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Android in der Brusttasche

Diese Woche startete mit einer Pressekonferenz in Hamburg der Verkauf eines neuen Handys, das schon vorab in der Szene für viel Aufsehen gesorgt hat – das G1: Einmal wegen seines nicht unumstrittenen Designs und vor allem wegen seines Betriebssystems.

Jan Rähm im Gespräch mit Manfred Kloiber |
    Manfred Kloiber: Das Betriebssystem heißt Android, ist von Google und basiert auf Linux, dem Musterbeispiel für Open-Source-Software. Jan Rähm hat sich ein Testgerät geben lassen und konnte es schon wenig für uns austesten, oder?

    Jan Rähm: Ja, damit konnte ich jetzt schon ausgiebig telefonieren, surfen, mailen und was man sonst noch so alles mit dem Telefon macht.

    Kloiber: Beschreiben Sie doch dieses Telefon G1, wie sieht es aus, was ist das Besondere rein äußerlich?

    Rähm: Das Besondere rein äußerlich ist, hier wurde ein völlig neues Konzept verwirklicht. Andere Telefone haben entweder eine Barrenform, dann ist oben das Display und unten die Tastatur, oder die Tastatur wird unter dem Gerät herausgezogen. Beim G1 haben die Entwickler einen neuen Ansatz gewählt, hier wird das Display nach oben heraus geklappt, das heißt, nach rechts dreht es sich so heraus und legt dabei die Tastatur frei. Wenn man es heraus geschoben hat, wandelt sich die Bildschirmdarstellung von hochkant auf quer.

    Kloiber: Ich habe es selber noch nicht gesehen, ich habe aber schon viele Vorberichte gehört und die waren eigentlich in der Meinung zum Design eindeutig: das sähe furchtbar aus.

    Rähm: Ich denke, das ist Geschmackssache. Am Anfang habe ich auch gesagt, das ist eher klobig, gefällt mir nicht ganz so gut. Ich habe jetzt ein schwarzes erwischt, ich wollte auch gerne ein schwarzes haben, weil es sieht sehr dezent aus, es wirkt sehr geschäftlich, und es gefällt mir immer besser. Ich finde es nicht zu dick, es liegt sehr gut in der Hand und passt auch in die Hosentasche. Es ist vielleicht ein bisschen schwer, um es jeden Tag in der Jackentasche oder in der Brusttasche von einem Hemd mit sich zu tragen, aber in der Hosentasche ist gut aufgehoben. Es gibt dazu extra noch eine kleine Tasche, in die man es hinein stecken kann, dann ist es auch gut geschützt.

    Kloiber: Gehen wir noch einmal auf den Punkt ein, was ist das Besondere an diesen Betriebssystemen?

    Rähm: Android ist das erste, jetzt richtig nutzbare Betriebssystemen auf Linux Basis für das Handy. Es gab in der Vergangenheit schon einige Systeme auf Linux Basis, die auch auf Handys gekommen sind, doch entweder war deren Quellcode nicht frei einsehbar oder die Telefone haben sich im Alltag als er untauglich erwiesen wie beispielsweise das Openmoko-Projekt. Das war noch nicht so richtig einsetzbar, da hat es an vielen Funktionen noch gekrankt. Und jetzt beim G1: das ist frei und intuitiv bedienbar, man nimmt das aus der Verpackung, startet es, man braucht dafür einen Google Account, um es zu aktivieren, aber danach ist es völlig frei bedienbar, so wie man es von anderen Smartphones - Geräte, die mehr können als nur telefonieren - kennt.
    Kloiber: Google hatte ja versprochen, dass es, so wie es sich für ein Linux Betriebssystems gehört, völlig öffentlich gemacht wird, damit sich jeder damit beschäftigen kann und dafür auch Anwendungen programmieren kann. Was hat der Anwender davon, wenn man das frei einsehen kann und Anwendungen dafür programmieren kann?

    Rähm: Der Anwender hat zweierlei Dinge davon: das erste ist, er kann sich relativ sicher sein, dass die Software auf dem Handy noch sehr lange gepflegt werden wird, auch wenn Google oder der Hersteller schon andere Projekte angegangen sind und sich eher weniger darum kümmern. Die freie Entwicklergemeinde, die weltweit existiert, wird sich weiter um das System kümmern, wird Schwachstellen ausbügeln, Sicherheitslücken schließen und natürlich neue Anwendungen erstellen. Und damit sind eher beim zweiten, viel wichtigeren Punkt: schon heute gibt es einige 100 Anwendungen, die in der Masse auch kostenfrei sind. Über ein spezielles Portal von Google, der Marketplace von Google, kann man die Anwendungen einfach anklicken und herunterladen und nach einer kleinen Nachfrage vom Telefon, ob man es wirklich installieren möchte, ist diese Anwendung dann auch auf dem Telefon und man hat eine neue Funktion, man hat ein Spiel oder ein Wörterbuch oder einfach nur kleine Spielereien, die einfach nur witzig sind, wie beispielsweise der Tricorder, der aus Star Treck bekannt ist.

    Kloiber: Was ist denn jetzt positiv und was ist negativ am neuen G1?

    Rähm: Besonders positiv ist, die Hardware und die Software scheinen sehr ausgereift, es ist sofort bedienbar, es macht sofort auch Spaß, es erschließt sich einem sehr schnell, wie es zu bedienen ist. Die Optik ist wie gesagt ein wenig gewöhnungsbedürftig, ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Negativ allerdings ist mir auch etwas aufgefallen, und zwar der Akku: der hält bei einer halbwegs normalen Nutzung, das heißt ich surfe ein wenig im Internet, hohle und schreibe einige E-Mails und telefoniere zwei bis dreimal am Tag, und das ist noch sehr wenig, bei hält dieses Telefon ganz knapp einen Arbeitstag lang durch. Zudem fehlen mir persönlich ein bis zwei kleine Anwendungen, wie zum Beispiel ein PDF-Viewer, wie er schon seit sehr langer Zeit für viele andere Plattformen angeboten wird. Und zum zweiten gab es kleinere Funktionsschwächen, die aber eher als Kinderkrankheiten einzuordnen sind und, so denke ich, sehr schnell behoben sein werden.