Studie
Anders als in Skandinavien: Wer Kinder hat, lebt nicht automatisch zufriedener und ist manchmal sogar unzufriedener

Elternschaft ist für manche Menschen mit einer geringeren Lebenszufriedenheit verbunden - was auch an der Politik und der Kultur des jeweiligen Landes liegt. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Studie in 30 Ländern, die die Kölner Soziologen Marita Jacob und Ansgar Hudde im "Journal of Marriage and Family" veröffentlicht haben.

    Ein kleiner Junge spielt Fußball, während ein Erwachsener im Tor steht. Von ihm sieht man nur ein Bein im Bild.
    Zugleich zeigt die Analyse, dass Eltern durchweg häufiger das Gefühl haben, ihr eigenes Leben sei sinn- und wertvoll. (picture alliance / Westend61 / Kate Bagler)
    Dass Eltern im Mittel unzufriedener sind als Kinderlose, gilt demnach tendenziell eher für Frauen als für Männer. Und da wiederum besonders für Frauen, die zum Beispiel alleinerziehend oder noch sehr jung sind, keine höheren Bildungsabschlüsse haben oder in einem Land mit schlechter Kita-Versorgung leben.

    Skandinavische Eltern haben es besser

    Laut Hudde könne man allgemein sagen, wo Elternschaft besonders herausfordernd sei, gehe das auf Kosten der Zufriedenheit.
    In skandinavischen Ländern indes bedeuten Kinder laut der Analyse für Eltern mehr Zufriedenheit. Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark seien generell recht kinderfreundlich, führte der Wissenschaftler aus. Viele Menschen schätzten Kinder. Es gebe eine sehr gute Kinderbetreuung und Sachen wie das Elterngeld, das Deutschland zum Beispiel aus Schweden übernommen habe. 

    Deutsche Familienförderung braucht neuen Schwung

    Die skandinavischen Regierungen seien seit langem darum bemüht, Eltern sowohl finanziell als auch zeitlich zu entlasten. Zugleich erfolge das stets mit einer Gleichstellungsperspektive. Offenbar trage das Früchte.
    Aus Sicht der Forscher braucht die deutsche Familienförderung neuen Schwung. Ende der 2000er Jahre hätten international viele gestaunt, wie sehr sich die deutsche Familienpolitik nach vorn bewegt habe mit Kita-Ausbau und Elterngeld. Von diesem Schwung sei heute kaum noch etwas zu spüren. 

    Leben mit Kindern wird indes über Landesgrenzen hinweg überall als sinnvoll empfunden 

    Zugleich zeigt die Analyse der beiden Soziologen, dass Eltern durchweg häufiger das Gefühl haben, ihr eigenes Leben sei sinn- und wertvoll. Dieser positive Zusammenhang zwischen Elternschaft und Lebenssinn gelte sowohl für Frauen als auch für Männer und unabhängig vom sozialen sowie nationalen Kontext.
    Laut Hudde zeigt sich eine veränderte Mentalität. Es gehe vereinfacht gesagt nicht nur darum, Spaß zu haben im Leben. Leute wollten auch, dass ihr Leben Sinn ergebe und sie zu etwas Größerem beitrügen, das über sie selbst hinausweise. Viele fänden das in der Elternschaft.

    43.000 Teilnehmer befragt

    Die Studie basiert auf Daten von mehr als 43.000 Teilnehmern. Sie wurden im Rahmen des European Social Survey befragt. Die Wissenschaftler haben mit der Lebenszufriedenheit und dem Sinn im Leben zwei Schlüsselkomponenten eines guten Lebens, wie es heißt, bei Erwachsenen mit und ohne Kinder untersucht. 
    Diese Nachricht wurde am 24.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.