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Amerikas Drohnen

Drohnen sind aus dem militärischen Arsenal der USA nicht mehr wegzudenken. Die unbemannten Flieger sind leise und relativ billig. Doch diese Vorteile bergen auch Risiken. Je verfügbarer die Technologie wird, desto schwerer ist es sicherzustellen, dass sie nicht in die falschen Hände gerät.

Von Katja Ridderbusch |
    Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendwo eine US-Drohne für schlechte Schlagzeilen sorgt. In dieser Woche stürzte ein ferngesteuerter Flugroboter auf den Seychellen im Indischen Ozean ab. Kurz zuvor wurde eine Schaltzentrale von Computerviren befallen, ein anderes mal kollidierte eine Drohne in Afghanistan mit einem Verkehrsflugzeug. Immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen, die in der Sprache der Militärs als "Kollateralschäden" bezeichnet werden: Hunderte Zivilisten sollen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen alleine in Pakistan bei Drohnenangriffen getötet worden sein.

    Zu Tode gekommen ist in Teheran durch diese Drohne niemand, aber das Image des amerikanischen Spionage-Programms wurde weiter beschädigt.

    Die Nachricht, die der amerikanische Fernsehsender Fox News Anfang Dezember vermeldete, lieferte reichlich Stoff für einen politischen Thriller: Konflikt, Spionage, Geheimnis - und großes Geschäft.

    Bis heute ist nicht klar, ob die amerikanische Aufklärungsdrohne des Typs Sentinel über dem Iran abstürzte oder von Hackern per Cyberattacke gekapert wurde. Ob der unbemannte Tarnkappenflieger seine Daten vor der Landung löschen konnte und ob Iran die Drohne wird nachbauen können.

    Dennoch: Drohnen – unbemannte ferngesteuerte Fluggeräte – sind aus dem militärischen Arsenal der USA nicht mehr wegzudenken.

    "Es ist deshalb kein Wunder, dass Amerikas Gegner versuchen, diese Technologie in ihre Hände zu bekommen und außer Kraft zu setzen","

    sagt Joseph Wood, Sicherheitsexperte beim German Marshall Fund, einem Thinktank in Washington, DC.

    Die USA verfügen über rund 7000 solcher unbemannten Fluggeräte - millimeterkleine Mikrodrohnen und verkehrsflugzeuggroße Riesenflieger, Spionagedrohnen und Kampfdrohnen. Sie alle tragen martialische Namen - Reaper: der Sensemann, Predator: das Raubtier, Hunter: der Jäger, Sentinel: der Wachposten - oder Global Hawk: der Falke.

    Das US-Militär und der Geheimdienst nutzen die Drohnen gleichermaßen. Die Drohnen fliegen Aufklärungs- und Überwachungsflüge sowie Kampfeinsätze gegen das Terrornetzwerke Al-Quaida und gegen die Taliban. Sie kreisen über dem Irak, über dem unwegsamen Bergland von Afghanistan und Pakistan - und offenbar schon länger auch über den Atomanlagen im Iran. Bis zu 400 Stunden Videomaterial liefert eine Drohne des Typs Reaper pro Tag.

    Es war Präsident George W.Bush, der die unbemannten Spähvögel zu einer strategisch wichtigen Waffe im "Kampf gegen den Terror" erklärte. Sicherheitsexperte Joseph Wood:

    ""Der operative, der systematische Einsatz von Drohnen, die mit Waffen gegen Terroristen ausgestatte wurden, begann unter Präsident Bush; aber es war tatsächlich Präsident Obama, der den Einsatz von Drohnen erweitert und verschärft hat."

    Die Vorteile eines Drohneneinsatzes sind offensichtlich: Die Flieger sind unbemannt, und wenn sie abstürzen, sterben keine Piloten. Sie sind agil und leise, die scheinbar perfekte Waffe für eine asymmetrische Kriegsführung. Außerdem sind sie – relativ – billig, weil der Mensch kein Faktor an Bord ist. Zum Vergleich: Ein Predator-Drohnensystem kostet 20 Millionen, ein nagelneuer Kampfjet des Typs F-35 200 Millionen Dollar.

    Doch genau in diesen Vorteilen des Drohnenprogramms liegen auch dessen Risiken. John Villasenor ist Politikwissenschaftler an der Brookings-Institution, einer Denkfabrik in Washington.

    "Wir müssen uns auch mit der Frage der unkontrollierten Verbreitung beschäftigen – was passiert, wenn jemand Drohnen gegen Amerika einsetzt? In dem Maße, in dem Drohnen kleiner, billiger und damit auch verfügbarer werden, wird es schwerer sein sicherzustellen, dass die Technologie nicht in die falschen Hände gerät."

    Rund 50 Länder verfügen derzeit offiziell über Aufklärungsdrohnen. Hinzu kommen all jene Terrorgruppen und -regime, die Drohnen auf dem globalen Schwarzmarkt erwerben oder in Hinterhof-Garagen nachbauen.

    "Die Technologie ist in vielen Fällen ja nicht wesentlich anders als das, was man in einem Smartphone findet, in einem Tablet oder einem Laptop. Deswegen kann eigentlich jeder Zugang dazu haben."

    Die Drohnen der Zukunft: Sie werden noch kleiner, noch schneller – und vor allem - noch schlauer sein, prophezeien Militärexperten. Die US-Luftwaffe bildet bereits heute mehr Drohnen-Führer als Kampfpiloten aus und will ihr Drohnenprogramm in den kommenden Jahren weiter ausbauen.
    Die Drohnen der Zukunft, heißt es, könnten in Netzwerken koordinierte Einsätze fliegen, taktische Entscheidungen treffen, gar eine künstliche Schwarmintelligenz entwickeln.
    Ein unheimlicher Gedanke? Vielleicht, meint Joseph Wood, aber mehr noch eine Frage von Bewertung und Kontrolle.

    Zwar könnten die menschlichen Sinne durch die Sensoren der Drohnen zum Teil ersetzt werden, sagt er.

    ""Aber man kann niemals die Fähigkeit des Menschen zur Entscheidungsfindung ersetzen. Im Fall der Drohnen heißt das: Sie machen nicht die Fehler, die Menschen machen. Aber man wird von einer Drohne auch nicht die Abwägung, die Erfahrung, kurz: den Instinkt des Menschen erwarten können.""