Kleine Szenen, große Fragen: wie viel Wahrheit ist dem Mann an meiner Seite zumutbar? Wie viel guter Onkel ist in jedem von uns? Wie tragfähig ist ein Beziehungs-Band unter Belastung?
"Land of the dead", Das Land der Toten, ist LaButes Auseinandersetzung mit "Nine-Eleven". Die Szene wirkt am eindrücklichsten, weil sie so unausweichlich auf das vorher bekannte Ende zusteuert wie die Flugzeuge aufs World Trade Center. Dieses dritte Paar hat beschlossen, ein Kind abzutreiben. Am frühen Morgen des 11. September, als alles schon vorbei ist, hört sie seine uninteressierte Stimme auf ihrem Anrufbeantworter: "Hey, wenn du willst, können wir die Sache auch durchziehen und das Ding behalten."
Das ist das letzte, was sie von ihrem Mann gehört hat. Der Tag, nach dem nichts mehr war wie zuvor, wird durch die zuvor getroffene Gewissensentscheidung moralisch aufgeladen und zugespitzt auf jene Frage, die sich viele Überlebende oft stellten: hätten wir anders gelebt, anders entschieden an diesem Tag angesichts des sicheren Endes? Die Stärke von LaButes Text besteht darin, diese Frage gerade nicht zu stellen; die des Regisseurs Matthias Hartmann, sie noch nicht einmal zu insinuieren. Das Stück hat moralischen Sprengstoff an Bord; jeder Regisseur tut aber gut daran, ihn nicht zu zünden. Mit dem hervorragenden Bochumer Ensemble reicht es auch so für das Gefühl: Gerade noch mal davon gekommen.
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