Durch die geöffnete Balkontür brandet der Verkehrslärm des Wiesbadener Bismarckrings. Die stark befahrene Gründerzeitstraße hat hier, zwischen einer Pizzeria und kleinen Läden, deutlich an Pracht verloren, die Mieten sind jedoch günstiger als im nahen Frankfurt. Seit einem guten Jahr verlegen Christian Lux und Annette Kühn in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung Bücher. Kennengelernt haben sie sich bereits 2001 beim Studium der Buch- und Literaturwissenschaft in Mainz. Das Wissen um die Fallstricke des Markts hat die beiden offensichtlich nicht davon abgehalten, sich auf eine Gattung zu werfen, deren Tod ganze Heerscharen von Kulturkritikern seit Jahren bejammern – die Poesie.
"Wir sind nicht blauäugig! Wir wissen sehr genau, dass Lyrik ein sehr, sehr schwerer, eigentlich nicht vorhandener Markt ist. Also, da von Markt zu sprechen, ist eigentlich schon bizarr. Aber so wie wir das ja auch auf unserer Website schreiben: Das Wort 'dennoch' ist für uns sehr wichtig. Es ist nicht möglich, aber wir machen's dennoch! Und wir machen's sehr überlegt und sehr vorsichtig. Das heißt: Die Auflagen sind sehr klein, wir bewerben das sehr stark. Und versuchen, die richtigen Ansprechpartner für die Bücher zu kriegen. Und teilweise funktioniert das halt, ja. Und wir wissen selbst, dass wir – wenn Luxbooks auf die Dauer betrieben werden soll – nicht nur von Lyrik leben können. Das ist klar. Aber um jetzt erst mal ein Profil aufzubauen, um den Verlag bekannt zu machen – und einfach auch, weil unser Herz dafür schlägt! – war die Lyrik der richtige Einstieg."
Wagemutig gingen Lux und Kühn noch einen Schritt weiter. Als Kinder der Pop-Moderne mit den Filmen, der Musik und Literatur aus den USA aufgewachsen, wollten sie junge amerikanische Lyriker vorstellen, Seite an Seite mit längst fälligen Übertragungen großer US-Dichter des 20. Jahrhunderts – das Ganze in zweisprachigen, illustrierten Ausgaben. So bot das Startprogramm als Glanzlicht die Neuübersetzung von Hart Cranes erster Gedichtsammlung "Weisse Bauten", die hierzulande seit den 60er-Jahren vergriffen war, flankiert von jungen Wilden wie Del Ray Cross oder Jennifer Knox. Längst ist klar, dass die beiden Verleger ein glückliches Händchen haben: Rae Armantrout etwa, die, in der Tradition von William Carlos Williams und Robert Creeley stehend, zur in Deutschland nahezu unbekannten Language-School zählt und von Luxbooks eben mit einem opulenten Auswahlband vorgestellt wurde, hätte kürzlich fast den renommierten National Book Award, den US-Autoren-Oscar, in der Lyrik-Sparte abgeräumt.
Christian Lux und Annette Kühn waren selbst noch nie in den USA. Aber sie sogen, von der New York Times bis zum Online-Magazin der Poetry Foundation, als gierige Leser so ziemlich alles auf, was das Internet hergab. Für alles weitere brauchten die Selfmade-Verleger nur ihren Computer, die Mailadressen von Lyrikern, die ihnen wichtig waren - und eine gehörige Portion Chuzpe:
"Das heißt, man kann sehr leicht mit diesen Menschen in Kontakt treten. Und das haben wir dann gemacht! Wir haben die einfach frech angeschrieben und gesagt: Wir sind ein kleiner Verlag, und wir würden wahnsinnig gerne diese Gedichte übersetzen und bringen, haben sehr wenig Kapital - aber was wir eventuell für Sie erreichen können, ist eben, dass Sie hier wahrgenommen werden, dass Sie gelesen werden, zumindest von den Lyrikern, in den Zeitschriften. Und vielleicht haben wir Glück, und das Feuilleton springt auch auf. Das konnten wir signalisieren. Wir hatten sehr früh Rae Armantrout, die wir jetzt im Herbst veröffentlichen, an Bord. Sie hat gesagt: Ja, gerne! Und die wiederum ist ein großer Name in den USA. Das heißt, als wir sagen konnten, ja, Rae Armantrout wird bei uns erscheinen, da war dann auch klar, dass man in der Nachbarschaft gut aufgehoben ist."
