die Wähler für Nationalismus, für Krieg, für die Kluft zwischen Arm und Reich und gegen Freiheitsrechte und Minderheiten entschieden.

    Die Vereinigten Staaten sind zu einem Land geworden, wo nur noch Geld und wirtschaftlicher Erfolg zu zählen scheinen. Amerikas Kultur wird beherrscht von Coca-Cola und McDonalds, Mickey Mouse und Matrix, einer "Wüste voller Müll, in der man auf ein paar geistige Oasen stößt", wie es Kurt Vonnegut beschreibt, einer der bedeutenden zeitgenössischen amerikanischen Schriftsteller. Eine Lange Nacht über die widersprüchliche Identität einer zwischen Hypermacht und Ohnmacht stehenden Nation.

    Stephanie Faul
    Xenophobe's Guide To The Americans.
    1999 GB

    Stephanie Faul aus "Der Amerikaner pauschal":
    Die Amerikaner sehen jeder Mahlzeit mit Furcht und Entsetzen entgegen. Sie haben Angst, das Essen könnte ihnen vom Teller entgegen springen und sie umbringen, oder, was noch schlimmer wäre, dick machen. Die Nahrungsaufnahme könnte womöglich Krankheiten zur Folge haben, speziell Herzkrankheiten, und man weiß ja nie, welcher Bissen am Ende fatale Folgen hat. In dem unermüdlichen Kampf der Amerikaner um ewige Jugend, strahlende Gesundheit und eine gute Figur ist besonders die Nahrung unter Beschuss geraten, und der Geschmack des Essens ist dabei das erste Opfer.

    Stephanie Faul
    Die Amerikaner pauschal
    Fischer Taschenbuch
    Frankfurt (März 2002)
    "Ticky Tock" – Titelstück einer CD, die der Berliner Sänger, Komponist, Schauspieler und Regisseur Hans-Eckardt Wenzel (www.sansibarkult.de) vor zwei Jahren veröffentlicht hat – mit von ihm vertonten Texten des amerikanischen Folkmusikers Woody Guthrie.

    Hans-Eckardt Wenzel: "Dieses Land lebt natürlich von der Phrase der Freiheit und zwar einem Freiheitsbegriff, der sich als Gegenbegriff zu den europäischen Unfreiheiten definiert hat. Also die Exilanten im 19. Jahrhundert haben sich vom Feudalismus befreit. Sie sind hierher und sind in ein Land gekommen, wo sie sozusagen frei waren von diesem Frohn einer Adelsclique. Dieser Begriff hat sich auf eine ganz interessante Weise gehalten. Und zwar als eine Phrase, als eine Art demagogische Konstruktion, in der dieses Land lebt. Die Regulative, in denen man sozusagen hier im Alltag lebt, die greifen vielmehr in die Freiheit des Einzelnen ein. Da ist die Prüderie zu nennen, die es hier gibt, also der Umgang mit Körperlichkeit, das ist was ganz, ganz eigenartiges. Als ob es eine Schande ist, körperlich zu existieren. Es ist anders herum dieses übertriebene Reinlichkeitsempfinden, was ich immer in Amerika empfunden habe. Obwohl es recht schmuddelig ist an vielen Punkten. Es ist übertriebene Furcht vor Bakterien und vor allem, was eine gewisse Virulenz hat, also was lebt. Eine gewisse Furcht vor Naturgewalten bringt meiner Meinung nach die Leute hier dazu, auf bestimmte Freiheiten zu verzichten. Die Feuerwehr ist quasi ein Heiligtum in diesem Land. Das sieht man an den Maschinen, an den Häusern, wie die Leute aufgefasst werden. Die Polizei ist ein gewisses Heiligtum. Da ist überhaupt keine Möglichkeit einer demokratischen Diskussion. Und das sind Punkte, wo man eigentlich, um die Phrase der Freiheit aufrecht zu erhalten, gewisse Freiheiten einschränkt. Und das funktioniert in diesem Land, weil sich ja keiner darüber erregt. Also muss es ein Mechanismus sein, der in einem gewissen Sinn zu dieser unmittelbaren Fetischisierung des Augenblicks dazu gehört. "

    Dirk Wittenborn wurde 1952 in New Haven, Connecticut, geboren, studierte an der Universität von Pennsylvania und lebt heute mit seiner deutschen Frau und seiner Tochter in New York. 1977 veröffentlichte er seinen ersten Roman, er schrieb Sketche für die bekannte amerikanische Fernsehshow "Saturday Night Live" und arbeitet als Drehbuchautor für Hollywood. 1983 erschien sein zweiter Roman, danach folgte eine längere schriftstellerische Pause. 2002 erschien sein bejubelter Roman "Unter Wilden", dessen Verfilmung in den USA in Vorbereitung ist.

