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Amerikanische Gene in australischem Wein

Gentechnik. - Wein zählt zu den ältesten Getränken der Welt. Bereits seit über 5000 Jahren wird die Rebe im Mittelmeerraum kultiviert. Auf konventionellem Züchtungsweg sind zahlreiche Sorten mit unterschiedlichsten Aromen entstanden. Doch jetzt wollen die Gentechnologen den Winzern unter die Arme greifen. Forscher der australischen Wissenschaftsorganisation CSIRO wollen die Widerstandsfähigkeit des Weins gegen Pilzkrankheiten verbessern.

    Mitte des 19. Jahrhunderts traf der Reben-Mehltau die europäischen Winzer wie aus heiterem Himmel. Der aus Amerika eingeschleppte Pilz zerstörte große Teile der europäischen Weinberge. Erst mit massivem Schwefeleinsatz konnten die Weinbauern den Pilz unter Kontrolle bringen. In Amerika wird der dortige Wein dagegen problemlos mit dem Schimmelpilz fertig, er hat Resistenzgene. Kreuzungsversuche zwischen europäischen und amerikanischen Weinsorten schlugen jedoch fehl. Ian Dry von der Sektion Pflanzentechnologie der australischen Wissenschaftsorganisation CSIRO in Adelaide erklärt: "Unglücklicherweise hatten die amerikanischen Weinreben sehr starke Geschmackseigenschaften, mit denen man keinen guten Wein herstellen konnte." Dry will die Resistenz jetzt doch in den europäischen Wein einschleusen - mit Gentechnologie. Derzeit grenzen die Forscher die Gensektion ein, in der sich das oder die Gene befinden müssen. In einigen Jahren hoffen sie, die Resistenzgene in den europäischen Reben etabliert zu haben.

    Einen anderen Weg müssen sie dagegen im Kampf gegen die Graufäule einschlagen, denn gegen deren Erreger gibt es keine genetisch verursachte Unempfindlichkeit. Hier hilft nur Einfallsreichtum, denn dieser Pilz braucht Feuchtigkeit und dicht gepackte Weinbeeren, um sich auszubreiten. Daher bemühen sich die Australier, die Gene zu finden, die bei bestimmten Sorten für eine lockere Weintraube sorgen. Sie sollen dann in Sorten mit dichtgepackten Trauben, wie Riesling, Chardonnay oder Pinot eingeschleust werden. Für den Graufäule-Erreger ergäbe sich dadurch ein wohl unlösbares Problem, denn eine lockere Traube, bei der genügend Luft und Licht an die Weinbeeren gelangt, kann nicht umgangen werden. Diese Forschungen sind allerdings noch in den Kinderschuhen.

    [Quelle: Dagmar Röhrlich]