Die Charme-Offensive, eine Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit und klarem Kalkül, zündete; nach ersten Zusagen prominenter Dichter ließen sich auch namhafte junge Lyriker wie D. A. Powell oder der im April tödlich verunglückte Craig Arnold von der Aussicht auf eine deutschsprachige Publikation locken. Spätestens, als es den Seiteneinsteigern gelang, die Rechte an John Updikes Reisegedichtzyklus "Americana" vom Random House-Imprint Knopf zu bekommen, ging ein Raunen durch die Branche.
"Wir waren mit Knopf sowieso in Kontakt wegen der Rechte an Dan Chiasson – einem jungen Lyriker, dem halt dran gelegen war, und der hatte seinem Verleger schon signalisiert: Bitte gebt denen die Rechte. Und wir hatten uns eigentlich gar nicht groß Hoffnungen gemacht. Und haben dann aber gleich mal um John Updike gebeten. Und wie da nun die Entscheidungsprozesse im Hintergrund gelaufen sind – wir wissen es nicht. Aber ich vermute ganz einfach, dass man Updike gefragt hat, und der dann gesagt hat: Naja, wenn's jemand machen will – bitte schön! Und wir haben uns dann daran gesetzt und konnten das sehr schnell realisieren. Überhaupt, dieser große Konzern Random House/Knopf ist sehr freundlich zu uns, das kann man nicht anders sagen. Die verstehen sehr genau, dass wir mit sehr kleinen Auflagen operieren und ich glaube, die verstehen einfach, was wir tun. Und kommen uns sehr entgegen. Wir müssen keine horrenden Lizenzgebühren zahlen – das könnten wir auch gar nicht."
Solch spektakuläre Einkäufe rief auch die bestens vernetzte, am Treiben ihrer Kollegen jenseits des Atlantiks interessierte junge deutsche Dichterszene auf den Plan. So wird der im Frühjahr bei Luxbooks erscheinende jüngste Gedichtband John Ashberys gemeinsam von einer Heerschar der wichtigsten derzeit schreibenden Lyriker übersetzt – von Gerhard Falkner, Jan Wagner, Ron Winkler bis zu Uljana Wolf. Und wenn es gilt, einen hierzulande noch unbekannten polnischen Dichter wie Tadeusz Dobrowski durchzusetzen, greift schon mal Hanser-Verleger Michael Krüger für ein Nachwort in die Tasten. Wäre der Verlag ein Fußball-Team, hieße es: Die haben einen Lauf. Obwohl sich Christian Lux eher fürs Übersetzen zuständig fühlt, während Annette Kühn oft Layout- und Gestaltungsarbeiten übernimmt, eine Reihe von Bänden auch selbst illustriert hat, gibt es bei Luxbooks keine feste Rollenteilung. Und da beide nicht nur ihre Brötchen mit freien Jobs für Suhrkamp und Insel verdienen, sondern auch einen zweijährigen Sohn haben, gilt: Jeder muss alles können.
"Es ist einfach so, dass wir die Konzeption immer dialogisch machen. Wir haben die komplette visuelle Gestaltung uns am Anfang überlegt. Und das ausführende Organ ist an der Stelle auch gar nicht so wichtig. Weil die Dinge im Dialog entstehen, und dann setzen wir uns hin und sagen: Hey, machst Du grad mal das, dann mach' ich grad' mal das. Und heute Abend haben wir jetzt drei Stunden, dann müssen wir spätestens schlafen gehen, sonst zieht unser Kind uns morgen Früh um sieben an den Füßen und wir kommen nicht aus dem Bett, ganz bestimmt nicht! Unsere Freundschaft, die 2001 begonnen hat, die hat sich immer, immer um Diskussionen gedreht. Wir haben nächtelang in unserer Studienzeit zusammen gesessen und uns über einen Film unterhalten. Wir haben beispielsweise einen Film an einem Abend gekuckt, oder uns gegenseitig Bücher vorgelesen, oder Gedichte zusammen gelesen. Und immer, immer viel darüber diskutiert. Das heißt, unsere Freizeitgestaltung, unsere Form von Entspannung, findet darin statt. Natürlich gibt es Formen von Overkill und Formen von Zuviel – bisher bekommen wir das ganz gut kompensiert."