    Dirk Wittenborn
    Unter Wilden
    Roman.
    Dtsch. v. Hans Wolf
    2005 btb bei Goldmann

    Der junge Earl Finn hat es nicht leicht: Er lebt in New York, zusammen mit seiner Mutter Liz, die eine Vorliebe für Kokain hegt, sexuelle Abwechslung liebt und ihren Lebensunterhalt als Masseuse bestreitet. Sein Vater, den er nie kennen gelernt hat, weilt am fernen Amazonas, und bleibt für ihn eine ungreifbare Gestalt. Doch Finns Leben nimmt eine entscheidende Wendung, als der stinkreiche Milliardär Osborne ihm und seiner Mutter Unterschlupf auf dessen Anwesen Vlyvalle gewährt, einer goldenen Oase der Superreichen. Finn findet neue Freunde und verliebt sich in Maya, die Enkelin Osbornes. Ein amerikanischer Traum scheint wahr zu werden – bis Finn auf die Lügen und das Laster hinter der schillernden Fassade stößt.
    In der Welt der Superreichen: Scharfzüngig, komisch und intelligent zeichnet Dirk Wittenborn ein bitterböses Porträt der amerikanischen Gesellschaft.

    Francine Prose, geboren 1947, lebt in New York. Sie ist Redakteurin von Harper's Magazine, schreibt regelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften und unterrichtet creative writing u.a. an der John Hopkins Universität. Bisher veröffentlichte sie mehrere Romane und Kurzgeschichten. Francine Prose wurde mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

    Francine Prose
    Das Leben der Musen
    Von Lou Andreas-Salome bis Yoko Ono.
    Aus d. Engl. v. Brigitte Jakobeit u. Susanne Höbel
    2004 Nagel & Kimche
    Bei ihrer ersten Begegnung drückte die Fluxus-Künstlerin Yoko Ono John Lennon eine Karte in die Hand, auf der stand: "Atme"; von diesem Augenblick an war er ihr verfallen. Keine Anekdote könnte besser die Macht ins Bild setzen, mit der die moderne Muse über ihr männliches Genie gebietet: Yoko Ono gilt noch heute als die Frau, die nicht nur Lennon beherrschte, sondern die Beatles zerstörte. Tatsächlich schrieb sie indirekt einen wichtigen Teil moderner Musikgeschichte. Die Musen und ihre Genies: Haster Thrale/Samuel Johnson, Alice Liddell/Lewis Carroll, Elizabeth Siddall/Dante Gabriel Rossetti, Lou Andreas Salome/Nietzsche, Rilke, Freud, Gala Eluard/Salvador Dalí, Lee Miller/Man Ray, Charis Weston/Edward Weston, Suzanne Farrell/George Balanchine und Yoko Ono/John Lennon.Aber auch Lou-Andreas Salome, Gala Dalí oder Lee Miller waren keine Objekte der Anschauung, die den Männern zur Initiation ihrer Kunst dienten, sondern selbstbewusste Agentinnen des Erfolgs - nicht zuletzt ihres eigenen. Amüsant und mit vielen interessanten Details bietet Francine Prose eine Sammlung von Porträts, intellektuell engagiert, aber ohne Scheu vor dem Vergnügen, in die Intimität der Schlafzimmer hineinzuleuchten.

