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Amerikaner üben ungern Verzicht

China und die USA sind zweitgrößten CO2-Emittenten der Welt. Trotz der der Zunahme von heftigen Wetterereignissen wie Wirbelstürme, Springfluten und Dürren wollen die meisten Amerikaner vom Klimaschutz nichts wissen.

Von Stefanie Peyk | 08.11.2013
    Es gibt sie: die Mahner, die vor den Folgen des Klimawandels warnen, auch in den USA. An Beispielen für extreme Wetterereignisse mangelt es nicht. Präsident Barack Obama im Sommer in seiner Klima-Rede an der Georgetown University in Washington:

    "2012 war das wärmste Jahr in unserer Geschichte. Erst hatten die Farmen im Mittleren Westen mit der schlimmsten Dürre seit den 30er-Jahren zu kämpfen, dann mit dem nassesten Frühling aller Zeiten. Die Waldbrände im Westen haben eine Fläche versengt größer als der Bundesstaat Maryland."

    Solche Botschaften hört niemand gern. Erst recht nicht, wenn es darum geht, auch Konsequenzen zu ziehen und etwas gegen den Klimawandel zu tun. Ein kleineres Auto fahren oder die Klimaanlage ausschalten – für viele Amerikaner klingt das zu sehr nach Verzicht, glaubt Nicole Steele von der Alliance to Save Energy in Washington.

    "Den Amerikanern gefällt es nicht, Dinge kleiner zu machen. Sie wollen nicht hören, dass sie etwas verringern oder weniger verbrauchen sollen. Solche Botschaften kommen nicht gut an. Darum ändern wir den Diskurs. Wir sagen: Lasst uns die Produktivität der Energie erhöhen. Dann können wir darüber sprechen, dass alles größer und besser und sinnvoller wird."

    Die Botschaft der Alliance to Save Energy: Wir wollen die Energie-Effizienz bis 2030 verdoppeln. Für jeden amerikanischen Haushalt bedeutet das im Schnitt rund 1000 Dollar mehr im Jahr. Die Wirtschaft wächst, und es entstehen bis zu 1,3 Millionen neue Jobs. Die Energieversorgung wird sicherer und die Umwelt sauberer.

    So verkauft Nicole Steele Klimaschutz als Chance. Von staatlichen Vorgaben hält sie wenig:

    "Amerikaner mögen es nicht, bevormundet zu werden. Wenn wir etwas erreichen wollen, setzen wir lieber auf Anreize, Zuckerbrot statt Peitsche, das funktioniert viel besser."

    Ähnlich sieht das Mariel Nanasi, eine Umweltaktivistin aus Neumexiko. Klimaschutz attraktiv zu machen – das nimmt sie wörtlich. Mit Hilfe von Spendenaktionen hat ihre Organisation New Energy Economy dafür gesorgt, dass auf dem Dach der Feuerwache Nummer 3 in Santa Fe eine Solaranlage installiert wurde, weitere Feuerwachen sollen folgen. Begründung: Feuerwehrleute seien die perfekten Klima-Botschafter.

    "In den letzten Jahren hatten wir hier Rekord-Buschbrände auf x hundert Quadratkilometern. Feuerwehrleute kämpfen also direkt an der Klimafront. Und: Feuerwehrmänner sind oft sehr attraktive Menschen. Sie sind körperlich fit. Sie klettern die Berge hoch und beschützen uns. Die Menschen mögen Feuerwehrmänner."

    "Wenn Feuerwehrleute auf Solarstrom setzen, dann muss es was Gutes sein" – das sollen die Leute denken. Auch die Deutsche Rebecca Bertram von der grünen-nahen Heinrich Böll Stiftung Nord-Amerika baut auf positive Botschaften. Erneuerbare Energien bedeuteten Unabhängigkeit. Jeder könne sein eigener Energieversorger werden.

    "Das sind auch Werte, die man den Amerikanern näher bringen kann. Sie produzieren Ihren eigenen Strom. Sie sind unabhängig von Washington, Sie sind unabhängig von Ihrem State Capitol, Sie machen Ihr eigenes Ding. Dass Sie auch Geld damit verdienen, das ist eine wichtige Message, die wir unseren Partnern hier in den USA vermitteln wollen."

    Dass Windstrom Geld bringen kann, weiß auch der Texaner Jim Scrivner. Seine Familie besitzt eine Baumwoll-Plantage im Westen von Texas, direkt bei einem der weltweit größten Windparks. Drei der Windräder drehen sich auf dem Land der Familie Scrivner, die dafür Geld kassiert.

    "Letztes Jahr – mit der Dürre - habe ich mit den Windrädern mehr Geld verdient als mit der Baumwolle. Für mich war’s ein gutes Geschäft."

    Klimaschutz rechnet sich – diese Botschaft versteht jeder.