Luxbooks, so schreiben die Verleger auf ihrer Website, sei ein "Vielfraß-Verlag", und tatsächlich scheint der Appetit seiner Macher keine Grenzen zu kennen: Deutschsprachige Lyrik-Debüts stehen neben Wiederentdeckungen vergessener Dichter der Frühmoderne; zu der nach Updikes Gedichtzyklus benannten Reihe "Americana", die das Herzstück des Hauses ist, traten im Herbst die ersten Bände der neuen Reihe "Luxbooks.latin" mit südamerikanischer Dichtung. Und da das große Ziel der "schwarzen Null" mit Lyrik allein nicht zu schaffen ist, gibt es bei Luxbooks auch Kalender, dazu Bücher, die zwischen den Grenzen von Comic, Graphic Novel und Kinderbuch vagabundieren - und mit Sarah Manguso und Forrest Gander bald auch die ersten beiden amerikanischen Erzähler. Zuviel des Guten?
"Wir haben einfach gemerkt, dass auch da Lücken klaffen. Gerade auch bei der amerikanischen Literatur! Was man überhaupt nicht vermuten würde. Dass da... die Namen nennen wir jetzt nicht, damit uns keiner zuvor kommt! Und wenn wir da auch nur einen oder zwei davon kriegen, dann haben wir einen ähnlichen Coup gelandet wie mit Updike."
Lux und Kühn sind, bei aller Emphase für ihr Tun, kühle Rechner: Mit ihrer Entscheidung für kleine, im Digitaldruck hergestellte Auflagen bleiben sie flexibel – ohne Liebhaber schöner Bücher vor den Kopf zu stoßen. Christian Lux und Annette Kühn, die ihren Verlag starteten, als sich die Wirtschaft im freien Fall zu befinden schien, glauben – anders als Adorno – an das Richtige im Falschen. Sie wurden früh bemerkt, rasch haben sich viele Türen für sie geöffnet. Das Wort 'Krise' wird man aus ihrem Mund jedenfalls nicht hören.
"Unser ganzer Optimismus generiert sich eigentlich dadurch, dass wir sehen: Das Wunderbare, das Schöne ist auch unter den kapitalistischen Verhältnissen möglich. Man kann es an die Menschen bringen, die Menschen können davon leben. Es gibt Lyriker, die vielleicht nicht von Lyrik leben können, die aber mit ihrer Lyrik leben können. Und das ist doch schon mal was! Und es gibt wahnsinnig interessierte Menschen. So falsch kann die Welt also gar nicht sein."
Website des Verlags: www.luxbooks.de
"Wir sind nicht blauäugig! Wir wissen sehr genau, dass Lyrik ein sehr, sehr schwerer, eigentlich nicht vorhandener Markt ist. Also, da von Markt zu sprechen, ist eigentlich schon bizarr. Aber so wie wir das ja auch auf unserer Website schreiben: Das Wort 'dennoch' ist für uns sehr wichtig. Es ist nicht möglich, aber wir machen's dennoch! Und wir machen's sehr überlegt und sehr vorsichtig. Das heißt: Die Auflagen sind sehr klein, wir bewerben das sehr stark. Und versuchen, die richtigen Ansprechpartner für die Bücher zu kriegen. Und teilweise funktioniert das halt, ja. Und wir wissen selbst, dass wir – wenn Luxbooks auf die Dauer betrieben werden soll – nicht nur von Lyrik leben können. Das ist klar. Aber um jetzt erst mal ein Profil aufzubauen, um den Verlag bekannt zu machen – und einfach auch, weil unser Herz dafür schlägt! – war die Lyrik der richtige Einstieg."
Wagemutig gingen Lux und Kühn noch einen Schritt weiter. Als Kinder der Pop-Moderne mit den Filmen, der Musik und Literatur aus den USA aufgewachsen, wollten sie junge amerikanische Lyriker vorstellen, Seite an Seite mit längst fälligen Übertragungen großer US-Dichter des 20. Jahrhunderts – das Ganze in zweisprachigen, illustrierten Ausgaben. So bot das Startprogramm als Glanzlicht die Neuübersetzung von Hart Cranes erster Gedichtsammlung "Weisse Bauten", die hierzulande seit den 60er-Jahren vergriffen war, flankiert von jungen Wilden wie Del Ray Cross oder Jennifer Knox. Längst ist klar, dass die beiden Verleger ein glückliches Händchen haben: Rae Armantrout etwa, die, in der Tradition von William Carlos Williams und Robert Creeley stehend, zur in Deutschland nahezu unbekannten Language-School zählt und von Luxbooks eben mit einem opulenten Auswahlband vorgestellt wurde, hätte kürzlich fast den renommierten National Book Award, den US-Autoren-Oscar, in der Lyrik-Sparte abgeräumt.