    Francine Prose
    Durchtrieben
    Roman.
    Aus d. Engl. v. Karin Kersten.
    2001 Nagel & Kimche

    Paul Watzlawick aus "Gebrauchsanweisung für Amerika":
    Mit Ihrer Ankunft in den Staaten sind Sie unversehens in ein Informationsvakuum eingetreten. Der Amerikaner hat freiwillig und spontan einen Grad der Informationsverarmung und Meinungssteuerung erreicht, den jede um die Milch der frommen Denkungsart ihrer bockigen Untertanen besorgte volksdemokratische Regierung nur mit grünem Neid zur Kenntnis nehmen kann. Die viel gerühmte und viel propagierte Meinungs- und Pressefreiheit Amerikas besteht – darüber gibt es keinen Zweifel. Jedermann kann die Obrigkeit nach Herzenslust kritisieren oder vermeintliche Missstände anprangern und auch den Präsidenten in einer Weise abkanzeln, die unsere zartbesaiteten europäischen Politiker mit "Ehren"-Beleidigungsklagen zum Kadi laufen ließe. Niemand schreibt dem Staatsbürger vor, was er denken, glauben und fühlen muss. Aber der Amerikaner hat diese Freiheit entweder für das Linsengericht der wohligen Gleichschaltung verkauft, oder er hat von ihr überhaupt nie Gebrauch gemacht. Das Resultat ist im einen wie im anderen Falle dasselbe: Man kann sich in den USA nicht einmal in dem Grade über das Weltgeschehen informieren, wie einem das jedes europäische Provinzblatt wenigstens in großen Zügen ermöglicht.

    Paul Watzlawick, geboren 1921 in Villach/Kärnten, studierte Philosophie und Sprachen. Ausbildung in Psychotherapie am C. G. Jung-Institut in Zürich. 1957 bis 1960 war er Professor für Psychotherapie in El Salvador; seit 1960 ist er Forschungsbeauftragter am Mental Research Institute in Palo Alto/Kalifornien. Außerdem lehrte er an der Stanford University. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter der Millionenbestseller "Anleitung zum Unglücklichsein".

    Paul Watzlawick
    Gebrauchsanweisung für Amerika
    Serie Piper Bd.7516 Überarb. Neuausg.
    2002 Piper
    Paul Watzlawick ist ein ebenso geistreicher wie origineller Denker. Sein Dauerseller »Anleitung zum Unglücklichsein« verhalf bereits 1,5 Millionen Menschen zu einem mehr oder weniger glücklichen Sein. Seine höchst amüsante »Gebrauchsanweisung für Amerika« ist das erfolgreichste Buch dieser Reihe und begibt sich mit Wonne in die Merkwürdigkeiten der Neuen Welt mit ihrer täuschend einfachen Sprache, den unvermuteten Tücken der Uhrzeit und des Datums – und dem Begründer all dieser faszinierenden Gewohnheiten: dem »homo americanus«.

    Thomas Nehls war fünf Jahr lang – von 1998 bis 2003 – als ARD-Hörfunkkorrespondent in New York. Mit ihm hat der Autor sich über Journalismus und Medienvielfalt in den USA unterhalten.: Medienvielfalt – "die gibt es nicht mehr. Die ist arg zurückgegangen diese Medienvielfalt. Was ja nicht heißt, dass es nicht mediale Angebote zuhauf gäbe. Die gibt es im digitalen Zeitalter natürlich in die Hunderte gehend. Aber, das sind Spartenprogramme, das sind unpolitische Publikationen, die da auf die Menschen herabregnen, herabrieseln. Da ist die Auswahl unendlich geradezu. Aber was die Auseinandersetzung mit der Tages- oder auch der weiterreichenden Politik angeht, da ist doch so manches Defizit zu beklagen. Denn auch die Sendungen im Fernsehen und im Radio sind unpolitischer geworden und dort, wo sie wenigstens die Fakten noch mitteilen, da werden diese Fakten immer in kürzere Formate gepresst, so dass ein Gesamtüberblick nicht mehr möglich ist. Und weil Sie den Westen, nicht nur den Wilden, sondern auch den sanften angesprochen haben, da sind es ja in erster Linie Anzeigenblätter, die auf einen eindringen und geradezu einpeitschen. Da muss man ja im wahrsten Wortsinn nach den politischen Artikeln, nach den Nachrichten suchen zwischen den Anzeigen."

