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Andreas Romberg: String Quartets

... mit Norbert Ely am Mikrofon. Herzlich willkommen zu Kammermusik und damit zu einem Genre, in dem beinahe täglich Vergessenes wiederentdeckt wird. Manchmal denkt man zunächst, irgendetwas schon einmal gehört zu haben. Aus dem Abstand von zwei Jahrhunderten klingt eben doch manches sehr ähnlich. Zum Beispiel irgendwie nach Haydn, könnte aber vielleicht auch Pleyel sein, ist aber Romberg, Andreas, also ein weiland ziemlich bekannter Geiger und Zeitgenosse Beethovens: * Musikbeispiel: Andreas Romberg - aus: Streichquartett Es-dur op. 1,1 Das war erst einmal das Leipziger Streichquartett mit dem Kopfsatz zu dem Quartett Es-dur op. 1,1 von Andreas Romberg. Die Leipziger haben die drei Streichquartette op.1 bei Dabringhaus und Grimm eingespielt und nun vorgelegt. Der erste Eindruck: geistvolle Stücke, geistvoll gespielt. Man möchte sie durchaus einmal im Konzert hören. Vielleicht nicht allzu häufig; das geben sie dann doch wohl nicht her. Aber einen Gewinn für das Gelegenheitsrepertoire stellen diese Werke zweifellos dar. Doch zunächst: Wer war Andreas Romberg. Bekannter ist Bernhard Romberg, der Cellist. Die beiden waren Vettern. Ihre Väter, die ihrerseits Musiker von begrenztem Bekanntheitsgrad waren, schickten ihre Söhne auf die gemeinsame Reise, und zwar unter dem nicht ganz korrekten Label "Die jüngeren Brüder Romberg". In Bonn machten sie die Bekanntschaft des jungen Beethoven, der das Cellospiel des Bernhard Romberg schätzte. Der war überhaupt der erfolgreichere der beiden Vettern und schaffte es bis zu einer angesehenen Stellung in Paris. Andreas hingegen reüssierte in Paris gar nicht und wirkte vor allem in Hamburg. Mitte der 1790er Jahre waren beide gemeinsam in Italien, und in eben dieser Zeit schrieb Andreas Romberg, der Geiger, seine Streichquartette op. 1. Er ist wohl so etwas wie ein Virtuose gewesen, obwohl Louis Spohr sein Spiel als zu kalt empfand. Zusammen machten Andreas und Bernhard immerhin ziemliche Sensation, und diese musikalische Vetternwirtschaft hat sich auch in der Struktur der Streichquartette niedergeschlagen. Oberflächlich besehen scheinen die Quartette tatsächlich in der Tradition Haydns zu stehen. Der Tonfall ist sehr ähnlich, wenn man von etlichen unvermuteten Einfällen, manchmal sogar Einlagen absieht, die sich hie und da finden. Aber Andreas Romberg hatte wohl doch mit dem Streichquartett etwas anderes im Sinn als die Fortsetzung des vierstimmigen polyphonen Satzes mit anderen Mitteln. In Wahrheit handelt es sich eher um Duos für Violine und Violoncello, die mit Hilfe von zwei zusätzlichen Mittelstimmen auf Hochglanz gespachtelt worden sind. Das spricht keineswegs gegen die Werke; Andreas Romberg hat hier durchaus experimentiert und versucht, dem Streichquartett einen konzertanten, bisweilen virtuosen Anstrich zu geben. Und da er, wie angedeutet, eigentlich nie um Einfälle verlegen war, hört man diesen Experimenten gern zu. Allerdings stellt sich auch nicht der Eindruck ein, an diesen Quartetten könnten sich nun Generationen von Musikern abarbeiten. Sie scheinen ziemlich erschöpflich. Leicht sind sie deswegen noch lange nicht. Im Gegenteil: vor allem sich selbst hat Andreas Romberg mit so mancher Schwierigkeit bedacht, und da gerät das Leipziger Streichquartett auch gelegentlich an seine Grenzen; dem Primarius Andreas Seidel fehlt eben doch die Gabe zum großen Auftritt als Virtuose, während Matthias Moosdorf den Cellopart eher in der Tradition des kultivierten Quartettspiels meistert und damit nicht so falsch liegt, weil sein Instrument eben doch nicht so exponiert ist wie die Primgeige. Dennoch bleibt ein sympathischer Gesamteindruck, der durch die langsamen Sätze noch verstärkt wird. Das Andante con expressione aus dem Quartett F-dur op.1,3 von Andreas Romberg. * Musikbeispiel: Andreas Romberg - aus: Streichquartett F-dur op. 1,1 Andreas Romberg: Streichquartett F-dur op. 1,3. Sie hörten das Leipziger Streichquartett mit dem Andante con espressione. Das Ganze ist, wie gesagt, bei Dabringhaus und Grimm erschienen.

Norbert Ely |