Christian Lux und Annette Kühn waren selbst noch nie in den USA. Aber sie sogen, von der New York Times bis zum Online-Magazin der Poetry Foundation, als gierige Leser so ziemlich alles auf, was das Internet hergab. Für alles weitere brauchten die Selfmade-Verleger nur ihren Computer, die Mailadressen von Lyrikern, die ihnen wichtig waren - und eine gehörige Portion Chuzpe:
"Das heißt, man kann sehr leicht mit diesen Menschen in Kontakt treten. Und das haben wir dann gemacht! Wir haben die einfach frech angeschrieben und gesagt: Wir sind ein kleiner Verlag, und wir würden wahnsinnig gerne diese Gedichte übersetzen und bringen, haben sehr wenig Kapital - aber was wir eventuell für Sie erreichen können, ist eben, dass Sie hier wahrgenommen werden, dass Sie gelesen werden, zumindest von den Lyrikern, in den Zeitschriften. Und vielleicht haben wir Glück, und das Feuilleton springt auch auf. Das konnten wir signalisieren. Wir hatten sehr früh Rae Armantrout, die wir jetzt im Herbst veröffentlichen, an Bord. Sie hat gesagt: Ja, gerne! Und die wiederum ist ein großer Name in den USA. Das heißt, als wir sagen konnten, ja, Rae Armantrout wird bei uns erscheinen, da war dann auch klar, dass man in der Nachbarschaft gut aufgehoben ist."
Die Charme-Offensive, eine Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit und klarem Kalkül, zündete; nach ersten Zusagen prominenter Dichter ließen sich auch namhafte junge Lyriker wie D. A. Powell oder der im April tödlich verunglückte Craig Arnold von der Aussicht auf eine deutschsprachige Publikation locken. Spätestens, als es den Seiteneinsteigern gelang, die Rechte an John Updikes Reisegedichtzyklus "Americana" vom Random House-Imprint Knopf zu bekommen, ging ein Raunen durch die Branche.
"Wir waren mit Knopf sowieso in Kontakt wegen der Rechte an Dan Chiasson – einem jungen Lyriker, dem halt dran gelegen war, und der hatte seinem Verleger schon signalisiert: Bitte gebt denen die Rechte. Und wir hatten uns eigentlich gar nicht groß Hoffnungen gemacht. Und haben dann aber gleich mal um John Updike gebeten. Und wie da nun die Entscheidungsprozesse im Hintergrund gelaufen sind – wir wissen es nicht. Aber ich vermute ganz einfach, dass man Updike gefragt hat, und der dann gesagt hat: Naja, wenn's jemand machen will – bitte schön! Und wir haben uns dann daran gesetzt und konnten das sehr schnell realisieren. Überhaupt, dieser große Konzern Random House/Knopf ist sehr freundlich zu uns, das kann man nicht anders sagen. Die verstehen sehr genau, dass wir mit sehr kleinen Auflagen operieren und ich glaube, die verstehen einfach, was wir tun. Und kommen uns sehr entgegen. Wir müssen keine horrenden Lizenzgebühren zahlen – das könnten wir auch gar nicht."
Solch spektakuläre Einkäufe rief auch die bestens vernetzte, am Treiben ihrer Kollegen jenseits des Atlantiks interessierte junge deutsche Dichterszene auf den Plan. So wird der im Frühjahr bei Luxbooks erscheinende jüngste Gedichtband John Ashberys gemeinsam von einer Heerschar der wichtigsten derzeit schreibenden Lyriker übersetzt – von Gerhard Falkner, Jan Wagner, Ron Winkler bis zu Uljana Wolf. Und wenn es gilt, einen hierzulande noch unbekannten polnischen Dichter wie Tadeusz Dobrowski durchzusetzen, greift schon mal Hanser-Verleger Michael Krüger für ein Nachwort in die Tasten. Wäre der Verlag ein Fußball-Team, hieße es: Die haben einen Lauf. Obwohl sich Christian Lux eher fürs Übersetzen zuständig fühlt, während Annette Kühn oft Layout- und Gestaltungsarbeiten übernimmt, eine Reihe von Bänden auch selbst illustriert hat, gibt es bei Luxbooks keine feste Rollenteilung. Und da beide nicht nur ihre Brötchen mit freien Jobs für Suhrkamp und Insel verdienen, sondern auch einen zweijährigen Sohn haben, gilt: Jeder muss alles können.