    Tim Robbins. Der Hollywood-Star und – gemeinsam mit seiner Frau Susan Sarandon – das linke Gewissen der amerikanischen Schauspielerinnung, präsentierte vor einem Jahr im "Public Theater" in New York vor begeistertem Publikum seine Politisatire "Embedded" über den Irakkrieg. Darin geht es um naive Soldaten, unkritische Kriegsreporter und kriegstreiberische Washingtoner Politiker. Seitdem ist eine wahre Flut politischer Theaterstücke über Amerikas Bühnen geschwappt. Die Themen reichen vom Gefangenenlager Guantanamo und den skandalösen Vorfällen im Gefängnis von Abu Ghraib bis zu einer deftigen Farce mit dem anzüglichen Titel "Laura´s Bush".

    Tim Robbins will mit seinem Stück unterhalten und provozieren, damit die Menschen Fragen stellen. Wie bewertet er die politische Lage und die Situation der Bürgerrechte in seinem Land?

    Tim Robbins: "Wir marschieren rückwärts in diesem Land. Aus reiner Furcht. Natürlich verstehe ich, warum Menschen Angst haben. Ich bin jedoch enttäuscht davon, dass wir nicht mehr Rückgrat in diesem Land zeigen. Was am 11. September 2001 passiert ist, war sicher schrecklich. Ich hatte jedoch gehofft, dass wir dem nicht Bürgerrechte und fundamentale Menschenrechte opfern würden – Rechte, die uns heilig waren. Dem Moderator Howard Stern ging es an den Kragen, nachdem er begonnen hatte, Bush zu kritisieren. Unter dem Vorwurf, Obszönität verbreitet zu haben, hat man ihm einen Maulkorb verpasst. Selbst wenn es um obszöne Reden gegangen wäre, damit können wir doch umgehen. Sie geben vor, uns beschützen zu wollen und behandeln uns als Kinder. Wobei die Kinder, die ich kenne, solche Wörter hören können, ohne dass ihre Gefühlswelt zerstört oder pervertiert wird. Das ist lächerlich. Wir leben derzeit wirklich in schwierigen Zeiten in Amerika. Wir haben eine dünne Haut und zeigen uns nur wenig tolerant gegenüber andersartigen Gedanken und Ideen. Das beste, was wir jetzt tun können, ist hart zu kämpfen. Wenn du dich versteckst, wirst du nichts verändern. Du musst dich vielmehr noch stärker wehren. Die gute Nachricht lautet: Dies ist Amerika und noch gibt es hier die freie Meinungsäußerung. Noch werden amerikanische Bürger, die ihren Mund aufmachen, nicht in einen Gulag gesteckt. Und solange es den nicht gibt, sollten wir oft und laut unsere Stimme gegen den Missbrauch unserer verfassungsmäßigen Rechte erheben. "

    Studs Terkel. Der Journalist spielte 45 Jahre lang in seiner Radiosendung die Musik, die er liebt – Jazz, Blues und Folk – und unterhielt sich dabei mit bekannten und unbekannten Menschen über deren Leben. Über ein Dutzend Bücher sind aus diesen Gesprächen entstanden. Sein aktuelles Werk heißt "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Politisches Engagement in schwieriger Zeit". Behandelten seine früheren Werke Themen wie Depression, Krieg, Arbeit, Rasse sowie in seinem letzten Buch Alter und Tod, so geht es bei den jetzt vorliegenden 39 Interviews darum, Menschen vorzustellen, die als Aktivisten gegen eine Übermacht, vor allem die des Staates, kämpfen.

    Studs Terkel: "Meine Arbeit hat damit zu tun, was die Menschen denken, was sie fühlen. Und vor allem wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Ich versetze mich immer in die Rolle der anderen Person. Wie ist es, dieser Mensch in einem bestimmten Moment zu sein. Wie sieht der Tag eines Lehrers aus? Eines Ladenbesitzers? Einer Hausfrau? Wie sieht deren Tag aus? Wie überlebt man in einer wirtschaftlichen Depression? Oder Rasse. Wie ist es, schwarz zu sein? Wie ist es, weiß zu sein? Wie ist es, immer älter zu werden, wo die Lebenserwartung doch immer größer wird? Und man dann mit 50 für einen Jüngeren fallen gelassen wird, weil der billiger ist und länger arbeiten kann. Darum geht es mir. "

    Mit seinem Buch "Die Hoffnung stirbt zuletzt" hält Studs Terkels der amerikanischen Gesellschaft erneut einen Spiegel vor.

