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Andrew Hill Quintet

Was seine manchmal schon etwas sperrige Musik anging, war er ein mutiger Querdenker und sensibler Lyriker zugleich. Er führte seine Musiker in unbekanntes Klangterrain und überließ sie dabei keineswegs ihrem Schicksal, sondern hielt die Zügel behutsam in der Hand.

    So gerieten auch seine komplexen Kompositionen immer zu flexiblen Improvisationsvehikeln, die sich so manchen melodischen Schlingerkurs erlaubten, dabei aber unbeirrt ihre klare Richtung verfolgten. "Diese magischen Momente, wenn Rhythmen und Harmonien sich gleichsam selbst erweitern und wenn die Spieler selbst zu Instrumenten werden, kann man nicht konstruieren oder lernen - man kann sie nur fühlen", sagte Andrew Hill einmal. Der Pianist, der am 20. April dieses Jahres starb, ist in Jazz Live noch einmal mit der Aufzeichnung eines Konzertes zu hören, das Musikern wie Zuhörern eine ganze Reihe solcher Momente bescherte - und das eindrucksvoll aufzeigt, wie beabsichtigte Schräglagen in Zusammenspiel und spielerischer Interaktion mit faszinierendem Groove und intensiver Performance auf den besten gemeinsamen Nenner gebracht werden können.

    Jazz Happening Tampere/Finnland, 4. November 2006