"Es ist einfach so, dass wir die Konzeption immer dialogisch machen. Wir haben die komplette visuelle Gestaltung uns am Anfang überlegt. Und das ausführende Organ ist an der Stelle auch gar nicht so wichtig. Weil die Dinge im Dialog entstehen, und dann setzen wir uns hin und sagen: Hey, machst Du grad mal das, dann mach' ich grad' mal das. Und heute Abend haben wir jetzt drei Stunden, dann müssen wir spätestens schlafen gehen, sonst zieht unser Kind uns morgen Früh um sieben an den Füßen und wir kommen nicht aus dem Bett, ganz bestimmt nicht! Unsere Freundschaft, die 2001 begonnen hat, die hat sich immer, immer um Diskussionen gedreht. Wir haben nächtelang in unserer Studienzeit zusammen gesessen und uns über einen Film unterhalten. Wir haben beispielsweise einen Film an einem Abend gekuckt, oder uns gegenseitig Bücher vorgelesen, oder Gedichte zusammen gelesen. Und immer, immer viel darüber diskutiert. Das heißt, unsere Freizeitgestaltung, unsere Form von Entspannung, findet darin statt. Natürlich gibt es Formen von Overkill und Formen von Zuviel – bisher bekommen wir das ganz gut kompensiert."
Luxbooks, so schreiben die Verleger auf ihrer Website, sei ein "Vielfraß-Verlag", und tatsächlich scheint der Appetit seiner Macher keine Grenzen zu kennen: Deutschsprachige Lyrik-Debüts stehen neben Wiederentdeckungen vergessener Dichter der Frühmoderne; zu der nach Updikes Gedichtzyklus benannten Reihe "Americana", die das Herzstück des Hauses ist, traten im Herbst die ersten Bände der neuen Reihe "Luxbooks.latin" mit südamerikanischer Dichtung. Und da das große Ziel der "schwarzen Null" mit Lyrik allein nicht zu schaffen ist, gibt es bei Luxbooks auch Kalender, dazu Bücher, die zwischen den Grenzen von Comic, Graphic Novel und Kinderbuch vagabundieren - und mit Sarah Manguso und Forrest Gander bald auch die ersten beiden amerikanischen Erzähler. Zuviel des Guten?
"Wir haben einfach gemerkt, dass auch da Lücken klaffen. Gerade auch bei der amerikanischen Literatur! Was man überhaupt nicht vermuten würde. Dass da... die Namen nennen wir jetzt nicht, damit uns keiner zuvor kommt! Und wenn wir da auch nur einen oder zwei davon kriegen, dann haben wir einen ähnlichen Coup gelandet wie mit Updike."
Lux und Kühn sind, bei aller Emphase für ihr Tun, kühle Rechner: Mit ihrer Entscheidung für kleine, im Digitaldruck hergestellte Auflagen bleiben sie flexibel – ohne Liebhaber schöner Bücher vor den Kopf zu stoßen. Christian Lux und Annette Kühn, die ihren Verlag starteten, als sich die Wirtschaft im freien Fall zu befinden schien, glauben – anders als Adorno – an das Richtige im Falschen. Sie wurden früh bemerkt, rasch haben sich viele Türen für sie geöffnet. Das Wort 'Krise' wird man aus ihrem Mund jedenfalls nicht hören.
"Unser ganzer Optimismus generiert sich eigentlich dadurch, dass wir sehen: Das Wunderbare, das Schöne ist auch unter den kapitalistischen Verhältnissen möglich. Man kann es an die Menschen bringen, die Menschen können davon leben. Es gibt Lyriker, die vielleicht nicht von Lyrik leben können, die aber mit ihrer Lyrik leben können. Und das ist doch schon mal was! Und es gibt wahnsinnig interessierte Menschen. So falsch kann die Welt also gar nicht sein."
Website des Verlags: www.luxbooks.de