    Studs Terkel
    Die Hoffnung stirbt zuletzt
    Politisches Engagement in schwieriger Zeit.
    2004 Kunstmann
    "Ich spüre, dass sich etwas ändern wird, aber wir müssen es verwirklichen, nicht die Regierung. Bei uns sagt man: La esperanza muere última - die Hoffnung stirbt zuletzt. Man darf nie zu hoffen aufhören. Wer die Hoffnung verliert, gibt sich selbst verloren." Die ehemalige Landarbeiterin Jessie de la Cruz bringt das persönliche Credo Terkels auf den Punkt: Hoffnung ist nicht passive Schicksalergebenheit, sondern die Schwester des Handelns, des persönlichen und politischen Engagements. Wer für sich selbst etwas bewegt, setzt auch bei anderen etwas in Gang. In seinem neuen Buch befragt der legendäre amerikanische Interviewer Menschen unterschiedlichster Herkunft, die nach ihren Überzeugungen zu leben versuchten, auch wenn es gerade am wenigsten opportun erschien. Hoffnung als Antrieb, meint Terkel, steigt in einer Gesellschaft immer von unten hoch, oder, wie es ein Obdachlosenanwalt formuliert: "Hoffnungslosigkeit ist ein Luxus, den sich nur die Reichen leisten können."

    Stetson Kennedy lebt in einem Vorort von Jacksonville, Florida – in einem Haus versteckt im Wald an einem kleinen See. Schon als Jugendlicher war er ein Kämpfer gegen den Rassismus in den USA. Er hat mehrere Werke über Politik und Gesellschaft im Süden der USA geschrieben. Sein erstes wurde in Europa von Jean Paul Satre in Frankreich veröffentlicht. In seinem Buch "Ich ritt mit dem Ku Klux Klan", das 1954 auch in Deutschland erschien, vermittelte Kennedy als erster überhaupt einen Eindruck davon, wie sehr der Klan in allen gesellschaftlichen Bereichen verankert war. Unter einem Decknamen schloss sich Kennedy in den 40er Jahren dem Ku Klux Klan an. Er wollte dem Terrorismus im eigenen Land die Maske vom Gesicht reißen. Kein einfaches Unterfangen. Waren im Süden der USA doch selbst Angehörige von Polizei und Strafverfolgungsbehörden sowie Politiker Mitglieder des Klans. Sogar ein US-Präsident gehörte ihm an. In seinem Buch beschreibt Kennedy, wie Warren G. Harding, der von März 1921 bis zu seinem Tod zweieinhalb Jahre später Präsident war, im Weißen Haus in einer feierlichen Zeremonie in den Ku Klux Klan aufgenommen wurde.
    Homepage: Stetson Kennedy

    Harold Leventhal: "Es ist die schlimmste politische Situation in meinem Leben bislang. Wir haben eine Regierung, die am Rande des Neofaschismus steht. Das ist eine Katastrophe. Das heißt nicht, dass ich mich nicht weiterhin für gute und progressive Zwecke einsetzen werde. Davon gibt es genug. Du musst tun, was du kannst. Du darfst nicht aufgeben. "

    Ein eindeutiger Kommentar zur aktuellen politischen Lage in den USA. Von einem Mann, der dabei war als Irving Berlin "White Christmas" schrieb, der mit Nehru und Gandhi befreundet war, der die Weavers und Pete Seeger durch die Jahre der Kommunisten- und Intellektuellenverfügung unter McCarthy brachte, der Bob Dylan zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung in den Süden schickte, der als einer der ersten mit Jacques Brel, Miriam Makeba und Nana Mouskouri auch internationale Künstler in die USA holte und noch heute – mit 86 Jahren – als Produzent am Broadway aktiv ist.
    Homepage: Harold Leventhal

    Harold Leventhal: "Zeiten kommen und gehen. Ich habe die McCarthy-Ära überlebt. Ich habe nicht direkt unter ihr gelitten. Ich habe aber Angst vor dem, was kommt. Das macht mir mehr Sorgen als das, was wir hatten. "