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Krebsvorsorge-Versicherung
Angebot der HanseMerkur stößt auf scharfe Kritik

Die Deutschen Krebsgesellschaft hält einen von der Versicherung HanseMerkur vermarkteten Bluttest zur Krebserkennung für "Scharlatanerie". Hintergrund ist ein von der Versicherung angebotenes Vorsorgepaket.

    Krebsvorsorge - hier eine Hautuntersuchung - gehört für viele zur regelmäßigen Routine beim Arztbesuch. Ob ein Bluttest bei der Vorsorge hilft, ist allerdings umstritten.
    Krebsvorsorge - hier eine Hautuntersuchung - gehört für viele zur regelmäßigen Routine beim Arztbesuch. Ob ein Bluttest bei der Vorsorge hilft, ist allerdings umstritten. (imago / Emil Umdorf)
    Es umfasst einen jährlichen Bluttest auf Krebs namens "PanTum Detect" und - sollte der Test einen auffälligen Befund ergeben - anschließende, weiterführende Untersuchungen.

    "Studie erfüllt grundlegene wissenschaftliche Standards nicht."

    Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks gibt es jetzt aber scharfe Kritik an dem Bluttest. Der Hersteller, die Firma Zyagnum, sieht die Wirksamkeit durch mehr als 60 Veröffentlichungen belegt. Eine davon sei am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf erstellt worden; sie soll auch in den Informationen der HanseMerkur zum angebotenen Versicherungspaket eine wichtige Rolle spielen.
    Die Medizinprofessorin Jutta Hübner von der Universität Jena hat allerdings große Zweifel an der Wirksamkeit des Tests. Hübner leitet in der Deutschen Krebsgesellschaft die Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie. Ihrer Ansicht nach erfüllt die Studie der Hamburger Uniklinik grundlegende wissenschaftliche Standards nicht.
    Die Studie liefere insbesondere keine Belege, dass Menschen, bei denen der Bluttest ein positives Ergebnis hatte, deshalb besser behandelt oder gar geheilt werden können. In den Augen der Medizinprofessorin wird damit ein Produkt vermarktet, ohne dass es einen Nachweis einer Wirksamkeit gebe.

    Bluttest-Hersteller Zyagnum soll Hamburger Studie bezahlt haben

    Die Hamburger Studie, die laut Bayerischm Rundfunk auch bei anderen Medizinern auf Kritik stößt, sei zudem vom Hersteller des Bluttestes bezahlt worden. Dies sei aber erst nach den Recherchen des Bayerischen Rundfunks offengelegt worden.
    Auch Verbraucherzentralen sehen das Angebot der HanseMerkur-Versicherung kritisch. Nach Angaben des Bayerischen Rundunks erklärte das Projekt "Faktencheck Gesundheitswerbung" der Verbraucherzentralen NRW und Rheinland-Pfalz, man sehe die Werbung für das Versicherungsprodukt "sehr kritisch" und prüfe rechtliche Schritte gegen die Anbieter.
    Hier können Sie das Thema auch nachhören.
    Diese Nachricht wurde am 19.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.